Die Hexen von Kiew - Lada Lusina

  • Verlag: dtv premium
    Seiten: 528
    Originaltitel: Kievskie ved´my - mec i krest
    Übersetzung aus dem Russischen: Christine Blum
    Homepage zum Buch: www.die-hexen-von-kiew.de


    Rückentext:
    Zufall? Schicksal? Zauberei?
    Drei junge Frauen im heutigen Kiew werden - nicht ganz freiwillig - zu Hexen und geraten von einem haarsträubenden Abenteuer ins nächste. Es ist eben gar nicht so einfach, einen Zaubertrank nicht nur richtig zu brauen, sondern auch korrekt anzuwenden! Ist es Zufall, dass gerade jetzt Anhänger eines Satanskults in Kiew ihr Unwesen treiben? Eine uralte Macht soll beschworen werden, und die drei Hexen müssen feststellen, dass der verehrte Michail Bulgakow sich an entscheidender Stelle irrte...
    Ein moderner Hexenroman - wild, witzig, wunderbar.


    Autorin:
    Lada Lusina wurde 1972 in Kiew geboren. Sie studierte an der Hochschule für Bauwesen und an der Theaterhochschule und arbeitete als Restaurateurin von Kiewer Architekturdenkmälern und Theaterkritikerin bei der Zeitung "Bulwar Gordona", bevor sie eine eigene Sendung im 1. Kanal des ukrainischen Fernsehens leitete. Sie wurde nicht nur als "Beste Journalistin der Ukraine" und "Beste Schriftstellerin der Ukraine" ausgezeichnet, sondern von der ukrainischen Presse auch zu einer der schönsten Frauen der Ukraine gekürt. Lada Lusina lebt in Kiew.


    Zusammenfassung:
    Mascha, Dascha und Katja sind drei Frauen wie sie unterschiedlicher wohl schwer zu finden sind. Die rothaarige Mascha ist eine schüchterne mausgraue Geschichtsstudentin mit Vorliebe für Bulgakow, die von der verzweifelten Mutter angestachelt wird zu einer Hexe zu gehen, damit diese ihr endlich den "Jungfernkranz" abnimmt. Dascha ist ein sehr impulsives und sorgloses Persönchen die immer erst einmal handelt bevor sie nachdenkt. Mit ihrem außergewöhnlichen Look - jede Menge blonde Afrozöpfchen und knallige sowie sehr knappe Outfits - passt sie gut zu ihrem Job als Art Director des Club "Oj-oj-oj". Und schließlich Jekaterina Dobrashanskaja, kurz Katja, eine taffe und skrupellose Geschäftsfrau die alles tun würde um ihren schlimmsten Konkurrenten aus dem Rennen zu werfen. Diese drei begegnen sich, mehr oder weniger durch Zufall, im "Zentrum für Altkiewer Hexenkunst", wo sie die Hexe Kyllina für ihre jeweiligen Zwecke um Hilfe bitten wollen. Vor ihnen ist nur ein merkwürdiger Mann, den jede der drei später anders beschreiben wird, der jedoch bei ihnen allen etwas gemeinsam hat, einen seltsamen auffälligen Ring.


    Als sie schließlich an der Reihe sind (Dascha und Katja streitend, da jede sich eigentlich für die Nächste hält) und gemeinsam Kyllinas Zimmer betreten, finden sie diese schwer verletzt und im Sterben liegend vor. Mit ihren letzten Worten überträgt sie ihre Macht auf die drei. Doch das ist denen erst mal noch gar nicht bewusst. Erst als sie nachts plötzlich wie von Geisterhand zu einem bestimmten Ort gezogen werden ohne sich wehren zu können, ihnen dort der Geist von Kyllina erscheint und die drei erst mal mit einem dicken fetten Buch, das sie ihnen auf die Köpfe fallen lässt, außer Gefecht setzt, beginnt in Mascha ein Verdacht zu keimen.


    Zur gleichen Zeit gibt es in Kiew immer wieder seltsame Wasserrohrbrüche, die Maschas Vater reparieren muss. Und es werden grausam ermordete Leichen in der Kyrillkirche gefunden. Sind es die Digger, die die geheimen Tunnel und Höhlen unter Kiew durchforsten, wie Maschas Vater meint? Ein paar Satanisten, die einen Dämon beschwören wollen? Und was können oder sollen die drei Kiewizen, wie das Zauber-Buch sie bezeichnet, dagegen tun?


    Meine Rezension:
    Ein Buch, dass mich wirklich gut unterhalten hat. Die Charaktere sind lebendig und sympathisch, vor allem die quirlige Dascha, die ständig von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt, beschert dem Leser eine Menge abstrus-komischer Situationen (einmal rast sie, von einem waren Heer von durch Liebeszauber verwirrten "Saschas" verfolgt, splitternackt und nur mit der Nationalfahne bedeckt auf ihrem Moped durch die Gegend). Dabei ist sie aber genau so herzensgut und aufrichtig wie sie chaotisch ist und schließt die arme Mascha sofort in ihr großes Herz. Mit der sturen Katja, die es gewohnt ist, dass man all ihre Befehle sofort befolgt, gibt es allerdings erst mal ein paar handfeste Streitigkeiten, vor allem als diese das große Buch klaut, das doch für alle drei bestimmt war. Aber auch Katja ist nicht ganz herzlos und entwickelt ihrerseits freundschaftliche Gefühle für Mascha.


    Am Schreibstil gefiel mir vor allem der ständig präsente selbstironische Ton. Die Erzählstimme (also die Autorin) spricht den Leser auch manchmal direkt an, macht ein paar zum Teil sogar gehässige Bemerkungen über die eigenen Figuren die zeigen, dass man das alles nicht so bierernst nehmen sollte. Probleme hat man als Europäer natürlich mit den Namen, die nicht nur an sich schon schwer zu merken sind (ich hab wieder ne Liste geführt, dann ging es ), sondern von denen es jeweils noch mind. 100 verschiedene Varianten und Koseformen gibt. ^^;


    Die Ausstattung beinhaltet eine Karte von Kiew auf der Innenseite des Covers und der Klappenbroschur. Die Karte ist komplett in kyrillischen Lettern, aber die 13 wichtigsten Punkte wurden markiert und auf deutsch übersetzt. Im Anhang befindet sich ein sehr hilfreicher Glossar der neben geschichtlichen auch aktuelle Personen aus dem ukrainischen Alltagsleben für den Unwissenden erklärt, sowie Gebäude, Begebenheiten und auch Spitznamen beinhaltet. Jedes Kapitel wird mit einem zusammenfassenden Satz und einem Zitat aus der russischen / ukrainischen Literatur eingeleitet.


    Nicht einfach ein russischer Charmed-, Buffy-, oder Sabrina-Klon, sondern ein witziger, actionreicher und informativer Roman (Kiew ist wirklich eine beeindruckende Stadt mit sehr viel Geschichte, man merkt der Autorin an, dass sie diese Stadt liebt), der den Leser fesselt und vor allem zum Ende hin auch zu überraschen weiß. Außerdem ist meine Neugier auf den in diesem Buch oft bemühten Bulgakow mit seinem "Der Meister und Margarita" enorm gewachsen. Ich glaub den muss ich mir bald mal zulegen. :grin


    Von mir gibt’s 8 von 10 Punkten. Vielleicht wird es ja sogar mal eine Fortsetzung geben...?

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Danke für die Rezi! Ich habe im Urlaub bislang nur das erste Drittel des Buch gelesen, kann aber bis dahin das von dir Geschriebene so unterschreiben! Und auf jeden Fall wird "Die Hexen von Kiew" dann eines meiner nächsten Bücher sein!


    Allein das Cover fand ich schon so klasse, das hat mich magisch angezogen und bislang ja auch noch nicht enttäuscht ;-)

  • Danke für die tolle Rezi, Paradise Lost!!! :knuddel1

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Zitat

    Außerdem ist meine Neugier auf den in diesem Buch oft bemühten Bulgakow mit seinem "Der Meister und Margarita" enorm gewachsen. Ich glaub den muss ich mir bald mal zulegen. :grin


    Das ging mir genauso. "Der Meister und Margarita" werde ich demnächst mal lesen.
    Das ist allerdings auch der einzige Minuspunkt, den ich bei dem Buch anführen kann: Viele der Anspielungen auf Bulgakow habe ich nicht verstanden, weil ich "Der Meister und Margarita" nicht kenne. Es hat wohl etwas geholfen, im Literaturlexikon kurz den Inhalt nachzulesen. Trotzdem ist mir durch diese Unkenntnis bestimmt einiges entgangen, was ich ein bißchen schade fand.
    Ansonsten hat mir das Buch sehr viel Spaß gemacht. Die russische (bzw. ukrainische) Fantasyliteratur ist ja irgendwie so erfrischend anders. Das hat mir schon bei den "Wächter"-Büchern von Lukianenko so gefallen.

  • Die Namensgebung war verwirrend, es hat eine Weile gedauert bis ich kapiert habe, mit wem ich es bei den jeweiligen Namen zu tun habe. Das hätte man bei der Übersetzung vielleicht etwas anpassen sollen.


    Ansonsten hat mich an dem Buch noch gestört, dass

  • Du meine Güte, also durch diesen Roman musste ich mich regelrecht durchkämpfen.
    Ob es sich gelohnt hat? Letztens hat jemand in einer Rezi das Wort Hass-Liebe benutzt... und das trifft hier für mich auch zu.


    Verrückt, anstrengend, langatmig - und irgendwie anders.
    Und trotzdem wollte ich es nach dem 2. Versuch nicht aufgeben.


    Den vielgenannten Bulkakow habe ich dieses Jahr zufällig von einem Freund meines Mannes zum Geburtstag geschenkt bekommen - der muss jetzt aber erstmal noch warten, bis ich die Hexen verdaut habe.


    7 Punkte von mir; die Autorin hat sich schon viel Arbeit gemacht, das hat man gemerkt. Und einige Ideen waren ja auch wirklich gut.


    Heute verwirrten Gruß vom killerbinchen :wave

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“