Francois Lelord - Im Durcheinanderland der Liebe

  • Original-Titel: "Ulik au pays du désordre amoureux" (2003)
    Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
    Verlag: Piper (2008)


    Kurzbeschreibung
    Ein junger Inuit kommt als Botschafter seines Stammes nach Paris. Obwohl sich alle für ihn interessieren, fühlt Ulik jeden Abend in seinem Hotel die Einsamkeit in sich aufsteigen, denn in seinem Land ist man niemals allein. Überhaupt ist Ulik verwundert. Im Land der Eskimos sind alle Männer Jäger, die Frauen kauen die Häute weich, machen daraus warme Kleidung und ziehen die Kinder groß. Die Liebe ist ein Austausch von Geschenken unter zwei Menschen, die einander brauchen. In Paris scheint man komplett andere Vorstellungen zu haben. Marie-Alix, Florence und Adèle arbeiten sehr viel, haben Kinder oder auch nicht, und Ulik ist nicht ganz klar, was man als Mann eigentlich machen soll, wenn man sich verliebt. Aber Gefühle fühlen sich doch überall auf der Welt gleich an, oder nicht?


    Über den Autor:
    Francois Lelord, 1953 in Paris geboren, ist promovierter Mediziner und Psychiater. Vor mehr als zehn Jahren gab er seine Praxis auf, um ausschließlich zu reisen und Bücher schreiben zu können. Seine Romane um den jungen Psychiater Hector, der das Glück, die Liebe und die verlorene Zeit sucht, wurden ein Welterfolg.


    Meine Meinung:


    Hach was war das ein nettes kurzweiliges Büchlein. Auf knapp 250 Seiten erzählt Lelord über den Inuit Ulik. Seine Sichtweisen, seine Eindrück unserer westlichen Kultur sind erfrischend einfach. Auch seine Lösungen scheinen einfach. Aber wie wir alle wissen ist es nicht so einfach kompliziertes Miteinander simpel zu lösen. Wir sind halt Menschen, mit einer Fülle von Anforderungen, Macken, Ecken, Kanten. Die einen mehr angestoßen die anderen weniger. In den ganzen Gewusel übersieht man die kleinen einfachen Dingen. Laut Ulik ist es nämlich ganz einfach.
    Ich hatte ein paar vergnügliche Lesestunden und habe mich sehr unterhalten gefühlt. Ein in meinen Augen typischer Lelord-Roman, allerdings spielt diesmal nicht der nette Psychiater die Hauptrolle, sondern ein warmherziger und aufgeweckter Inuit. Wer Hector mag, wird Ulik nicht weniger mögen.
    Ich habe übrigens beim Lesen einfach mal die emanzipatorischen Rufe meines Frauen-Ich überhört. Der nette Ulik steht nämlich für das klassische Rollenbild. Und das mag nicht jede Frau unbedingt. Aber man (frau) sollte einfach drüber hinweg lesen und sich auf die Geschichte einlassen ohne westliche Moralvorstellungen anzulegen.
    Kurz um: Eine wunderschöne Geschichte, mit einem Hauch von Tiefe. Eigentlich genau das was man von einem Lelord-Buch erwartet. Vorne steht Lelord drauf, drin ist auch Lelord. Einfaches Rezept, große Wirkung. Für zwischendurch das perfekte Buch. Noch nie habe ich so oft das Wort "einmal" genutzt. Aber es passt so gut. :-]


    Von mir gibt es 9 Punkte. 'Einen Punktabzug gibt es, weil die Rufe sonst unerträglich werden. :lache

  • Ich habe dieses Buch jetzt nach ca. 150 Seiten abgebrochen, nachdem Ulik mit der dritten Frau ins Bett ging, obwohl er ja seine Verlobte in der Heimat sooo sehr vermißt. Mir ist schleierhaft, ob sich Lelord tatsächlich nach der "guten alten Zeit" zurücksehnt, als die Frau noch das Heimchen am Herd gab und ob die Untreue der Männer in der westlichen Welt sich seiner Meinung nach daraus ergibt, daß soviele schöne Frauen ledig sind und sich aufreizend ankleiden; eines weiß ich jedoch: mehr von dem Stuß ertrage ich nicht. Gut, auch in den Hector-Büchern gab es mitunter eine liberale Einstellung zu Sex und Treue, aber dort hatten die Bücher wenigstens etwas Substanz und brachten mitunter zum Nachdenken, hier jedoch empfand ich alles seicht, platt und pauschalisierend.