Frühstück mit Elefant - Judy R. Singer

  • Frühstück mit Elefant, Judy Reene Singer, Originaltitel „Still Life With Elefant“, Übersetz. Ute Leibmann, Lübbe, Bergisch Gladbach, 2008, 379 S., ISBN 978-3-7857-1613-7, 16,95 €


    Zur Autorin: (lt. Klappentext)
    Judy Reene Singer wurde in Alabama geboren und wuchs in Brooklyn und Long Island auf. Ihre Liebe zu Pferden begann in frühester Kindheit. Nachdem sie viele Jahre als Englischlehrerin tätig war, entschied sie sich Reitlehrerin zu werden. Sie unterrichtet Dressurreiten, arbeitet als Pferdetrainerin und ist Ziehmutter von zwei Elefanten. In Amerika hat sie sich bereits als Sachbuchautorin zum Thema Pferde einen Namen gemacht.


    Homepage der Autorin: http://www.judyreenesinger.com/


    Meine Meinung:
    Immer wieder bin ich auf der Suche nach kurzweiligen, amüsanten Romanen, die etwas mit Tieren insbesondere aber dem Zusammenleben von Menschen und Tieren zu tun haben. So sprach mich bereits der Titel von Judy Reene Singers Roman „Frühstück mit Elefant“ an und obwohl in diesem Roman das Beziehungschaos der Protagonistin den Schwerpunkt bildet, hat mich die Lektüre nicht enttäuscht.


    Die nahezu perfekte Welt der Pferdenärrin und –trainerin Neelie bricht zusammen, als sie erfährt, dass ihr Mann, Tierarzt Matt, seit geraumer Zeit ein Verhältnis mit seiner Geschäftspartnerin hat und diese sogar ein Kind von ihm erwartet, obwohl Neelie und Matt schon lange auf ein gemeinsames Kind gehofft hatten. Selbst die zunehmende Erkenntnis über das eigentliche Ausmaß Matts schamlosen Betruges führt nicht dazu, dass Neelie mit Matt bricht und sofort am Aufbau eines neuen Lebens arbeitet. Auch die Tatsache, dass Neelie als ehemalige Sozialtherapeutin derartige Situationen einschätzen kann und schon viele Personen in ähnlichen Situationen qualifiziert beraten hat, erweist sich nicht als hilfreich. Allerdings hat dies Neelie in früheren Problemsituationen schon wenig geholfen. Aufgrund eines traumatischen Ereignisses hatte sie schon lange Probleme anderen zuzuhören bzw. verstand schon lange vieles falsch. Ob dies auf einem Konzentrationsproblem oder einer psychosomatischen Störung beruht, hat Neelie nie geklärt, statt dessen hat sie sich mit dieser Situation eingerichtet und sich damit zufrieden gegeben, dass sie nur in der Arbeit mit Tieren und im Zusammensein mit Tieren inneren Frieden finden. So versinkt die ansonsten intelligente, patente und pragmatisch denkende Neelie in Schmerz und Trauer und wird regelrecht von ihrem Gefühlschaos übermannt, statt dass sie ihre Probleme konstruktiv anzugehen. Statt dessen hängt sie Matt hinterher, folgt ihm sogar auf eine gefährliche Mission nach Afrika, wo beide ein Expertenteam zur Rettung bedrohter Elefanten verstärken, in der Hoffnung, ihren Mann noch einmal zurückgewinnen zu können. Zurück in Amerika nimmt sie ihre neue Aufgabe die gerettete Elefantenmutter und ihr Baby zu trainieren intensiv in Anspruch, aber so wie die Dickhäuter ihre Zeit brauchen, sich in ihr neues Leben einzufinden, braucht auch Neelie Zeit, um einen Neuanfang zu beginnen und die richtigen Weichen für ihr weiteres Leben zu stellen...


    Judy Reene Singer erzählt die Geschichte von Neelie witzig und mit ganz viel spitzzüngigem und trockenem Humor. Zweifellos war „Frühstück mit Elefant“, dessen Originaltitel „Still Life With Elefant“ bereits ein schönes Wortspiel enthält, nicht leicht zu übersetzen, Ute Leibmann hat diese Aufgabe aber sehr gut gelöst. Die Geschichte um Neelie ist aber nicht nur witzig, sie enthält auch viele nachdenkenswerte, lebensweise Sätze.


    Die Protagonistin ist eine Figur, einserseits herrlich normal ist wie Du und ich, die aber andererseits ihre Macken und Problemchen hat. Irgendwann entsteht für den Leser eventuell sogar der Eindruck, dass sie sich so langsam von diesen lösen müsste, es ist aber nur plausibel, dass sie die Folgen der Missachtung ihrer durch ein Traum entstandenen Kommunikationsprobleme nicht von heute auf morgen lösen kann.


    „Frühstück mit Elefant“ ist eine gelungene Beziehungs- und Tierkomödie zum Lachen, zum Amüsieren, aber auch für gelegentliche nachdenkliche Momente. Ein Roman, der sich an einem Tag liest und in einigen Teilen leider etwas zu kurz geraten ist. Ich hätte gerne noch mehr über Afrika und das Elefantentraining gelesen.


    9 von 10 Punkten

  • Meine Rezension
    Als die Pferdetrainerin Neelie von ihrem treulosen Ehemann Max verlassen wird, bricht eine Welt für sie zusammen. Und je mehr sie über seine Affäre erfährt, desto unglücklicher wird sie und steckt vor Zorn und Trauer den Kopf in den Sand, anstatt sich aktiv mit dem Problem „ich wurde verlassen und das treulose Schwein hat auch noch alle Konten leergeräumt“ auseinander zu setzen. Was die Sache nicht einfacher macht ist, dass Holly, Max’ neue Freundin, auch noch schwanger ist – während Max und Neelie nie ein gemeinsames Kind haben konnten. Matt hat natürlich seine Gründe, warum er alle Konten leergeräumt hat. Diese konnten mich letztendlich allerdings nicht so recht überzeugen – sie erschienen mir denn doch zu sehr konstruiert.


    Neelie ist aber auch schwerhörig und hört nicht immer das, was gesagt wurde. Dies zu lesen war teils wirklich sehr erheiternd, teils aber auch schwierig, das eigentlich Gemeinte „herauszuhören“. Ich habe hier immer wieder mal gegrübelt, ob Neelie WIRKLICH schwerhörig ist, oder ob sie sich nur ständig verhört, weil sie niemandem wirklich zuhört und unaufmerksam ist.


    Hierzu war im Buch übrigens ein schöner Satz, der meine Theorie untermauert „Du solltest vielmehr die Musik (die Neelie dauernd dudeln lässt) abdrehen, damit Du endlich auf das hören kannst, was in Deinem Leben passiert!“ (Seite 237)


    Ich habe mich oft gefragt, warum Neelie so lange den Kopf in den Sand steckt, anstatt sich aktiv mit ihren Problemen auseinander zu setzen, mit dem Anwalt zu sprechen, den Hausverkauf voranzutreiben und sich mit Matt zu einigen. Ich mag es nicht, wenn Protagonisten so sind – ich kann mich mit Schluffis weder identifizieren noch anfreunden. Im Gegenteil – ich möchte ihnen gehörig in den Hintern treten. Das ist mal wieder das Holden Caulfield-Syndrom. :rolleyes


    Neelie ist, obwohl eine Frau mit guter Ausbildung, Job etc. ein Typ Mensch, der ziellos durchs Leben zu driften scheint. Lange Zeit weiß sie nicht, was und vor allem auch wen sie will. Doch man kann die Augen nicht ewig vor der Realität verschließen. Je eher man sich ihr stellt, desto eher kann man mit einer Sache abschließen und sich der nächsten Herausforderung stellen.


    Der zweite Erzählstrang betrifft die Rettung der Elefanten und obwohl ich diese Rettung höchst unrealistisch beschrieben fand, finde ich Neelies Umgang mit den Elefanten doch sehr schön beschrieben. Was ich hier ebenso albern wie witzig fand, waren Reeses (Neelies Bruder) wirklich selten doofe Elefantenwitze. Ich sage nur: „Ich frage mich bloß, wie er sein Futter DAMIT zum Maul hochkriegt“. Grinsen


    Solche Momente, zusammen mit den Verhörern, bringen immer wieder amüsante Leichtigkeit in die Handlung.


    Letztendlich wendet sich, nach einigen Irrungen und Wirrungen, auch Neelies Leben wieder zum Guten und letztlich findet sich sogar für Neelie doch noch ein Ziel im Leben, das ihr viel bedeutet, auch wenn mich diese Entwicklung nicht hundertprozentig überzeugen konnte, weil sie für mich zu schnell geschah.


    Positiv hervorzuheben ist übrigens auch die wirklich sehr schöne Aufmachung des Buches, die mich sofort für es eingenommen hat. Alles in allem ist das Buch ein kurzweiliger Lesespaß, wenn auch für mich mit den oben genannten Einschränkungen, die mein Abschlußurteil doch ein wenig trüben.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Pelican: ich bin gespannt, wie das ist - da schreibst Du ja bestimmt auch was zu, nicht wahr :grin


    Meine Rezension:


    ein herrliches Buch für so einen schönen Sommertag auf der Terasse!


    Die Handlung ist nicht so ganz neu (Ehemann geht fremd, Frau such sich neues Betätigungsfeld), hat aber allein aufgrund der Elefanten ein paar interessante neue Ideen.


    Neelie ist eine durchaus sympathische Protagonistin, die nicht nur ein dickes, fettes Eheproblem mit sich rumschleppt, sondern in deren Vergangenheit auch noch ein paar unaufgearbeitete Ereignisse vor sich hin schlummern. So richtig möchte sie sich denen aber nicht stellen, so tut sie das, was sie immer tut: sie hört nicht richtig zu - weder ihrer Umwelt, noch sich selbst. Das führt natürlich immer wieder zu Missverständnissen und ich als Leser hatte doch ab und an mal den Wunsch der guten Neelie so ein bißchen in den Hintern zu treten.
    Autorin und vor allem auch der Übersetzerin ist es aber wunderbar gelungen, den Leser zum Schmunzeln zu bringen und somit das Buch federleicht wirken zu lassen. Trotzdem wird es nicht zu seicht. Ich hab mich in Neelie an einigen Stellen wiedergefunden (ich bin manchmal auch so ein Kopf-in-den-Sand-Typ) und selbst gegrübelt, was ich wohl tun würde.


    Zum Schluss hin flacht das Buch leider etwas ab, irgendwie passiert in der zweiten Hälfte nicht mehr so richtig viel. Auch ich hätte mir etwas mehr Afrika gewünscht - schließlich hab ich das Buch nur deshalb gelesen.


    Ich hatte aber definitiv einen vernüglichen Sonntagvormittag und werde sicherlich weiter nach der Autorin Ausschau halten.


    Von mir bekommt das Buch sonnige 8 Punkte.