Die Flatterzunge - Friedrich Christian Delius

  • ... irgendwie verstörend.... fands eigentlich gar nicht schlecht, allerdings auch am Ende mit Fragen zugeklappt.


    Inhalt:
    Tel Aviv 1997. Die Deutsche Oper Berlin gibt ein Gastspiel. Ein Mitglied des Orchesters unterschreibt seine Getränkequittung an der Hotelbar mit Adolf Hitler. Ein unerhörter Skandal, der die deutsch-israelischen Beziehungen, den Ruf des Orchesters und das Ansehen der Deutschen im Ausland schwer beschädigt. Der Musiker, ein Kontrabassist, wird fristlos entlassen.


    Delius hat aus diesem realen Ereignis, das weltweit für Schlagzeilen sorgte, eine Erzählung gemacht:
    Hannes, hier allerdings Posaunist, was den Titel des Buches erklärt, versucht auf Anraten seines Anwalts, alles Material zu sammeln und zu notieren, was er zu seiner Verteidigung vorbringen könnte : seine berufliche Entwicklung, seine geschiedene Ehe, eine gescheiterte Beziehung zu einer Bratschistin usw.


    Wir begleiten den nun arbeitslosen Hannes auf seinen Spaziergängen durch das Berlin von 1998, überall Baustellen, überall Politik. Immer wieder das Grübeln über das "Warum"... Warum eine 5-sekündige Entgleisung, was ging der Unterschrift voraus ???



    Mir hat es ganz gut gefallen, stilistisch klasse. Aber am Ende hat man vielleicht doch den Wunsch, etwas mehr über den Ausgang seiner Klage vor dem Arbeitsgericht zu erfahren. Was tatsächlich am Ende vor Hannes liegt, verrat ich nicht. Manchmal dachte ich beim Lesen auch: merkwürdig....

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

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  • Titel: Die Flatterzunge

    Autor: Friedrich Christian Delius

    Verlag: Rowohlt Taschenbuch

    Erschienen: Februar 2015

    Seitenzahl: 127

    ISBN-10: 3499269163

    ISBN-13: 978-3499269165

    Preis: 8.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    In einer Bar in Tel Aviv unterschreibt ein deutscher Musiker einen Getränkebeleg mit 'Adolf Hitler'. Die Tat, so banal wie ungeheuerlich, hat schwerwiegende Folgen. Er verliert seine Arbeit, seine Freunde, seine Freundin. Delius greift den Vorfall auf, der 1997 durch die Presse ging, und fragt: Was führt einen, der kein Antisemit sein will, zu solch einer Entgleisung?


    Der Autor:

    Friedrich Christian Delius, geboren 1943 in Rom, in Hessen aufgewachsen, lebt seit 1963 in Berlin. Seine Werkausgabe im Rowohlt Taschenbuch Verlag umfasst derzeit achtzehn Bände. Friedrich Christian Delius wurde unter anderem mit dem Fontane- Preis, dem Joseph-Breitbach Preis und 2011 mit dem Georg-Büchner-Preis geehrt.


    Meine Leseeindrücke:

    Ein Erzählung nicht nur über die merkwürdigen deutschen Befindlichkeiten. Vielmehr auch eine Erzählung jemand, der Ausreden und billige Entschuldigungen für seine Tat sucht. Dabei lernt man als Leser viel über Selbstgerechtigkeit und weinerliches Selbstmitleid. Aber das war es dann auch schon.

    Auch der Autor schafft es nur schwer, sich der jüdischen Normalität zu stellen. Er zeigt dadurch aber schon, dass die Deutschen sich einfach viel zu wichtig nehmen. Deutschland und die Deutschen sind beileibe nichts Besonderes, ihr selbst mitleidiges Gehabe geht einem einfach nur auf den Geist. Sie haben den Israelis und den Juden nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen – obwohl diese nun wahrlich als Vorbild taugen.

    Was haben die Deutschen denn schon Großartiges geleistet? Beethoven, viermaliger Fußballweltmeister, einige ganz intelligente Köpfe stammten aus diesem Land (darunter sehr viele Juden) – und man sollte nicht vergessen, die Deutschen haben den Holocaust mit deutscher Gründlichkeit und Bürokratie in Angriff genommen und finden das heute schon „nicht mehr so schlimm“. Irgendwann muss man damit auch mal „Schluss machen“.

    Von Delius hätte ich in Bezug auf „Rauten-Deutschland“ und die Befindlichkeiten in Deutschland und in Israel im Hinblick auf diese Erzählung mehr erwartet.

    Ganz nette Erzählung ohne große Höhepunkt, ergeht sich in deutschem Selbstmitleid. Die Opfer sind wie so oft nur Mittel zum Zweck. 5 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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