Der Glaspalast - Amitav Ghosh

  • Originaltitel: The Glass Palace


    Über den Autor:


    Amitav Ghosh, 1956 in Kalkutta (jetzt Kolkata) geboren, wuchs in Bangladesch, Sri Lanka und Nordindien auf. Er studierte Geschichte und Sozialanthropologie in Neu-Delhi, und nach seiner Promotion in Oxford unterrichtete er an verschiedenen Universitäten Indiens und Amerikas. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen Kindern in New York, verbringt jedoch jedes Jahr mehrere Monate in Kolkata.
    Mit „Der Glaspalast“ (Blessing, 2000) gelang dem schon vielfach ausgezeichneten Autor weltweit der große Durchbruch, er wurde in zwanzig Sprachen übersetzt, und die Kritik war begeistert. Für seinen Erstling „Bengalisches Feuer oder Die Macht der Vernunft“ (Original 1986 erschienen) erhielt er den Prix Médicis Étranger, für „Schattenlinien“ (Original 1988 erschienen) wurden ihm mehrere der wichtigsten indischen Literaturpreise zuerkannt.


    Kurzbeschreibung:


    Birma 1885. Rajkumar, ein indischer Waisenjunge, erlebt die Britische Invasion und Ausweisung der Königsfamilie in Mandalay hautnah.
    Mit einem Strom anderer Plünderer wird er in den Glaspalast gespült und begegnet dort Dolly, einem der jüngsten Mädchen im königlichen Gefolge, das erste Mal. Für ihn ist es die Liebe seines Lebens. Doch Dolly geht mit der königlichen Familie ins indische Exil nach Ratnagari. Erst Jahre später begegnen sie sich dort wieder.
    Dolly folgt Rajkumar, der inzwischen ein erfolg- reicher Geschäftsmann ist, zurück nach Birma und gründet mit ihm eine Familie.
    Aber ihr Glück ist nicht von Dauer: Bald werfen der Zweite Weltkrieg und der Birmanische Unab- hängigkeitskampf ihre Schatten auf das Leben, das die beiden für sich und ihre Söhne geschaffen haben. Nach vielen Schicksalsschlägen verliert die schöngeistige Dolly schließlich das Interesse am weltlichen Leben und verlässt Rajkumar...
    Ca. ein Jahrhundert später begibt sich Jaya auf die Suche nach Spuren ihrer Vorfahren, um die letzten Rätsel um ihre Familie zu lösen.


    Meine Meinung:


    Keine Frage,der Mann kann gut erzählen.
    Amitav Ghosh erzählt allerdings eher hintergründig die im Klappentext angepriesene "Familiensaga",oder Geschichte von Rajkumar und Dolly,bzw. deren Nachfahren.Im Großen und Ganzen geht es Ghosh doch eher um seine persönliche Abrechnung mit dem Empire,Tyrannei und Terrorregimen dieser Zeit.Und wie es scheint agieren nur zufällig auch noch die drei Generationen von Protagonisten in diesem Buch.
    Da liegt das Problem."der Glaspalast" ist zu belletristisch,um ein geschichtliches Sachbuch zu sein und um ein guter belletristischer Roman zu sein fehlt es den Figuren an Tiefe,die Handlung wird zu oberflächlich angerissen und die Motivation der Protagonisten,dies oder jenes zu tun,nicht weiter erklärt.Das ist auf die Dauer doch recht langweilig.Ich hatte eher das Gefühl einen Film zu sehen....
    Trotzdem hat es sich gelohnt das Buch zu lesen,denn ich habe sehr viele Infos über die Geschichte Birmas,Malayas,Indiens und die Auswirkungen des ersten und zweiten Weltkrieg auf diese Gebiete erhalten.


    Fazit:
    Gutes Geschichtsbuch,mittelmässiger Roman.

  • Ich habe den Glaspalast von Amitav Gosh angefangen, um zu erfahren, wie es zu den heutigen Zuständen in Birma zu erfahren, bzw. wie es dazu kommen konnte. Leider kommt diese Epoche erst auf den letzten 70 Seiten vor und der Pusch der Generäle wird in einem Satz abgehandelt. Trotzdem waren selbst diese Seiten schrecklich, so scheint es ein Gesetz dort zu geben, dass man einen Antrag stellen muß, bevor man bei anderen übernachtet - ob verwandt oder nicht.


    Deswegen war das Buch aber keineswegs schlecht:
    Die Familiensaga fängt bei einem jungen Inder, der nach Burma reist um ein Auskommen zu finden und die Vertreibung des letzten Königs nach Indien an. Ausführlich wird vom Aufstieg des Inders im teakholzhandel, vom Leben der königlichen Familie erzählt. Später wird eine Art chinesischer (?) Ziehvater eingeführt, aus dem eine chinesisch(?)-amerikanische Familie entspringt. Der junge Inder gründet derweil mit einer Angestellten der royalen Sippe eine Familie. Erzählt werden die Erlebnisse der verschiedenen Generationen, sowie der Frau des Verwalters des königlichen Ortes.


    Durch diese Vielfalt wird die Geschichte Birmas und Indiens ausgebreitet, spannend geschrieben und nie langweilig. Nur mit den verschiedenen Stämmen bin ich ins Schleudern geraten. Insgesamt ein wunderschönes Buch, welches sich wohltuend aus dem Einheitsbrei der Kolonialromane raushebt.

  • Mit einigen Unterbrechungen habe ich das Buch nun endlich fertiggelesen.
    Die erste Hälfte des Buches gefiel mir gut, die Geschichte um Rajkumar, Dolly und das indische Exil der birmanischen Königsfamilie, aber die zweite Hälfte finde ich nicht besonders gelungen und ich habe mich dann eigentlich nur noch bis zum Ende durchgequält.


    Während die erste Hälfte sich auf die ursprünglichen Charaktere konzentiert, hüpfen wir danach ständig zwischen der zahlreichen Nachkommenschaft hin und her, die einem nie wirklich nahe kommt und manchmal wusste ich nicht mehr, wer denn nun wohin gehört. In dieser zweiten Hälfte fehlt mir der rote Faden und die Struktur, und an sich hangelt sich das ganze nur noch an den historischen Ereignissen entlang, und will gleichzeitig mit dem Schicksal der Nachkommen Schritt halten, aber irgendwie ist das misslungen. Nur am Ende, als Jaya ins Spiel kommt, hat es mich wieder mehr gepackt.


    Alles in allem finde ich das Buch, so wie es geschrieben ist, nicht besonders gelungen, obwohl es ein spannendes Unterfangen ist, die Geschichte dieser Region auf diese Weise zu verpacken. Wer sich für die Geschichte interessiert, ist vielleicht gut damit bedient.