Danach - Rachel Seiffert

  • OT: Afterwards
    Verlag: Knaus (Februar 2007)
    270 Seiten


    Auf einer Party lernt Alice Joseph kennen, langsam beginnen die beiden eine Beziehung. Alice beginnt nach einer Weile, Joseph persönliche Dinge anzuvertrauen, doch Joseph, ein ehemaliger Soldat, der auch in Nordirland eingesetzt wurde, ist sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, Alice Dinge über seine Militärzeit zu erzählen. Joseph hat während des Militärdienstes einen Menschen getötet und ist seitdem von Schuldgefühlen geplagt. Als Joseph Renovierungsarbeiten bei Alices Großvater, David, vornimmt, erzählt dieser ihm von seinem Soldatenleben während der Unruhen von Kenia. Bei Joseph weckt dies Erinnerungen an die Geschehnisse in Nordirland, die er niemals überwunden hat. Joseph zieht sich zurück


    Von Anfang an hat mich die Geschichte von Alice und Joseph gefangen genommen. Die Autorin erzählt die Geschichte unsentimental, in einer sehr reduzierten und dichten Sprache, die die Situation von Alice und Joseph widerspiegelt. Trotz der unsentimentalen Sprache habe ich mit den Figuren gelitten. Geschickt verbindet die Autorin die Geschichte von Joseph und Alices Großvater. Ihre Lebensgeschichten weisen viele Parallelen auf: Beide konnten ihre Kriegserlebnisse nie vollständig verarbeiten, beiden fällt es schwer, über ihre Erlebnisse zu berichten. Auch die Beziehung zwischen Alices Großeltern wurde von Davids Kriegserfahrungen überschattet.


    Genau wie die Sprache ist auch die Handlung eher knapp gehalten, im Mittelpunkt stehen mehr die Gedanken und Gefühle der Personen. In der Mitte des Buches empfand ich das Buch ein wenig zäh, warum, kann ich eigentlich nicht wirklich sagen, vielleicht einfach, weil nicht wirklich viel passierte.


    Eine Beziehungsstudie, in der es um die Frage geht, wie viel man über einen Menschen wissen muss, den man liebt. Aber auch ein Buch über Krieg und Schuld.
    In jedem Fall ein Buch, das zum Nachdenken anregt, darüber, woran Beziehungen scheitern können, aber auch darüber, was es für Soldaten bedeutet, im Krieg Menschen töten zu müssen. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und mich noch nach dem Lesen beschäftigt hat, da es seine volle Wirkung für mich erst im Nachhinein entfaltet hat.


    Der Verlag über die Autorin:
    Rachel Seiffert, geboren 1971, stammt aus einer deutsch-australischen Familie. Sie lebt heute mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in London. Seit ihrem Debüt "Die dunkle Kammer", nominiert für den "Booker-Preis" und international mit Lobeshymnen bedacht, gilt sie als eine der wichtigsten literarischen Vertreterinnen ihrer Generation. Im Knaus Verlag erschien bereits das Buch "Feldstudien", gestochen scharfe Momentaufnahmen von Abschied und Sehnsucht, Trauer und Hoffnung, Einsamkeit und Liebe.