Shreve, Anita: Die Frau des Piloten

  • Inhalt
    Eines Nachts, als Kathryn durch ein Klopfen an der Tür geweckt wird, steht Robert Hart vor der Tür und verkündet ihr den Tod ihres Ehemannes, einem Pilot, der in der Nähe Irlands abgestürzt ist. Sie bricht zusammen. Auf den folgenden Seiten entblättert sich nach und nach das Bild einer Ehe, und vor allem der Trauerprozess einer Witwe. Dazu kommt das Leid der gemeinsamen Tochter, dazu kommen die unsensiblen Medien und vor allem die Ermittlungen internationaler Behörden, die Gerüchten um einen möglichen Selbstmord des Mannes nachgehen. Und neben ihrer Trauer leidet Kathryn an den im Laufe der Handlung immer mehr zu Tage kommenden Wiedersprüche ihres Mannes, der nicht der zu sein schien, den sie kannte. Und je mehr sie erfährt, desto fremder wird ihr der Mann, den sie einst liebte und heiratete.


    Einschätzung
    Dieses Buch ist, obwohl ich es in englisch gelesen habe und davon ausgehe, nicht jedes Detail verstanden habe, sehr spannend, so dass ich es einen Nachmittag lang nicht aus den Händen geben konnte und meine anderen Pläne komplett aufgeschoben habe. Mir begegnete eine Frau, deren Gefühle nach dem Tod ihres Mannes eine extreme Wandlung nehmen, was nur natürlich ist. Shreve beschreibt den Trauerprozess und die Handlungen und Gedanken rund um den Tod eines geliebten Menschen nicht nur von Seiten der Ehefrau, sondern auch aus der Perspektive der Tochter heraus. Sie macht es sehr gut. Die ein oder andere Träne entkam meinen Augen, ich habe mich über jeden Schritt der Familie gefreut, der sie aus der Misere heraus holt. Und dann dieser Mann, Robert, der immer da ist, wenn sie ihn braucht, dem man anmerkt, dass er sich als Mann für die Frau gegenüber interessiert und der trotzdem die Zurückhaltung in Person ist. Kein Ausnützen der Situation, keine Andeutungen an ein Später, nur Hilfe und Unterstützung. Sehr sympatisch. Das Buch berichtet Kapitel für Kapitel aus dem Heute und Früher, jeweils abwechselnd, aber immer chronologisch.


    Fazit
    Das Dannach, die Ereignisse, Gedanken und Handlungen nach dem Absturz haben mich dermaßen in ihren Bann gezogen, dass ich die Kapitel über die früheren Zeiten nur ungeduldig hinter mich brachte. Dennoch sind sie wichtig, für die Handlung und für die Frau in der Geschichte. Nach und nach nähern sie sich in kleinen Details an die Wahrheit an und entblättern nach und nach ein Bild eines Mannes, den die Frau eigentlich nicht wirklich kannte und den ich bis heute nicht wirklich verstehen kann. Ich bin mir sicher, dieses Buch lese ich bald nocheinmal. Und sicher auch ein paar andere Bücher der Autorin. Ich empfehle sie uneingeschränkt weiter für alle, denen die Gefühlswelt manchmal interessanter ist als das bloße abspielen von Handlungen und Handlungsorten.

  • Das hab ich vor 7 Jahren gelesen. Ich mag die Autorin sehr, aber dieses Buch fand ich nicht so toll wie manch einen anderen Titel, den ich schon von ihr gelesen habe....

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Meine Meinung bezieht sich auf die englische Ausgabe:


    Kathryn Lyons wird nachts aus dem Schlaf geschreckt, als jemand an der Tür klingelt. Vor der Tür steht Robert Hart, von der Gewerkschaft, der ihr mitteilt, ihr Mann Jack ein Pilot, sei einem Flugzeugabsturz zum Opfer gefallen. Für Kathryn und ihre Tochter Mattie beginnt eine schwere Zeit der Trauer. Hinzu kommen immer neue Meldungen über den Absturz: War es Suizid? Diese Vermutung werfen die Ermittlungen auf. Zufällig stößt Kathryn auf eine Telefonnummer, und stellt eigene Nachforschungen an. Dabei steht ihr Robert Hart, ein Trauerbegleiter von der Gewerkschaft, zur Seite.


    Die Handlung des Buches wird immer wieder durch Rückblicke auf die Beziehung von Kathryn und Jack unterbrochen. Kannte Kathryn Jack wirklich? War die Beziehung von Kathryn und Jack wirklich so gut, wie Kathryn sich einredet? Mit diesen Fragen muss Kathryn sich auseinandersetzen, als sie sich auf die Suche nach der Wahrheit macht. Die Autorin lässt die Wahrheit langsam ans Licht kommen. Hierdurch entsteht eine Spannung, die durch die ruhige Erzählweise der Autorin noch gesteigert wird. Die Rückblicke, die anfangs zusammenhanglos eingeworfen werden, fügen sich nach und nach mit der Haupthandlung zusammen und ermöglichen so einen tiefen Einblick in die Beziehung von Kathryn und Jack. Auch die Trauer von Kathryn und Mattie wird sehr gut dargestellt, man leidet mit den beiden, die ganz unterschiedlich mit ihrer Trauer umgehen


    Ein Buch über Liebe und Betrug, über Trauer und darüber, wie wenig man manchmal die Menschen kennt, die einem am nächsten sind. Mein erstes, aber definitiv nicht letztes Buch der Autorin.

  • Zitat

    Original von Bookworm
    @ Booklooker: Verwechselst Du das vielleicht mit "The Astronaut´s Wife"?


    Möglich... Ich meine, dass ich mal nen Film gesehen habe mit der Frau von einem, der irgendwie in die Lüfte steigt :lache
    Weiss nicht, ob es ein Pilot oder ein Astronaut war.
    Den Inhalt weiss ich auch nicht mehr....
    Ich werd langsam alt und tüddelig... :rofl

  • du könntest Recht haben und doch nicht so alt und tüddelig sein;-)


    von der Homepage der Autorin:

    Zitat

    In April 2002, CBS aired the film version of The Pilot's Wife, starring Christine Lahti

  • Zitat

    Original von Bookworm
    du könntest Recht haben und doch nicht so alt und tüddelig sein;-)


    von der Homepage der Autorin:[QUOTE]In April 2002, CBS aired the film version of The Pilot's Wife, starring Christine Lahti


    Das beruhigt mich ungemein... ;-)
    An den Inhalt kann ich mich trotzdem nicht mehr erinnern... :heul


    Edit: Nicht nur vergesslich, sondern plötzlich auch noch zu dumm zum Zitieren... :heul

  • Amerikanischer Originaltitel:
    The Pilot's Wife


    Inhalt:
    Kathryn wird eines Nachts aus dem Bett geklingelt durch einen Angestellten der Airline ihres Mannes, der ihr mitteilen muss, dass ihr Mann, ein Pilot, bei einem Flugzeugabsturz verstorben ist. Eindringlich wird daraufhin die Trauerphase beschrieben, die Kathryn gemeinsam mit ihrer Teenager Tochter durchleben muss. Dann wandelt sich der Roman in einen Krimi, denn Kathryn findet ein Geheimnis heraus, das ihr Mann 5 Jahre lang vor ihr verborgen hatte...


    Einschätzung:
    Eigentlich rechne ich dem Buch an, dass es mich sehr gut unterhalten hat und ich es gerne gelesen habe, aber ich muss auch sagen, dass viele Teile der Handlung sehr unglaubwürdig waren und die Handlung und Charaktere doch sehr klischeemäßig zum Ende hin ausgefallen sind. Gefallen hatte mir am Anfang des Buches, dass Kathryns Gefühle und Gedankenwelt so schön ausführlich beschrieben wurden, als sie jedoch endlich die volle Wahrheit erfährt, macht sich Shreve nicht mehr die Mühe genauso intensiv auf Kathryn einzugehen. Es scheint als habe sie die Geschichte schnell noch zuende schreiben wollen. Es ist ja schon interessant Figuren in Extremsituationen z.B. als Angehörige von Opfern von Flugzeugabstürzen zu erfahren. Als Leser erwartet man dann aber auch, dass nach der Enthüllung der Wahrheit, die Autorin genauso auf die Reaktion der Figuren auf die neue Extremsituation eingeht.
    Gefallen hat mir außerdem nicht, dass Jacks Beweggründe für sein Handeln nicht wirklich geklärt werden. Ich hatte das Gefühl, dass Shreve eine tolle Idee hatte für einen Roman, dann aber zu faul, war diesen wirklich auszuarbeiten. Fast schon peinlich empfand ich zum Schluss, dass Shreve sich nicht zu schade ist viele gängige Klischee zu bedienen. Ich kann jetzt nicht auf die Art der Klischees eingehen, da ich ja nicht die Handlung verderben möchte.


    Fazit:


    Würde ich das Buch jemanden empfehlen? Ich habe dieses Buch gelesen, da mir mein erstes Anita Shreve Buch "Olympia" sehr gut gefallen hatte. Merkwürdigerweise ist "Die Frau des Piloten" ihr einfach nicht so gut gelungen. Empfehlen würde ich dieses Buch vielleicht dennoch Lesern, die ein unkompliziert zu lesenden Buch lesen möchten. Außerdem sind die Enthüllungen schon ganz interessant (wenn eben auch nicht großartig ausgearbeitet), wenn man, wie ich, Geschichten mag, in denen Charaktere fast schon skandalöse persönliche Geheimnisse haben.


    Anmerkung:


    Ich bin mir übrigens mit der Kategorie für dieses Buch und die Rezension als "Zeitgenössisches Buch" nicht sicher. Ich würde es eher unter Belletristik unterordnen. Das soll kein Schlechtmachen des Buches sein, da ich Belletristik als Kategorie eh nicht schlimm finde. Ich stöbere gerne unter Belletristik nach Büchern ähnlich wie "Die Frau des Piloten".

  • Ich bin mir nicht sicher, ob ich es oben schon einmal geschrieben habe, aber im Gegensatz zu Bookmark finde ich das Ende nicht übermäßig klischeebehaftet und das Buch im Ganzen eher ruhig und flüssig. Das Jacks Beweggründe nicht ausführlich genug beschrieben werden ist mir nicht aufgefallen, das könnte aber an meinem geringen Interesse an dieser Figur liegen. Vielleicht aber habe ich auch nur akzeptiert, dass die Hauptfigur ihren Mann nicht richtig kannte und damit auch sein Innenleben und seine Gedanken nicht. Mehr als sie herausgefunden hat gab es auch für den Leser nicht herauszufinden und ich finde die Lösung der Autorin akzeptabel. Zur Handlung von Jack kann ich nur ergänzen, dass dieser Mensch mir auch nach dem zweiten Lesen des Buches unbegreifbar bleibt. :wow

  • Ich muss noch was nachtragen. Ich habe nämlich mich mit einem Piloten unterhalten und ER kennt das Buch und meinte, dass es so ein paar Bücher gibt, die er und seine Kollegen kennen. Ja und zur Frau der Piloten meinte er, dass es schon eigentlich lachhaft ist, aber auch gewisse Klischees schürt.
    Ich meinte übrigens mit Klischees, eben jene gegen Piloten und Flugbegleiterinnen, heimliche Geliebte, Iren, die natürlch auch in der IRA sind..

  • Mir hat das Buch auch ziemlich gut gefallen. Habe es im Original gelesen, das meiner Einschätzung nach auch für Leser, die seltener auf Englisch lesen, leicht verständlich sein sollte.


    Rezension
    Nach dem Flugzeugabsturz ihres Mannes muss Kathryn nicht nur mit dessen Verlust fertig werden, sondern auch damit, dass dieser als Pilot der Maschine für das Unglück verantwortlich gemacht wird, das über 100 Menschen in den Tod gerissen hat. Auf der Suche nach der Wahrheit stößt Kathryn auf immer mehr Hinweise, die auf ein Doppelleben ihres Mannes hindeuten und ihr Leben gerät von einer Minute auf die andere völlig aus den Fugen…


    Der Klappentext verspricht ein “fesselndes Psychodrama” und da Anita Shreve ihre Figuren sehr glaubwürdig herausgearbeitet hat und ihre Gefühle sehr einfühlsam und nachvollziehbar beschreibt, gingen mir viele Szenen wirklich unter die Haut. Der Verlust des Partners nach 16 Jahren Ehe trifft Kathryn völlig unvorbereitet und stürzt sie in ein tiefes Loch. Nicht selten hatte ich beim Lesen eine Gänsehaut, besonders als Kathryn vor der grausamen Aufgabe stand, ihre pubertierende Tochter über den Tod des geliebten Vaters zu informieren.


    Obwohl die Trauer(arbeit) in dem Buch eine große Rolle spielt, kommt durch die mysteriösen Umstände des Absturzes und die häppchenweise gestreuten Andeutungen auf Jack’s Doppelleben auch ordentlich Spannung in die Geschichte. Der Schwerpunkt liegt allerdings immer auf dem Zwischenmenschlichen. Anhand kurzer Rückblenden erfährt der Leser, wie Jack und Kathryn sich kennen gelernt haben und sich ihre Ehe im Laufe der Jahre entwickelte. Man durchlebt mit ihnen die ganzen Stationen einer Beziehung; von der ersten Verliebtheit bis hin zum Alltag, in dem vieles zu Gewohnheit geworden ist - eine Entwicklung, die Kathryn bislang für völlig normal hielt. Bald schon muss sie sich jedoch die Frage stellen, wie gut sie ihren Mann auch nach so vielen Jahren tatsächlich kannte.


    In diesem Punkt drängt sich dem Leser schnell eine Vermutung auf, die sich am Ende auch bestätigt. Leider ist sie in den geschilderten Ausmaßen allerdings nicht mehr allzu glaubwürdig und auch die Erklärung für den Absturz ist nicht ganz zufrieden stellend, da sich für die gewählte Lösung keine Andeutungen in der Vorgeschichte finden lassen und sie somit recht konstruiert wirkt.
    Abgesehen davon ist das Buch jedoch eine sehr schöne, emotional aufrührende Lektüre, die mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hat.


    FAZIT: Dank des flüssigen Erzählstils und ihrer Fähigkeit, die Gefühle ihrer Figuren gekonnt auf den Leser zu übertragen, war dies sicherlich nicht mein letztes Buch der Autorin.


    Bewertung: 4/5
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    Was das Piloten-Klischee angeht, so ist dies besonders für deren Partner ziemlich nervig. Da spreche ich aus Erfahrung. ;-) Iren kenne ich jetzt zwar keine, aber die IRA-Lösung schien mir auch recht einfach gestrickt. Daher ja auch nicht die volle Bewertung.

  • Ich hab das Buch innerhalb von zwei Tagen fertiggelesen. Ich kann nicht genau sagen, was mich fasziniert hat, aber irgendetwas hat mich fasziniert. Auf jeden Fall waren Kathyrins Trauer und ihre Kämpfe für mich sehr gut nachvollziehbar ohne kitschig oder klischeehaft zu sein. Sehr oft habe ich mit ihr mitgefühlt und hatte das Gefühl gut zu verstehen, was grad in ihr abgeht.


    Wobei die Handlung an sich natürlich schon etwas Klischeehaftes an sich hat ;-) Aber ich muss sagen, dass mich das nicht gestört hat.


    Der Gedanke, dass man sich von jedem Menschen ein Bild macht und eigentlich nie einen Menschen WIRKLICH kennt, ist mir nachgegangen und hat mich weiter bewegt.


    Von mir gibts 8 von 10 Punkten.