Schreibwettbewerb Juni 2006 - Thema "Sport"

  • Thema Juni 2006:


    "Sport"


    Vom 01. bis 20. Juni 2006 könnt Ihr uns Eure Beiträge für den Schreibwettbewerb Juni 2006 zu o.g. Thema per Email an webmistress@buechereule.de zukommen lassen. Euer Beitrag wird von uns dann anonym eingestellt.


    Den Ablauf und die Regeln könnt Ihr hier noch einmal nachlesen.


    Bitte achtet darauf, nicht mehr als 500 Wörter zu verwenden. Jeder Beitrag mit mehr als 500 Wörtern wird nicht zum Wettbewerb zugelassen!


    Nur für registrierte Mitglieder mit mindestens 50 Beiträgen!


    Eine Bitte: Schickt uns Eure Beiträge als .doc oder .rtf und sendet sie uns als Anhang in einer Mail. Damit kommen dann auch Zeilenumbrüche, etc. richtig bei uns an. In Word könnt ihr dann auch die Rechtschreibhilfe nutzen und unter „Extras“ habt ihr die Möglichkeit „Wörter zählen“.


    Wir wünschen Euch viel Spaß und viel Erfolg!

  • von Voltaire


    (O-Ton Herbert Z.: „…unaufhörlich prasselt der Regen hernieder…….“)


    Musst du gerade jetzt die Decke abwischen?
    Was schaust du so? Natürlich hattest du dir diesen Nachmittag anders vorgestellt. Ich weiß, du wolltest hier nicht mit mir sitzen um die Radioübertragung eines Fußballspiels zu hören. Du hattest es ja oft genug gesagt.


    Ist dir das denn egal? Kannst du dich nicht auch einmal für Sachen interessieren, die ich gut finde? Musst du jetzt wirklich mit dem Geschirr klappern…..ja, ich höre dass der Kessel pfeift. Wieso soll ich denn jetzt den Kaffee aufbrühen, ich möchte die Übertragung mitbekommen. Du brühst doch sonst den Kaffee….


    (O-Ton Herbert Z.: „….keiner wankt. Eine Weltmeisterschaft ist nur alle vier Jahr, und wann einmal sieht man ein solches Endspiel.“)


    Ich weiß dass du mit mir reden wolltest. Aber muss das ausgerechnet heute sein?


    Ja, deine Mutter ist sehr krank, aber wir haben nun wirklich keinen Platz sie hier bei uns aufzunehmen. Ich dachte sie sollte ins Altersheim. Und auf der Couch im Wohnzimmer kann sie auch nicht schlafen, dann haben wir ja gar keinen Platz mehr für uns.


    Warum bist du bloß immer so hartnäckig? Na schön, dann schläft sie eben im Wohnzimmer. Nur bitte lass mich jetzt endlich Radio hören.


    (O-Ton Herbert Z.: „…….Boczik, immer wieder Boczik……..“)


    Einmal nur den Fritz Walter spielen sehen, so richtig in echt, das wär was!


    Nein, ich möchte keinen Kaffee mehr! Nein jetzt nicht!
    Wieso haben wir denn kein Bier im Haus? Immer hackst du auf mir rum. Ich kann doch nichts dafür dass ich keine Arbeit finde. Dabei hat der Adenauer allen Arbeit versprochen die Arbeiten wollen. Die dreißig Pfennig für ein Bier hätten wir ja wohl noch übrig gehabt.


    Sei doch mal ruhig. Nun habe ich nicht mitbekommen was der Zimmermann gesagt hat.


    (O-Ton Herbert Z.: „……..Kopfball von Schäfer………“)


    Der Rudi der ist in die Schweiz gefahren, seine Frau kommt ja daher. Ich hätte mitfahren können, aber dann hättest du ja auch mitgewollt………


    (O-Ton Herbert Z.: „…..aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Toooooor - Tooor für Deutschland…….“)


    Ich glaub es nicht, der Helmut! Ich hab dir doch immer gesagt, aus dem Jungen wird noch mal was. Wer der Helmut ist? Der Helmut Rahn natürlich. Der Junge wohnt doch dahinten bei der Luisen-Zeche…..


    (O-Ton Herbert Z.: „……..Auuuus – Auuus – Das Spiel ist aus. Deutschland ist Weltmeister – schlägt Ungarn mit 3:2…….“


    Deine Mutter ist jetzt wirklich nicht wichtig! Wir sind Weltmeister! Da muss auch deine Mutter mal ein wenig zurückstehen. Hol doch mal den Kognak aus dem Schrank – für besondere Gelegenheiten sollte der sein, hast du selbst gesagt.


    Hab ich dir eigentlich schon mal erzählt wie wir uns den damals bei Dünnkirchen unter den Nagel gerissen haben? Ja, ja – ist ja schon gut, es waren bestimmt nicht an die zwanzig Mal, höchstens drei- oder viermal hab ich dir davon erzählt, und meistens bist du sowieso eingeschlafen.


    So, gib mal 5 Mark, ich geh jetzt mit den Jungs noch ein Bierchen trinken.....

  • von Lotta


    Trippelnd kleine Schritte, ein helles Lachen, weil Marmelade an den Fingern besser schmeckt als auf dem Brot. Eine Schaukel, die mit einem kleinen Stoß bis hin zu den Wolken fliegt, ein blaues Pflaster mit roten Elefanten drauf, falls sich ein spitzer Stein in den Speichen der Stützräder verfängt. Eine Höhle aus Polsterkissen, in der es von Pandabären, Hundebabys und Zwergkaninchen nur so wimmelt. „Ich werde mal Tierärztin“ sagt Lisa und streicht der Miezekatze wohlwollend über das feuchte Fell.


    Das neue Kleidchen zwickt und kneift. Mama presst die Lippen zusammen, sodass diese ganz blass werden und hängt den neuen Diätplan an die Kühlschranktür.
    „Komm schon, ich habe eine Überraschung für dich!“
    Lisa hält den Schnuffhund fest umklammert und lässt sich widerstandslos in den Autositz schnallen, Mama lacht und erzählt viel, von großen Ballerinas, längst vergessenen Träumen und davon, dass sich Lisa sicher freuen wird. Der Kurs hätte sehr viel Geld gekostet. Lisa kennt nur die Plastikmünzen aus der Spielbank, versteht die Hälfte nicht und mummelt sich stumm in die glückliche Stimme der Mutter ein.


    Die Turnhalle ist groß, die Schuhe haben schöne Schleifchen und sind doch viel zu eng. Die Mutter winkt und lässt die Tür hinter sich zu fallen, der Hund sitzt auf der Bank, guckt sie an mit den Knopfaugen und kann doch nicht helfen.
    „Bind dir deine Haare zusammen!“
    Lisa sieht sich unbehaglich um und hat doch noch gar nicht gelernt, das alleine zu machen. Sie fühlt sich auf einmal wie ein kleiner Vogel, der fliegen soll, obwohl jeder Flügelschlag noch schmerzt wie tausend Nadelstiche.


    Grazile kleine Schritte, ein ernstes Gesicht, Spannung im ganzen Körper. Die Männer am Rande des Saals lassen ihre strengen Blicke über die Tänzerinnen schweifen, sie weiß, dass sie es richtig machen muss. Die beklemmend stickige Luft im Raum trägt die Stimme ihrer Mutter bis zur Tanzfläche. Volle Punktzahl.
    Sie traut sich kaum auszuatmen, steigt ins Auto und denkt nur kurz an die Kirmes, die zurzeit in der Stadt ist, an die Zuckerwatte, die sie gerne gegessen hätte.


    „Wollten Sie schon immer Ballet tanzen?“
    Der Reporter riecht schlecht aus dem Mund. Sie starrt das Mikrophon an, beginnt es zu hassen und erinnert sich rechzeitig daran, zu lächeln bis ihr die Kiefer schmerzen.
    „Schon seit ich denken kann!“


    „Am Freitag ist eine Party…“
    „Lisa! Da hast du Wettkampf!“
    Sie wirft die Tür hinter sich zu und das ganze Leben scheint eine große, kalte Turnhalle zu sein, deren Türen man verschlossen hat. Wenn sie darauf achtet, zwickt das Kleidchen noch immer. Die Schere liegt auf dem Schreibtisch, scheint verführerisch aufzublitzen. Rosafarbene Fetzen fliegen durcheinander, rieseln durchs Zimmer wie Schneeflocken, bedecken auf dem Bett sitzende Teddybären, Spitzmäuse und Dinobabys.
    „Ich werde mal Tierärztin“ sagt ganz entfernt eine leise Stimme, die erstickt klingt, ganz so als presste jemand eine kräftige Hand auf den zarten Kindermund.

  • von Sinela


    „Das ist doch wohl nicht dein Ernst, oder? Du kannst jetzt nicht joggen gehen, wir sind bei Bärbel und ihrem Mann zum Essen eingeladen!“
    Wutentbrannt schaute Margret ihren Mann, der sich in aller Ruhe die Schuhe zuband, an.
    „Ich gehe immer nach der Arbeit joggen, das weisst du ganz genau. Ich komme dann einfach nach, wenn ich fertig bin.“
    „Ich habe diese Scheiss-Lauferei satt bis zum geht nicht mehr! In jeder freien Minute rennst du durch die Landschaft, stundenlang. Was ist mit mir? Ich sehe dich kaum noch, von gemeinsamen Unternehmungen ganz zu schweigen. So habe ich mir unsere Ehe nicht vorgestellt!“
    „Lass uns nachher darüber reden, okay? Ich muss jetzt los.“
    Fassungslos schaute Margret die Wohnungstür an, die sich hinter ihrem Mann geschlossen hatte. Er hatte sie einfach stehen lassen! So nicht, schwor sie sich. Es würde nicht so weitergehen, sie hatte die Schnauze gestrichen voll von seiner Sport-Besessenheit!


    Martin Bäuerle atmete tief durch. Es gab doch nichts schöneres, als durch Wald und Flur zu laufen, den Wind zu spüren, der einem die laue Frühlingsluft zufächelte und sich von den warmen Strahlen der Maisonne wärmen zu lassen. Gleichmäßig lief er die Wege und Straßen entlang, Kilometer um Kilometer blieb unter seinen Füßen zurück. Schade, dass Margret seine Lauf-Leidenschaft nicht teilte. Ein bisschen Bewegung würde ihr nicht schaden. Ein Grinsen hellte sein Gesicht auf, ließ es um Jahre jünger aussehen. Aber dieser Augenblick währte nur kurz, dann verdüsterte sich seine Miene wieder. Die ewigen Vorhaltungen seiner Frau gingen ihm furchtbar auf die Nerven. Gut, es stimmte, seit einem Vierteljahr lief er in jeder freien Minute, aber schließlich wollte er in gut einem Monat an dem Marathon im Mainz teilnehmen, bis dahin musste er so viel trainieren wie möglich. Wieso konnte sie da kein Verständnis dafür aufbringen? Im Gegenteil: Sie sollte ihm eigentlich dazu gratulieren, dass er seinen inneren Schweinehund hatte überwinden können. Schließlich war er viel zu viele seiner bis jetzt 38 Jahre faul auf dem Sofa herumgelegen. Er wollte..... Der jähe Schmerz in seiner Brust unterbrach seinen Gedankengänge abrupt und ließ seine Füße ins Stocken geraten. Nach Luft schnappend schleppte er sich mühsam vorwärts. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn, Todesangst machte sich in ihm breit. Seine Knie wurden weich, die Schwärze vor seinen Augen nahm immer mehr zu, seine Kräfte schwanden. Er brach zusammen und blieb regungslos auf dem Asphalt des Gehweges liegen.
    „Bleiben Sie ganz ruhig“, hörte er noch eine Stimme aus weiter Entfernung.
    „Der Krankenwagen ist schon unterwegs.“


    Nachdenklich schaute die junge Frau ihren Mann an. Die vielen Apparate, mit denen seine Körperfunktionen überwacht wurden, machten ihr Angst. Ob er wohl wieder gesund werden würde? Das hatte er jetzt von seiner blöden Lauferei. Sie wusste schon, warum sie keinen Sport trieb. Mit einem letzten Blick auf das Bett wuchtete sie ihre 140 kg aus dem Stuhl und watschelte mit kleinen Schritten aus dem Zimmer.

  • von Schwarzes Schaf


    Ich schaue hinunter auf meine Armbeuge, wo noch das kleine Loch und ein winziger Blutstropfen zu sehen sind. Ich strecke den Finger aus und wische das Blut weg, lutsche meinen Finger ab. Das Blut schmeckt nach Eisen, widerlich und irgendwie falsch. Ich sollte es nicht schmecken, es sollte gar nicht erst da sein.
    Aber ich habe mich so entschieden. Nein, falsch, ich wurde gezwungen mich so zu entscheiden. Sie haben gesagt, wenn ich noch einmal versage, fliege ich raus. Dann wäre es um mich geschehen. Was hätte ich sonst tun sollen? Welche Wahl hatte ich schon?
    Ich spüre nichts. Nichts verändert sich. Sollte die Wirkung nicht langsam einsetzen? Ich kenne mich nicht aus, ein Freund hat es mir besorgt und meinte es wäre das Beste was ich tun könnte. Ich vertraute ihm. Was das richtig? Ich weiß es nicht.
    Plötzlich geht es los. Der Stadionsprecher brüllt in sein Mikrophon und meine 10 Mannschaftskollegen und ich dehnen uns ein letztes Mal. Da kommt auch schon der Coach. Er brüllt etwas von „gewinnen“ und „fertig machen“, da werde ich schon von hinten in den Gang gedrängt, der auf das Spielfeld führt. Ich hasse diesen Gang. Früher habe ich ihn einmal geliebt, doch das ist lange her. Damals, als ich noch jung war. Damals, als ich zu den Besten gehörte. Und jetzt? Jetzt gibt es andere, die meine Stelle eingenommen haben, andere, die diesen Gang lieben. Und ich? Ich versuche einfach mich zu halten. Versuche nicht abzurutschen. Unmöglich.
    Wir erreichen den Rasen. Das Stadion ist ausverkauft, die Menschen jubeln uns zu. Nein, sie jubeln den jungen Spielern zu, denen, die jetzt die Besten sind. Ich bin nur noch Ballast. Aber nicht heute. Heute werde ich wieder wie früher.
    Der Pfiff. Es hat angefangen. Ich laufe. Lange, und spüre nichts. Wirkt es nicht? Bitte lass es wirken! Und da, nach einer Ewigkeit, wie es mir vorkommt, spüre ich es. Mein Herz. Es pumpt schneller, ich atme leichter. Oh Gott, es klappt. Ich werde euphorisch, merke wie leicht es mir fällt mit den anderen mitzuhalten. Fange den Ball ab, gebe weiter. Ich spiele gut und werde immer glücklicher. So wie früher. Es ist so wie früher! Ich spiele einige gute Manöver und bin sogar an einem Tor beteiligt. Ich fühle mich wie in einem Traum, die Menge feuert mich an, brüllt meinen Namen. Es fühlt sich gut an.
    Doch da passiert es. Ein Ziehen, ein Stechen in meinem Herzen. In dem Herzen, das eben noch so schnell geschlagen hat, dass ich das Gefühl hatte, ich könne alles schaffen. Nein, denke ich. Nein. Ich versuche es zu ignorieren. Aber dann bekomme ich keine Luft mehr, falle auf den Boden. Ich umklammere meine Brust, versuche mein Herz zu beruhigen. Es geht nicht. Es wird immer schlimmer. Ich röchle. Ich höre Stimmen, Schreie. Menschen, die über mir stehen. Ich will in ihre Gesichter sehen, doch sie verschwimmen vor meinen Augen.
    Ich spüre nichts mehr. Weder mein Herz, noch irgendetwas anderes. Es ist vorbei. Ich bin gefallen.

  • von Nudelsuppe


    Ich hatte die Fenster mit einem schwarzen Bettlaken verhängt, doch an der linken Seite schlich sich die Morgensonne in mein Zimmer und blendete mich.


    „Giraffen“, dachte ich. Es war mein erster Gedanke an diesem frischen Tag. Ich war schon seit einem Jahr in Berlin, doch ich kannte immer noch niemanden hier. Die Stadt war voll mit Menschen, mit denen ich nichts zu tun hatte, und die nichts mit mir zu tun hatten.


    Im Zoo hatten sie welche. Giraffen. Auch Elefanten, Lemuren, und jede Menge Vögel. Den einen oder anderen Papageien. Ich mochte sie nicht. Es klingt vielleicht seltsam, aber ich habe Angst vor Vögeln. Vor allem vor Papageien. Man weiß nie, was sie denken, und dabei reden sie auch noch. So ähnlich wie Frauen. Es ist schon lange her, dass ich mit einer Frau zusammen war, damals, auf Island. Sie mochte Schafe, und sie wurde schwanger. Aber bevor sie unser Kind bekam ging sie nach Amerika. Damals beschloss ich, nur noch Sachen aus der Dose zu essen. Wenigstens da kann man sicher sein, dass das, was drin ist, auch wirklich tot ist.


    Seitdem ich in Berlin bin gehe ich jeden Tag in den Zoo. Ich schaue mir die Elefanten an und hasse sie. Danach gehe ich zu den Lemuren und hasse sie ebenfalls. Am Schluss bin ich bei den Giraffen, und die hasse ich nicht. Oft stelle ich mir vor, wie es wäre, eine Giraffe zu sein, den Hals zu recken und den ganzen Tag den Kopf in die Luft zu halten. Aber ich betrachte vor allem ihre Beine. Als Giraffenjockey muss man das einschätzen können, wie schnell sie rennen, und Giraffen rennen sehr, sehr schnell. Tatsächlich bin ich noch nie geritten, aber für einen Pferdejockey bin ich zu groß. Und außerdem hasse ich Pferde.


    Wenn ich in mein Zimmer zurückkomme schaue ich an die Wand, auf die ich mit einem schwarzen Filzstift die Landkarte von Afrika gemalt habe. Überall, wo es Giraffen gibt, stecken Markierungen in der Wand. Und dann stelle ich mir vor, wie ich mit anderen Jockeys am 1. afrikanischen Giraffenrennen teilnehme. Ich werde der einzige Weiße sein, und alle werden mich auslachen, vor allem die Frauen. Die lachen immer. Aber am Ende werde ich alle überraschen und gewinnen, und die hübscheste der Frauen, eine mit einem irrsinnig langen Hals, wird ihre Arme um mich schlingen und Kinder von mir haben wollen. Wir werden im Busch leben, Giraffenbabys großziehen, und natürlich unsere eigenen Babys, von denen wir jedes Jahr ein Neues haben werden. Und aus den ganzen leeren Dosen werden wir uns ein prachtvolles Häuschen bauen, das unter der afrikanischen Sonne funkelt und glänzt.


    „Giraffen sind gut“, sagte ich jetzt laut, und stand auf.

  • von Herr Palomar


    Unter dem tosenden Beifall, gefolgt von Gesängen von tausenden von begeisterten, euphorischen Fans im ausverkauften, modern ausgestatteten Stadion, spielt der talentierte Abwehrchef nach dem weiten Abschlag des Torhüters, das Vorpressing der gegnerischen Mannschaft vermeidend, den Ball zielsicher zum genialen Spielmacher, der für die Jugend und die Mannschaft ein Vorbild ist und der den hohen Ball sicher mit der Brust aus der Luft annimmt, ihn gekonnt abtropfen lässt und Maradona-gleich, zur Ehre der Nation und zum Wohlgefallen des erfahrenen Kenners, der mit der Zunge schnalzt, den starken Gegner umdribbelt, den nächsten tunnelt und die Bananenflanke auf den Kopf des kopfballstarken Mittelstürmerstars schlägt, woraufhin der gegnerische Torhüter, vom Flutlicht geblendet auf der Torlinie elegant hechtet, die Kirsche doch noch an die Latte faustet und der Verteidiger nach leider notwendigen Foulspiel mit Folge eines zerrissenen Trikots und einer rotgelben Karte eingreift und, da der Schiedsrichter immer recht hat, gibt es auch noch einen Elfmeter in der 90. Minute, die Chance auf den überraschenden, aber verdienten Ausgleich und Verlängerung, was eine atemberaubende Spannung bis hin zum Herzinfarkt für den vor Freude über das sonst faire Spiel von seinem Platz auf und ab hüpfenden Zuschauers bedeuten könnte, wäre da nicht das belebende, brüderliche Gefühl der sportlichen Gemeinschaft bei der guten Aussicht auf den Erfolg der besten Mannschaft, die nicht nur aus einzelnen herausragenden Spielern besteht, sondern auch aus jungen Talenten und einem großen Zusammenhalt der elf Freunde auf dem Platz sowie den jubelnden Kollegen auf der Bank im großen Finale der Fußballweltmeisterschaft im eigenen Lande.


    In einem abbruchreifen Stadion, an dem Stiftung Warentest beim Notengeben ihre wahre Freude hätte, begleitet vom bölkenden Geschrei der hirnlosen, besoffenen Hooligans mit mehr Luft im Kopf als im Ball, die den gefährlichen Brandsatz schon abwurfbereit in der Tasche versteckt haben, dümpelt das bisher torlose, langweilige Gurkenspiel für nie erwachsen werden wollende Buben dahin, während der Ersatzspieler „Krücke“ den Ball mit der Eleganz eines tanzenden Daniel Küblböck in Abseitsposition verstolpert, worauf nach einem brutalem Foul der empfindlichen Ballackwade, bei dem es im Privatleben Anklagen wegen Körperverletzung gegeben hätte, aber im Sport ist alles Mord, die Pfiffe gellen, der Blindenhund führende und Blindenstock tragende, bestochene Schiedsrichter trotz verzweifelten, lauten Einspruchs des empörten Trainers sein Fehlurteil spricht, ein völlig unberechtigter Strafstoss verhängt wird und nachdem dieser erst peinlich schlecht und halbhoch in die Mitte des Tors gezielt, verschossen wird, der überalterte, am Knie verletzte Torwart den Ball aber nicht festhalten kann und dann im schlappen Nachschuss eines Abstauberstars doch noch über die Linie ins heimatlose Tor trudelt, die Verlängerung also nötig wird sowie die Tagesthemen verschoben und, wie von Elke Heidenreich schon in ihrer Sendung „Lesen“ befürchtet, die Bibliotheken wegen finanziellen Ressourcenmangel, der für Fußball vergeudet wird, geschlossen werden müssen, während die nur für Dauerfußball interessierte Jugend bei den nächsten Pisatests versagt, Hartz Vier auch dem Trainer droht, die für arme Fußballfans, die am Herzinfarkt sterben, notwendigen Krankenhäuser streiken und der entnervte Zuschauer trotz fehlgeleiteter Nationalstolz-Welle die mehr als 20-minütige Werbepause oder noch besser den Spielabbruch, aber bestimmt nicht das Elfmeterschießen herbeisehnt.

  • von Churchill


    Ein genialer Pass von Zidane. Henry muss nur noch einschieben. Oder lupfen. Oder vorbeiziehen. Henry schießt den Torwart an. Zidane stößt einen Koreaner um. Schiedsrichter Archundia Tellez aus Mexiko zieht Gelb für Zidane. Seine zweite. Gegen Togo muss er draußen bleiben. Der unwichtige Archundia stiehlt dem großen Zidane vielleicht sein letztes Spiel...


    Ich war der Beste. Wenn ich ehrlich bin, war ich der Allerbeste. Kein anderer kannte sich so gut aus. Jedes Detail. Wirklich jedes. Die Torstatistik Rummenigges . Dass Briegel vorher zehnkämpfte und Toni Schumacher mit den Höhnern heulte. Und warum Gaby Schuster Schuld daran war, dass ihr Bernd auch in der Nationalmannschaft nichts zu melden hatte. Die Ergebnisse der Bundesligisten seit Bestehen der Liga? Kein Problem.


    Mario war mein bester Freund. Der Kapitän unserer Mannschaft. Gleichzeitig der Trainer. Zwei Köpfe größer als ich. Ich war Ersatzspieler. Erster Ersatzspieler. Immer schon. Unser nächster Gegner eine Schulklasse. Ihr Lehrer sollte pfeifen. Er erschien nicht. Darum pfiff ein anderer. Mario hatte ihn bestimmt. Den ersten Ersatzspieler.


    Eine Pfeife hatte ich natürlich immer dabei. Und die Karten. Ich sehnte mich nach der Bank, aber ich stand am Mittelkreis und pfiff. Sie spürten eher den Lufthauch, als dass sie den Ton der Pfeife hörten. Jedenfalls begannen sie.


    Ein ausgeglichenes Spiel. Mal schossen unsere, mal die anderen. Wie das eben so üblich ist. Linienrichter Fehlanzeige. Wenn der Ball im Aus war, wartete ich einfach, wer sich das Leder schnappte. Nur im Streitfall schritt ich ein. Im Zweifel natürlich für die anderen. Schließlich darf ein Schiedsrichter nicht parteiisch sein. Zumindest sollte er nicht das Team bevorzugen, dessen Ersatzspieler er ist. Dessen erster Ersatzspieler.


    Irgendwann stand es zwei zu zwei. Bald musste Schluss sein. Die Souveränität beim Blicken auf die Uhr übertraf meine läuferische Leistung um Längen. Dennoch hielten sich offenbar die Fehlentscheidungen in Grenzen. Jetzt griffen noch einmal die anderen an. Der Mittelstürmer überspielte zwei unserer Abwehrspieler. Der dritte haute ihn um. Im Strafraum. Der dritte war Mario. Ich stand dummerweise direkt daneben. Pfiff sofort. Viel lauter als vor 88 Minuten. Elfmeter! Und zückte die gelbe Karte. Endlich war Gelegenheit, sie aus der Brusttasche zu ziehen.


    Mario fixierte mich . Baute sich vor mir auf. Fragte mich, ob ich noch ganz richtig im Kopf sei. Und nannte mich Dumpfbacke. Die Frage, ob ich richtig im Kopf sei, hätte ich mir noch gefallen lassen. Das wollte er ja öfter wissen. Aber Dumpfbacke ging zu weit. Ich griff in die Hosentasche. Mario grinste. Dann hatte er die rote Karte vor der Nase.
    Meine Augen waren geschlossen. Bitte lieber Gott, mach, dass er geht.


    Er ging. Neben Dumpfbacke lernte ich noch einige andere Bezeichnungen kennen. Wir verloren 2:3. Mario nominierte mich fortan nicht mehr als Schiedsrichter. Nur noch als Ersatzspieler. Als dritten Ersatzspieler.


    „Das kann der doch nicht machen“, ruft sie. „Nicht mit Zidane !“ „Doch !“, antworte ich mit der Überlegenheit männlichen Fußballverstands. „Gerade mit Zidane!“ Ihre Frage, warum ich eben laut „Dumpfbacke“ rief, überhöre ich. Manches verstehen Frauen einfach nicht.

  • von Doc Hollywood


    Willkommen, meine Damen und Herren daheim an den Bildschirmen! Sie haben gerade rechtzeitig zum WM-Finale eingeschaltet. In einem mehr als spannenden Halbfinale mussten sich sowohl die orthodoxen Juden, als auch die Bhuddisten geschlagen geben. Die finale Begegnung findet also zwischen der Christenheit und den Moslems statt.


    Beide Mannschaften haben vor wenigen Minuten das Feld betreten und ihre Nationalhymnen abgesungen. Dabei wäre es fast zu einem Eklat gekommen, als das Band der Christen "Großer Gott wir loben Dich" versehentlich rückwärts abgespielt wurde und die Moslems satanische Verse vermuteten. Doch Schiedsrichterin Frau Dr. Dr. Schmidt-Broborski, Atheistin, konnte sehr souverän bereits vor Anpfiff schlichten. Unterstützt wird sie heute von den Linienrichtern Ron und Hubbard, beide hauptberuflich Scientologen.


    Anpfiff! Das Spiel hat begonnen.
    Ein weiter Pass der Moslems geht bis kurz vor den christlichen Strafraum. Abdullah, der fanatische - nein, fantastische Stürmer mit der arabischen Nummer 10 auf dem Rücken, in seiner Heimat auch "der Bomber" genannt, zieht ab. Wahnsinn! Der Schuss bleibt in einem brennenden Dornenbusch hängen, der urplötzlich auf der Torlinie erschienen ist. Abstoss.


    Wir sind bereits in der 38. Minute. Die vergangene halbe Stunde war mehr oder weniger ereignislos. Eine weitere gute Tormöglichkeit der Moslems durch eine nicht identifizierbare, vollverschleierte Spielerin ohne Rückennummer, konnte nur durch eine üble Blutgrätsche der Christen verhindert werden. Der Christ mit der Nummer 9, Bischof Müller kassierte daraufhin die rote Karte. Alles fürbitten und beten half da nichts mehr. Frau Dr. Dr. Schmidt-Broborski hat dadurch sicherlich nicht unberechtigt versucht der Partie ihren gottlosen Stempel aufzudrücken.


    Halbzeit. In dem bisher torlosen Match steht es unentschieden. Gerade wird gemeldet, dass vor dem Stadion ein Großaufgebot agnostischer Polizisten damit beschäftigt ist Hooligans beider Seiten ihre Mohammed-Karikaturen-Shirts und Sprengstoff-Suizidgürtel wegzunehmen.


    Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Hoffen wir auf eine Belebung, um nicht zu sagen Wunderheilung der bisher eher zaghaft verlaufenen Begegnung. Aber was passiert da? Spontaner Beifall der fünftausend mitgereisten Moslems. Wie wir gerade erfahren haben, gab es an den christliche geführten Imbissbuden nur Schweinefleisch und daher einigen Unmut unter den Moslems, doch das Stimmungsbild scheint wie verwandelt nachdem plötzlich jede Menge Fische auf den halbmondförmigen Fanblock niedergeprasselt sind.
    Oh, nach einem rüden Foul der Moslems ruft der alttestamentarische Block "Auge um Auge, Zahn um Zahn!". Die Stimmung droht abermals zu kippen. Pfarrer Neumann aus Konnersreuth wird stigmatisiert neben dem Spielfeld behandelt. Ein blutender Spieler darf nicht zurück, bis die Wundmale wieder verschlossen sind. Trainer Benedetto zeigt einen Spielerwechsel an.
    Tumultartige Szenen spielen sich plötzlich ab. Die Christen versuchen einen zwölften Apostel, so wollen die Spieler genannt werden, einzuwechseln und nun mit einem zusätzlichen Mann auf dem Feld weitermachen. Die Moslems regen sich zu Recht beim Schiedsrichtergespann darüber auf und drohen mit dem heiligen Krieg. Der Himmel verdunkelt sich, ein Sturm kommt auf. Frau Dr. Dr. Schmidt-Broborski bricht die Partie vorzeitig wegen Weltuntergangs ab! Die Fankurve der Zeugen Jehovas bricht in Jubel aus. Meine Damen und Herren, ich gebe zurück ins Funkhaus. Amen.

  • von Ravannah


    „Na, auch endlich da?“
    Sebastian lächelt seine neue Flamme, Vanessa, an während sie sich galant auf den Beifahrersitz fallen lässt.
    „Mach mal keine Panik,“ entgegnet sie trocken. „Es dämmert ja gerade erst.“
    Wo sie recht hat... Sebastian seufzt und startet den Jaguar seines Vaters, der mit einem leisen Schnurren anspringt.


    Eine halbe Stunde später sind sie am Treffpunkt, auf einem abgelegenen Waldparkplatz. Ein gutes Dutzend Autos ist im Kreis um etwa doppelt so viele achtzehn- bis fünfundzwanzigjährige geparkt.
    Sebastian manövriert seinen Wagen in die letzte Lücke zwischen einem Mercedes und einem Chevolet Cabrio. Zur Begrüßung gibt’s für ihn und Vanessa Bier und Zigaretten. Die speziellen Zigaretten von Jo, die er nur an diesem besonderen Tag verteilt. Wer weiß, was da alles drin ist? Hauptsache, das Zeug zieht.


    Sie warten bis kurz vor Mitternacht. Dann steigen die Männer in ihre Autos und fahren zum Startpunkt auf einer Waldstraße, wo sich bereits eine Gruppe Schaulustiger versammelt hat. Ihre Begleitungen bleiben auf dem Parkplatz, dem Ziel, um mit Bier und Zigaretten auf ihre Helden zu warten.
    Mike und Jo machen den Anfang. Blech an Blech stehen sie nebeneinander auf der schmalen Straße und lassen ihre Wagen aufheulen. Eine der Ladies aus dem Publikum stellt sich in der Mitte vor die beiden Wagen, hebt die Arme... und geht zum Startsignal in die Knie. Die beiden Wagen fahren dicht an ihr vorbei und verschwinden in vollem Tempo hinter der nächsten Kurve.
    Als nächstes ist Sebastian dran. Er fährt gegen den Typ mit dem Mercedes. Ein anderes Mädchen steht nun vor ihnen. Jung, sexy... vielleicht fragt er sie später mal, ob sie mit ihm vögeln will.
    Sie hebt die Arme, ihre Lippen formen die Worte „Auf die Plätze...“
    Sebastian löst die Handbremse...
    „...fertig...“
    ...umfasst das Steuer mit beiden Händen...
    „...LOS!“
    ... und tritt das Gaspedal durch. Sofort geht er ein Führung. Der Jaguar ist schnell auf 100km/h und hält dieses Tempo auch die erste Kurve hindurch. Bald ist er auf 120 und bekommt zum Alkohol einen Adrenalin-Kick, als er auf zwei Rädern die nächste Kurve nimmt. In der dritten muss er mit aller Kraft das Steuer zur Seite reißen, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Hinter der nächsten Kurve liegt bereits das Ziel. Noch einmal gibt er Gas, bevor er auf den Parkplatz fährt. Warum nicht noch ein bisschen angeben?, denkt er sich. Die Zuschauer stehen im Halbkreis auf der Mitte des Platzes. Er fährt noch ein Stück auf sie zu, bremst dann leicht und reißt das Steuer herum. Diesen Drift hat er schon hundert mal gemacht. Doch statt auf die Bremse tritt er aufs Gaspedal. Das letzte, was er sieht ist, wie die Zuschauer versuchen, auszuweichen und wie leblose Puppen über das Dach und die Motorhaube seines Wagens fliegen.



    Am nächsten Tag ist in der Zeitung zu lesen:
    Sport ist (Selbst-)Mord – wieder einmal haben viele junge Erwachsene den Karfreitag zum Carfreitag gemacht. Zehn Menschen kamen bei illegalen Autorennen ums Leben.

  • von Wilma Wattwurm


    Heinz Biersack tut neuerdings etwas für seine Gesundheit. Seit sechs Wochen hat er ein Abonnement bei der „Fitness Factory“.
    Ihrer Firmenphilosophie „Steigerung der Lebensqualität und positive Ausstrahlung durch Harmonisierung von Körper und Geist“ hat er nicht widerstehen können.


    Und nun trainiert er also regelmäßig. Cardiogeräte für die Ausdauer, Kraftaufbaugeräte für die Muskeln und für die Figur Fatburner-Workout und Bauch-X-Press im Gruppenkurs.
    Dreimal wöchentlich rackert er sich ab, und seit er ein Auge auf die Rote geworfen hat sogar noch öfter.


    Die Rote ist ihm gleich in der zweiten Woche aufgefallen; ihr Haarschopf war nicht zu übersehen. Eine knallrot gefärbte Strubbelfrisur nach oben gezackt und mit einer violetten Strähne.
    Fast noch auffallender aber ist ihr Lachen. Ein helles jungmädchenhaftes Lachen, das ihn an das Gurren einer Taube erinnert.


    Heinz Biersack freut sich auf das Training.
    Er füllt seine Trinkflasche und überprüft im Spiegel seinen Waschbrettbauch. In dem neuen Nike-Trikot kann er sich sehen lassen. Blau steht ihm gut.
    Beschwingt öffnet er die Tür des Umkleideraumes und betritt den Saal.


    Die Rote hat er schnell gesichtet. Ihre Haare leuchten ihm entgegen. Bei den Laufbändern ist sie, wie gewohnt zusammen mit ihrer übergewichtigen Freundin.
    Er hat Glück. Das Laufband neben ihr ist frei.
    Brust raus, Bauch rein und nichts wie hin – ganz zufällig natürlich.
    Tschakka!


    Er betritt das Gerät, ruft sein Programm auf, fängt an zu joggen.
    Schneller, stets schneller.
    Zwischendurch sieht er immer wieder mal zu ihr hinüber und versucht ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Sie würdigt ihn jedoch keines Blickes, schaut stur geradeaus oder wechselt ab und zu ein paar Worte mit der Dicken.
    Noch schneller. Geschwindigkeit 10. Was die kann, kann ich auch!


    Er beobachtet sie aus den Augenwinkeln, sieht ihre Brüste bei jedem ihrer Schritte mitwippen. Ihm wird warm.


    Und dann passiert es. Er stolpert über seine eigenen Füße und während er versucht, das Gleichgewicht zu halten und dabei wild mit den Armen rudert, trifft er unbeabsichtigt die Rote an der Schulter.


    „Pass doch auf, du Penner“ faucht sie, ist aber so geistesgegenwärtig, sich zu seinem Laufgerät hinüberzubeugen und auf die Notstopp-Taste zu drücken.


    Zu spät! Noch ehe das Band zum Stillstand kommt, geht er schon zu Boden, stößt sich im Fall den Kopf an der Konsolenstange.


    Die Rote beugt sich über ihn: „Biste okay, Opa?“


    Oh Gott, wie ist ihm das peinlich!


    Eine Antwort bleibt er schuldig. Schwerfällig erhebt er sich, packt seine Siebensachen und macht sich davon. Hinter ihm hört er die beiden Freundinnen in Lachen ausbrechen.


    Im Waschraum inspiziert er sein Gesicht im Spiegel. Der Spott in ihrer Stimme und das „Opa“ schmerzen jedoch mehr als die Beule, die sich gerade auf seiner Stirn entwickelt.


    „Alberne Gören“, murmelt er, während ihr Lachen ihm immer noch in den Ohren wiederhallt. Ein hämisches klirrendes Lachen, gar nicht mehr so wie das Gurren einer Taube.