Mr. Unentschieden - Annette Zinkant

  • auch wenn's mir widerstrebt, den Klappentext zu zitieren - der Vollständigkeit halber kommt er hier rein. Obwohl ich ihn selten dämlich finde... :fetch


    Klappentext
    (dem Buch entnommen)
    Frauen haben viel erreicht und doch verloren: in der Liebe. Wir haben noch immer große Erwartungen, träumen von einem Happy End und warten sehnsüchtig auf den Richtigen. Aber was wir kriegen, sind beziehungsunwillige Frösche, die den Prinzen spielen - Männer, die Angst vor dem Erwachsenwerden, vor Beziehungen, vor Verantwortung und ganz besonders vor Frauen haben. Männer, die seit 20 Jahren glauben, dass das Leben noch vor ihnen liegt. Und die das irgendwie cool finden.
    Julia, Hanna, Beke und Carmen sind die Heldinnen auf der Suche nach einem Mann, der endlich mal weiss, was er will. Doch immer finden sie einen Mr. Unentschieden.
    Kuriose, tragikomische und ziemlich wahre Geschichten zwischen Bridget Jones und Sex and the City.


    Über die Autorin
    (dito)
    Annette Zinkant, geb. 1966, wuchs in der Provinz auf, bevor sie mit 19 in ihren Käfer stieg und nach Berlin fuhr. Dort studierte sie Politikwissenschaften, arbeitete als Journalistin für Zeitungen und Radio und machte ein Volontariat beim WDR, für den sie Doukmentarfilme drehte - politische Portraits sowie Milieustudien. Wie so viele Frauen verliebte sie sich auch ständig in den Falschen. Zurückblickend stellt sie heute fest: es lag nicht an ihr. "Mr. Unentschieden" ist ihr erstes Buch.


    Meine Meinung
    Dies ist ein böses Buch. Ein SEHR böses Buch. :grin
    Und es ist deshalb so böse, weil es viel Wahres enthält...


    Ich wusste jetzt gar nicht, in welche Rubrik ich die Rezi stellen sollte... :gruebel Es ist ein Sachbuch, aber die einzelnen Kapitel bzw. Geschichten haben durchaus etwas von Short Stories. Allerdings durchsetzt mit scharfsinnigen Beobachtungen, Gedanken und Analysen. Es hat einen leichten Ratgeber-Touch, aber ohne Zeigefinger und vor allem ohne Lösungsvorschläge. Es hat was von einer Zeitgeist-Analyse, ist aber gleichzeitig zu humorvoll-bissig-zynisch dafür. Am ehesten würde ich es mit Wais Kianis "Stirb, Susi" vergleichen, aber in den reinen Humor/Satire-Bereich gehört es für mich auch nicht, dafür ist es zu wahr... :gruebel


    Aber der Reihe nach: mich sprang der Titel an, der gleich so vertraut klang. (und mal im Ernst: so dramatisch ist die Lage ja nun nicht, wie der Klappentext weismachen will....)
    Mir ist im Laufe meines Lebens schon manch ein "Mr. Unentschieden" begegnet, und ja, ich dachte auch immer, dass es an mir gelegen haben musste, dass er so unentschieden gewesen war. Und NUR an mir, weil ich alleine so dämlich schafsmässig mich verhalten hatte.
    Während des Lesens war ich geplättet: da waren sie alle versammelt, "mein" El Argentino, "mein" Herr Tulpe, "mein" Frank Hase etc. Ich habe mich schlapp gelacht über die absurden Geschichten, über die Parallelen zu meinen eigenen Erfahrungen, und manchmal habe ich doch sehr geschluckt und musste eine Pause einlegen, weil die frappierenden Ähnlichkeiten an manch alter Wunde gerührt haben. Denn das Buch ist nur zu wahr.


    Grob gesagt enthält das Buch für "betroffene" Frauen eine gute und eine schlechte Nachricht.
    Die gute: wer schon am Boden zerstört war wegen des einen oder anderen Mr. Unentschieden - du bist nicht alleine mit dieser Erfahrung, und es war nicht deine Schuld.
    Die schlechte: die Mr. Unentschiedens sind nicht nur so wie sie sind, sondern leider auch sehr zahlreich vertreten. Aus die Maus.


    Ich weiß noch immer nicht, ob ich es gut oder schlecht finden soll, dass die Autorin zahlreiche Denkansätze über die Hintergründe und Ursachen anschneidet - das Buch aber in keine Lösung mündet. :gruebel Tendenziell eher gut, denn das macht es authentischer - ich hasse nichts mehr wie die Ratgebertanten, die einem am Schluss irgendwelche bescheuerten Kochrezepte mit auf den Weg geben, oder Checklisten und sowieso alles immer besser wissen.


    Ich hatte äußerst amüsante Stunden, die mich aber auch nachdenklich gemacht haben - und vor allem (ohne akuten Anlass, dafür im Rückblick auf so manche Episode) eine Riesenportion Trost, die ungefähr dem Tröstungspotential einer großen Schachtel Pralinen und zwei Flaschen Prosecco entspricht. :grin


    Und falls noch jemand anzweifeln sollte, dass es Männer gibt, die Erwachsenwerden mit Mitte 30 echt uncool finden: ich erinnere mich an einen Abend im vergangenen Sommer, als ich mit einem solchen Mr. Unentschieden und dessen Kumpel im Biergarten sass, und selbiger Kumpel (geschieden, Vater eines Vorschulkindes) eben das als Königsweg zum Lebensglück herumposaunte, und Mr. Unentschieden ihm beipflichtete... :wow:lache

  • Zitat


    Am ehesten würde ich es mit Wais Kianis "Stirb, Susi" vergleichen, aber in den reinen Humor/Satire-Bereich gehört es für mich auch nicht, dafür ist es zu wahr... :gruebel


    Danke für Deine ausführliche Rezi.


    An und für sich hört sich das Buch ja auch wirklich nett an, aber der obige zitierte Satz ist für mich ein absolutes K.O.-Kriterium. :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)