'Unter dem Safranmond' - Seiten 088 - 168

  • Es bleibt so interessant und informativ, wie es begonnen hat :anbet!


    Besonders berührt hat mich auch in diesem Abschnitt die Darstellung der zutiefst frustierenden Unmöglichkeit für eine intelligente unternehmungslustige Frau, ihr Leben selbst zu bestimmen. Man weiss zwar, dass das in diesem viktorianischen Zeitalter der Fall war, aber es ist am Beispiel Mayas noch mal sehr eindringlich dargestellt. Glücklicherweise hat sich da heute einiges geändert.


    Gut gefallen hat mir auch die Erläuterung zu Gretna Green. Dass man in damaligen Zeiten zwecks Heirat dorthin durchgebrannt ist hat man ja schon sehr häufig gelesen, aber noch nie habe ich die Hintergründe so ausführlich erklärt bekommen.


    Und jetzt geht es richtig los mit dem Abenteuer.... :-]


    :wave


  • Wurde Maya da schon bewusst das sie womöglich einen Fehler mit dieser Heirat begangen hatte?

  • @ nofret78


    Stimmt - die Tante Elizabeth fand ich auch echt klasse. Hatte ich schon wieder vergessen - wenn man sich nicht alles aufschreibt :bonk


    Dass diese Heirat wohl ein Fehler sein würde haben schon die Eltern vorausgesehen, sie haben die Einwilligung zu dieser Ehe sicher nicht aus Bosheit verweigert. Obwohl Nicole darauf nicht näher eingegangen ist, kommt vielleicht noch?


    Weiterhin viel Vergnügen beim Lesen :wave

  • Noch habe ich diesen Abschnitt nicht beendet, aber ich schreibe trotzdem schon mal.


    War ich bei Ralph Garrett anfangs noch etwas skeptisch, gefällt er mir zu Beginn dieses Abschnitts besser.
    Er erklärt, dass seine Familie viel förmlicher und kühler ist als Jonathans. Deswegen ist er vielleicht in Gesellschaft auch etwas zurückhaltender. Ich mag auch, dass er erst in sich geht und nachdenkt, bevor er etwas wichtiges sagt. Außerdem ist ehrlich, gibt sogar zu ein mittelmäßiger Schüler gewesen zu sein und er stellt Maya die richtigen Fragen.
    Aber er und Maya werden es vermutlich schwer miteinander haben.


    Seite 108: Ralph erzählt von seinem ersten Krieg, gegen die Sikhs, sie zogen zu den Klängen von Händels See the Conquering Hero comes in Lahore (Pakistan?) ein.
    Bizarr!


    See, the conqu'ring hero comes!
    Sound the trumpets, beat the drums.
    Sports prepare, the laurel bring,
    Songs of triumph to him sing

  • Der Spaziergang zu viert durch die Straßen Oxfords, es ist eiskalt, sehr passend für diese Szene. Ich finde, alle vier, Maya, Angelina, Ralph und Jonathan sehnen sich nach Geborgenheit, Liebe und Wärme, jeder auf seine Art. Beim Lesen hatte ich gleichzeitig den Eindruck, als ginge jeder mit vor dem Körper verschränkten Armen durch die Straßen, jeder scheint in sich selbst gefangen.


    Die Annäherung zwischen Ralph und Maya - ich weiß nicht ... Ich bin neben Maya hergegegangen und wollte sie immer wieder von Ralph wegziehen. Nicht wegen Angelina, sondern weil ich das unbestimmte Gefühl habe, dass die beiden nicht miteinander glücklich werden. Aber Maya scheint das nicht sehen zu wollen. Ich hab die Luft angehalten, als sie ihren Antrag bekommt. Sie sagt nicht Ja, aber sie nickt. Ach Maya, was machst du da bloß? Aber sie scheint doch etwas zu merken, sehr bedeutend finde ich die Szene, als sie das Glas anhaucht, den Buchstaben R hineinschreibt und nicht weiß, wen sie mit dieser Initiale meint. Richard oder Ralph.


    Mayas Tante scheint eine herzensgute Frau zu sein, die mit beiden Beinen im Leben steht. Ich mag sie sehr. Schön, wie sie Maya ohne viele Worte versteht. Ich hab so gelacht, wie clever sie das kleine Treffen von Maya und Ralph eingefädelt hat und dabei selbst die beiden Beteiligen an der Nase herumführt :grin


    Einerseits war ich ja fast froh, dass die Greenwoods, allen voran Mayas Mutter der Verlobung ihrer Tochter nicht zustimmt, andererseits ist es doch ein harter Schlag für Maya und das tut mir auch weh. Und irgendwie kann ich jetzt wieder sehr gut verstehen, wie Maya sich gegen ihre Eltern auflehnt und Ralph heimlich heiratet. Puh, aber hoffentlich geht das gut. Ich werde mein schlechtes Gefühl einfach nicht los. Aber ich würde ihr ihr Glück so sehr gönnen.


    Das Kapitel endet mit einem Satz, der meine Magenschmerzen verstärkt: "Und zum ersten Mal beschlich Maya Garrett, geborene Greenwood, das Gefühl, dass sie den Bund fürs Leben mit einem völlig Fremden geschlossen hatte."


    Heftig, heftig. :-(


    Dieses Buch hat mich gepackt ... :lesend


  • Ich glaube, das Problem in der Beziehung ist, dass Maya weniger den Mann liebt, als die Möglichkeit, durch ihn fremde Länder zu sehen.

  • @ all


    *Autorin freut sich still an euren Gefühlen, Gedanken, Überlegungen und Mutmaßungen* :-]


    @ Lumos und nofret78


    Zitat

    Original von Lumos
    Gut gefallen hat mir auch die Erläuterung zu Gretna Green. Dass man in damaligen Zeiten zwecks Heirat dorthin durchgebrannt ist hat man ja schon sehr häufig gelesen, aber noch nie habe ich die Hintergründe so ausführlich erklärt bekommen.


    Ich hatte zwar auch Helenas Eltern in "Der Himmel über Darjeeling" nach Gretna Green durchbrennen lassen (dass es in beiden Büchern vorkommt, steht durchaus im Verhältnis zur damaligen statistischen Wahrscheinlichkeit :lache ), aber an jener Stelle konnte ich leider nicht mehr darüber unterbringen, das wäre einfach zu viel gewesen.
    Hier hat's jetzt gut gepasst, und auch hier konnte ich bei der Recherche aufgesammelte Details wie die Schäbigkeit der Hotels damals und die Kinder, die selbst gepflückte Blumensträußchen verkaufen, einflechten. :-)



    @ Herr Palomar


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Seite 108: Ralph erzählt von seinem ersten Krieg, gegen die Sikhs, sie zogen zu den Klängen von Händels See the Conquering Hero comes in Lahore (Pakistan?) ein. Bizarr!


    yepp, Lahore gehört seit der Unabhängigkeit Indiens zu Pakistan. :-)


    Ich hab' mir auch ob des Händel-Stückes die Augen gerieben, als ich das bei meiner Recherche fand! :lache Deshalb MUSSTE das unbedingt mit hinein; ich liebe solche Fundstücke, die alles übersteigen, was ich mir ausdenken könnte.

  • Zitat

    Original von Sina
    Beim Lesen hatte ich gleichzeitig den Eindruck, als ginge jeder mit vor dem Körper verschränkten Armen durch die Straßen, jeder scheint in sich selbst gefangen.


    Ist das klasse formuliert, Sina!
    Ja, das Bild kann ich auch sehen.


    Ich glaube, Mayas Eltern haben einen gewaltigen Fehler gemacht, als sie der Verlobung nicht zustimmten, denn dadurch haben sie Maya von sich getrennt: Sie fuehlt sich enttaeuscht und ein bisschen verraten, ausserdem ist sie in eine unguenstige Entscheidungssituation gedraengt, in der sie unbewusst das Gefuehl hat, sich bewaehren zu muessen.


    Es geht also gar nicht mehr so sehr um die Frage: Will ich diesen goldenen Ralph oder will ich den lieber doch nicht?
    Sondern um: Bin ich ein mutiger, konsequenter, solidarischer Mensch?


    In solche Situationen kommen junge Menschen bis heute, denke ich, und Nicoles Maya reagiert hoechst glaubhaft und nachvollziehbar.
    Sie tut mir so leid!


    Ralph in seiner Schwaeche tut mir aber auch leid. Er ist ja kein Boeser, nur ein goldfarbener Schluck Wasser, der die Tragweite dessen, was er da ins Rollen bringt, gar nicht erfasst.


    In Gretna Green kann man uebrigens bis heute heiraten. Es ist ganz wundervoll. Man kann mit seiner gesamten Hochzeitsgesellschaft auf einer Wiese kampieren oder im luxurioesen Hotel unterkommen, ganz nach Geschmack. Die Zeremonie in der Schmiede kostete damals, als ich's gemacht hab', nur eine laecherliche Gebuehr. Allerdings ist das zwanzig Jahre her und hatte einen erheblichen Nachteil: Es ist nicht gueltig. (Ich war da auch schon verheiratet.)
    Aber es macht Spass!


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    In Gretna Green kann man uebrigens bis heute heiraten. Es ist ganz wundervoll. Man kann mit seiner gesamten Hochzeitsgesellschaft auf einer Wiese kampieren oder im luxurioesen Hotel unterkommen, ganz nach Geschmack. Die Zeremonie in der Schmiede kostete damals, als ich's gemacht hab', nur eine laecherliche Gebuehr. Allerdings ist das zwanzig Jahre her und hatte einen erheblichen Nachteil: Es ist nicht gueltig. (Ich war da auch schon verheiratet.) Aber es macht Spass!


    Oh, da hat sich doch Einiges geändert seit damals...


    Dass ihr das nochmal gemacht habt, obwohl ihr da schon verheiratet wart - das finde ich sehr schön. :-]

  • Zitat

    Original von Nomadenseelchen


    Ich glaube, das Problem in der Beziehung ist, dass Maya weniger den Mann liebt, als die Möglichkeit, durch ihn fremde Länder zu sehen.


    Ich glaube schon das Maya Ralph liebt, anders als vielleicht Richard Burton.
    Bis auf das Gefühl zu Richard kennt Maya kein anderes und vielleicht denkt sie das muss sich dann eben so anfühlen wie es jetzt ist.
    Aber der Gedanke ist interessant,ich habe Maya ja als lebhaft, wissbegierig und abenteuerlustig kennengelernt, sie sehnt sich nach fremden Ländern und danach mehr zu lernen (was ihr ja als Frau vorenthalten wird in Oxford). So erkläre ich mir zumindest das sie mit Ralph durchgebrannt ist..

  • Ich denke, wie Charlie, dass Mayas Eltern mit der Ablehnung gegenüber Ralph einen Fehler gemacht haben.
    Es hätte sonst eine Verlobungszeit gegeben und damit die Gelegenheit, dass Maya Ralph erstmal kennen lernt.


    So scheint wohl ihr "Dickkopf" und eine gehörige Portion Fernweh für das Durchbrennen verantwortlich.


    "Und zum ersten Mal beschlich Maya Garrett, geborene Greenwood, das Gefühl, dass sie den Bund fürs Leben mit einem völlig Fremden geschlossen hatte."


    Über diesen Satz am Ende dieses Abschnittes bin ich auch sehr erschrocken.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    Ich denke, wie Charlie, dass Mayas Eltern mit der Ablehnung gegenüber Ralph einen Fehler gemacht haben.
    Es hätte sonst eine Verlobungszeit gegeben und damit die Gelegenheit, dass Maya Ralph erstmal kennen lernt.


    :write Genauso sehe ich das auch. Ob Jonathan noch bereuen wird, dass er Maya geholfen hat mit Ralph durchzubrennen? - Ich glaube ja, denn Maya und Ralph können einfach nicht sehr glücklich miteinander leben. Vielleicht irre ich mich ja auch... :gruebel


    Tante Elizabeth ist einfach toll! :-] Sie ist mir sehr symphatisch...

  • Zitat

    Original von Sina
    sehr bedeutend finde ich die Szene, als sie das Glas anhaucht, den Buchstaben R hineinschreibt und nicht weiß, wen sie mit dieser Initiale meint. Richard oder Ralph.


    Ich glaube ja, dass es der noch unbekannte dritte "R" vom Klappentext ist :grin


    Ralph mochte ich bis hin zu den letzten Seiten dieses Abschnitts. Da hat er für mich wirklich verloren und es deutet sich an, dass er jemand ist, der zuerst auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Wenn jemand in der Liebe so rücksichtslos ist, dann ist er das vermutlich auch in Alltagssituationen. Ich bin gespannt, was Maya im nächsten Abschnitt erwartet.


    Ich denke auch, dass die Hochzeit zu überstürzt war. Ihr Eltern hätten diplomatischer sein sollen. Keine Grundsätzliche Ablehnung sondern nur die Bitte, sich etwas mehr Zeit zu nehmen um sich kennen zu lernen.


    Ich fand übrigens die Szene mit dem Traum, in dem Maya in einer Vitrine sitzt, seeeehr interessant. Jemanden aufgefallen, dass das Gesicht desjenigen, der mit dem Schlüssel davor stand, nicht zu erkennen war? ;-)
    Wer mag Maya da wohl wirklich irgendwann die ersehnte Freiheit bringen?


    In Gretna Green konnten Minderjährige übrigens bis 1969 ohne Erlaubnis der Erziehungsberechtigten heiraten. Die besondere Bewandtnis des Schmiedes kannte ich aber bislang auch noch nicht :-)


    http://de.wikipedia.org/wiki/Gretna_Green

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Ralph mochte ich bis hin zu den letzten Seiten dieses Abschnitts. Da hat er für mich wirklich verloren und es deutet sich an, dass er jemand ist, der zuerst auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Wenn jemand in der Liebe so rücksichtslos ist, dann ist er das vermutlich auch in Alltagssituationen.


    Hallo! Gehts noch? Überlegt euch mal WANN wir da sind. Ich halte schon die Frage ob es ihr gefallen hat- diese erste Lüge - für viel zu modern und nur deshalb für zulässig, weil es hier von der Geschichte her sehr passt.

  • Ja danke, geht noch :grin


    Och, ich weiß das Sexualität im viktorianischen Zeitalter ein Tabuthema war. Hier sind die Charaktere aber nunmal moderner angelegt und das Durchbrennen inklusive Liebesheirat entspricht auch nicht der Norm. Von daher erwarte ich in dieser Geschichte eben auch ein entsprechendes Verhalten.

  • Also ich schlag' mich hier auf Beowulfs Seite - nicht boese sein, Bouquineur und Maja (was haelt sie von ihrer Namensbase als Romafigur?). Ralph erscheint mir hier nicht ruecksichtslos, sondern hiflos - er versucht zu tun, was von einem viktorianischen Mann seiner Gesellschaftsschicht erwartet wird - dass eine Frau etwas anderes erwarten koennte, waere ihm vermutlich absurd erschienen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich bin nicht böse, keine Sorge ;-)


    Aber man sieht, dass jeder die Geschichte anders auffasst. Mir ist er überhaupt nicht hilflos vorgekommen. Und er weiß was er tut. Maya hat ihn ja gefragt, ob er schon viele Frauen hatte und sie selber war ja auch nicht gerade zurückhaltend sondern hat durchaus ihr Verlangen gezeigt.

  • Ich schwanke bei Ralph ständig hin und her.
    Aus literaturkritischer Sicht auf historische Begegebnheiten mag sein Verhalten normal und logisch sein, doch nur wenn aus seiner Perspektive erzählt wird, habe ich Verständnis für ihn. sonst beurteile ich ihn als Leser auch vor allem danach, wie er handelt und das gefällt mir manchmal nicht.

  • Ich gebe auch Beo recht. Gab es nicht mal vor nicht allzu langer Zeit noch den Glauben, Frauen könnten nicht oder kaum einen Orgasmus bekommen? Ich bin mir da nicht sicher.
    Zumindest dürfte es den Männern egal gewesen sein: Leg dich zurück und denke an England.


    Zitat

    Original von Herr Palomar


    Aus literaturkritischer Sicht auf historische Begegebnheiten mag sein Verhalten normal und logisch sein, doch nur wenn aus seiner Perspektive erzählt wird, habe ich Verständnis für ihn. sonst beurteile ich ihn als Leser auch vor allem danach, wie er handelt und das gefällt mir manchmal nicht.