Der süße Duft des Todes - Guillermo Arriaga

  • OT: Un dulce olor a muerte


    Kurzbeschreibung:
    Loma Grande, ein Dorf in Mexiko. In die nächste Stadt ist man vier Stunden unterwegs. Es gibt keinen Pfarrer, keinen Arzt, keine Behörden. Wenn ein Problem auftaucht, muss es vor Ort geregelt werden. Als man auf dem Acker die nackte Leiche eines jungen Mädchens entdeckt, schaffen Tratsch, Klatsch und Lügen eine Wahrheit, die nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist. Ramón, den alle für den Geliebten der Toten halten, wird ihr Opfer.


    Über den Autor:
    Guillermo Arriaga Jordán wurde 1958 in Mexiko City geboren. Er ist Autor mehrerer Romane, außerdem Drehbuchautor, Regisseur für Film und Fernsehen und hat eine Universitätsprofessur inne. "Der süße Duft des Todes" wurde 1998 von Gabriel Retes verfilmt.


    Meine Meinung:
    Obwohl ich schon diverse Male vom Gegenteil überzeugt worden bin, muss ich gestehen, dass ich einen gewissen Argwohn gegen Bücher hege, die auf weniger als 200 Seiten eine außergewöhnliche atmosphärische Dichte für sich beanspruchen. „Der süße Duft des Todes“ widerlegt meinen Argwohn, denn auf knapp 180 Seiten wird der Leser in ein mexikanisches Dorf irgendwo im Nirgendwo versetzt, dessen „heile“ Welt der Bewohner durch den Mord an einem jungen Mädchen erschüttert wird. Ab der ersten Seite ist man vor Ort und Stelle, schmeckt den Staub durch die flirrende Hitze und wünscht sich nichts sehnlicher, als an einem angenehmeren Ort zu sein. Die Bewohner des Dorfes Loma Grande haben sich mehr oder weniger ihrem Schicksal gefügt, die Tage sind eintönig, jeder kennt jeden, in Loma Grande gelten andere Regeln. Zu einer gehört ganz sicher, dass man sich um auftauchende Probleme selbst kümmert – die Landpolizei zu rufen, widerspricht ihrer Würde und ist sowieso sinnlos, weil sich diese vor allem durch Korruption und Willkür auszeichnet.


    Arriaga gewährt kurze, distanzierte, aber intensive Einblicke in das Innere einzelner Personen, in ihre Wünsche und Ängste, die sich aus ihrer trostlosen Lage ergeben und die ihren Umgang mit dem Mord an dem jungen Mädchen beeinflussen. Dabei spielt die Frage nach der wahren Identität des Täters eine untergeordnete Rolle, entscheidend ist, wen die Dorfbewohner für den Täter halten. Aus diesen Vermutungen und scheinbaren Gewissheiten ergeben sich nahezu zwangsläufig die fatalen Ereignisse der nächsten Tage, deren kühle Beschreibung im ungewohnten Widerspruch zur tatsächlich herrschenden Hitze in Loma Grande steht. Ein ungewöhnlicher, aber lohnenswerter Krimi der besonderen Art!