Rainer Innreiter - Einen Augenblick lang Gott

  • Titel: Einen Augenblick lang Gott
    Autor: Rainer Innreiter
    Verlag: Twilight-Line Verlag GbR
    Erschienen: Mai 2008
    Seitenzahl: 116
    ISBN-10: 3941122010
    ISBN-13: 978-3941122017
    Preis: 9.99 EUR


    Die plakative Feststellung des Klappentextes „Ein Buch, welches mit seiner Thematik den Leser zum nachdenken anregt“ hätte mich dieses Buch fast wieder ungelesen zur Seite legen lassen. Ob und inwieweit ich über irgendetwas nachdenke, entscheide glücklicherweise immer noch ich allein, da bedarf es nun wirklich keinerlei Einflüsterungen von dritter Seite.


    Aber das Buch wurde dann gelesen und bereut habe ich es nicht. Es ist sicher nicht der „Überflieger schlechthin“ der deutschsprachigen Literatur, aber es ein Buch, dessen einzelnen Geschichte durchaus kurzweilig zu lesen sind, unabhängig jetzt davon, dass hier echte Qualitätsunterschiede gibt. So ragt die Titelgeschichte „Einen Augenblick lang Gott“ deutlich hervor. Innreiter scheut sich gerade in dieser Geschichte nicht, kalten Realismus aufs Papier zu bringen. Die Verschlagenheit der Hauptperson wird gut dargestellt und die Dinge werden genauso beschrieben wie sie sind. Innreiter nimmt in dieser Geschichte keine Rücksicht auf die Gefühle seiner Leser und gerade dieses rücksichtslose, dieses die Gefühle der Leser nicht schonende Erzählen, das liegt dem Rainer Innreiter. Will er gefühlvoll schreiben, dann wird daraus zumeist ein klebriger Betroffenheitsbrei. Innreiter sollte das machen was er kann – schnörkellos und auch hart erzählen.


    Manche Geschichten hat er selbst durch den gewählten Schluss ein wenig versemmelt. Da wirkt schon das eine oder andere etwas zu konstruiert; vielleicht wäre da ein offenes Ende angebrachter gewesen. Bei „Dicke Liebe“ zum Beispiel wäre ein offenes Ende in meinen Augen angebracht gewesen. Aber natürlich hat jeder Autor das Recht auf das Schreiben der eigenen Geschichte und auf das gewählte Ende, muss dann aber eben auch eine eventuelle kritische Äußerung in Kauf nehmen.


    Im Gesamtergebnis fand ich Innreiters Buch durchaus lesenswert, war sogar positiv überrascht von der Qualität einiger seiner Geschichten; sicher wird er noch das eine oder andere verbessern müssen und es bleibt zu hoffen, dass er sich seinem Können entsprechend weiterentwickeln wird. Legt man Schulnoten bezüglich der Bewertung zugrunde, so bekommt Innreiter ein „befriedigend“ für seinen Erzählungsband „Einen Augenblick lang Gott“.


    Leider findet man kaum biographische Angaben über Innreiter. Auch seine Homepage www.rainer-innreiter.at ist da nicht sehr ergiebig.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.