Thea Dorn - Mädchenmörder. Ein Liebesroman

  • Thea Dorn "Mädchenmörder - ein Liebesroman"
    978-3442-54583-4
    1.Auflage Februar 2008
    Manhattan im Goldmann Verlag


    Zum Inhalt:
    Spätsommer in Köln: Die neunzehnjährige Julia sitzt an einer Haltestelle und wartet auf den Nachtbus. Doch nicht der Bus liest sie auf, sondern ein limonengelber Porsche. Am Steuer: ein ehemaliger Radrennfahrer, den eine Knieverletzung gezwungen hat, seine Karriere im Frühjahr zu beenden. Der abgestürzte Hochleistungssportler entlarvt sich als sadistischer Entführer: Tagelang hält er Julia in einem Keller gefangen, demütigt sie, foltert sie. Und sie ist nicht sein erstes Opfer. Mindestens zwei junge Frauen hat er bereits misshandelt und ermordet - die Einser-Abiturientin ist jedoch die erste, die ihm nicht mit Furcht und Unterwürfigkeit, sondern mit Trotz und Verachtung begegnet. Als die Polizei an seiner Tür klingelt, beschließt er, Julia zu töten. Der Versuch misslingt: Etwas an Julia zwingt ihn, sie mitzunehmen auf seine Flucht durch Belgien, Frankreich und Spanien, in deren Verlauf weitere Mädchen zu Tode kommen werden. Julia ist die Einzige, die überlebt.
    Wenige Monate nach ihrer Befreiung zieht sie sich in eine leere Wohnung zurück und beginnt, ihre Geschichte aufzuschreiben. Nicht nur, um die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten, sondern vor allem, um das Bild, das die hysterisch dauerberichtenden Medien von ihr gezeichnet haben, zu korrigieren. Doch je weiter Julia in ihrer Erzählung fortschreitet, desto unklarer wird: War sie tatsächlich nur Geisel? Oder hat sie sich im Banne ihres Peinigers selbst in eine Mittäterin verwandelt?


    Zur Autorin:
    Thea Dorn, geboren 1970, studierte Philosophie und Theaterwissenschaft. Für ihren ersten Roman, "Berliner Aufklärung", erhielt sie den Raymond-Chandler-Preis, für "Die Hirnkönigin" den Deutschen Krimi-Preis. Ein weiteres Mal sorgte sie mit "Die Brut" für Furore. Zuletzt erschien von ihr "Die neue F-Klasse. Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird". Thea Dorn moderiert die Bücher-Talk-Sendung "Literatur im Foyer" im SWR. Sie lebt als freie Autorin in Berlin.


    Meine Meinung:
    Mein Gott, was für ein Buch. Es lässt mich völlig verstört zurück. Das beginnt schon damit, dass ich nicht weiß, wie ich es einordnen soll. Es ist kein Krimi oder Thriller im herkömmlichen Sinn, vielmehr scheint es eine Reportage oder ein Erfahrungsbericht zu sein, was natürlich eigentlich auch nicht wirklich zutrifft.
    In diesem Buch erzählt eine junge Frau von ihrer Entführung, ihren Vergewaltigungen, zahlreichen Übergriffen auf andere Frauen in einem derart nüchternen Ton, dass es erschreckt und beunruhigt. Vor allem, da schon bald Zweifel beim Lesen auftauchen...war ihr das, was ihr widerfahren ist, tatsächlich so unrecht? Und schon diese Gedanken schockieren mich noch viel mehr.
    Ich kann wirklich nicht sagen, ob ich dieses Buch gut oder schlecht fand, ich kann nur sagen, es liegt mir schwer im Magen, ich werde sicherlich noch einige Zeit darüber nachdenken müssen und ich kann es für mich nicht einordnen. Und ich weiß beim besten Willen nicht, wem ich dieses Buch empfehlen sollte...oder ob ich es überhaupt irgendjemandem empfehlen möchte...

  • Das klingt recht gut finde ich, nach einer typischen Dorn, von der man so lange nichts mehr gehört hat, vielen Dank für Deine Rezension, ich konnte dem Verlagstext nur entnehmen, dass es sich mehr oder minder mit dem Stockholm Syndrom beschäftigt.


    interessierte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Das Buch klingt ja sehr interessant! :wow Das werde ich mir mal merken, evtl. über die Bücherei bestellen. Es scheint mir ein Buch zu sein, über das man gut und viel diskutieren kann. :gruebel

  • Danke, Giulietta, für die interessante Rezi.

    Zitat

    Mein Gott, was für ein Buch. Es lässt mich völlig verstört
    zurück.

    Kann ich wirklich nachvollziehen, es ist wohl die Art der Autorin. Ich habe von ihr "Die Brut" gelesen, da ging es mir nicht anders.
    Was auch immer man erwartet, sie schafft es einen unvorbereitet zu treffen. "Die Brut" fing an wie eine Frauengeschichte, und plötzlich entwickelt sich die Story in eine völlig andere Richtung.
    "Mädchenmörder" kommt natürlich auch auf die Wunschliste.

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume

  • :lesend Also die Hälfte des Buches habe ich schon durch und ich gehe gleich wieder auf mein Sofa, denn man kann fast nicht aufhören. Unglaublich spannend und realistisch. Ein wenig muss ich immer an Natascha Kampusch denken, denn die Protagonistin ist eine ähnlich starke Persönlichkeit... :lesend

  • Danke Giulietta :-]


    für die Rezi. Habe ja vor langer Zeit schon mal "Die Hirnkönigin" gelesen, von der ich nicht ganz so begeistert war und "Die Brut" habe ich dann nicht mehr gelesen. Vielleicht gebe ich Thea Dorn mit diesem Buch nochmals eine Chance, es klingt doch ganz interessant.:rolleyes

  • :-( Ich muss sagen, ich fand das Buch insgesamt sehr gut zu lesen. Es war spannend und tatsächlich muss man noch eine Zeit über die Handlung und die Protagonisten nachdenken. Aber der Schluss:


    :cry

  • Zitat

    Original von Giulietta777
    Eskalina : Da geb ich dir recht, das hab ich genauso empfunden. Hat mich aber nicht weiter gestört, sind ja nur noch 3 Seiten oder so. Epiloge sind meiner Meinung nach selten gelungen. :wow


    Hätte ich es gewusst, oder zumindest geahnt, dann hätte ich sie auch weg gelassen. :-) Demnächst starte ich mit "Die Brut", mal sehen, ob es da auch einen Epilog gibt... :wave

  • Mädchenmörder ist der erste Roman, den ich von Thea Dorn gelesen habe und hat mich absolut überzeugt.
    Besonders gefallen hat mir, dass es sich hier nicht um die typische Thriller-Kost handelt, sondern eher um ein Psychogramm der beiden Hauptfiguren, das in sprachlicher und stilistischer Hinsicht durchaus elegant daherkommt.
    Ein anderer Aspekt, der den Roman für mich auszeichnet, ist die beharrliche Weigerung der Autorin, bei der Schilderung der Qualen, die der Mädchenmörder seinen Opfern zumutet, ins Detail zu gehen. Vielmehr belässt es Dorn bei Andeutungen, skizziert die Folterungen nur grob, was diese Szenen umso erschreckender macht - es bleibt der Phantasie des Lesers überlassen, ein genaues Bild dieser Ereignisse zu malen.
    Ein weiterer Pluspunkt sind die zynischen und klugen Refexionen der Ich-Erzählerin Julia und die m. E. sehr authentische Figurenzeichnung.