Ich hatte mir versehentlich zuerst die Fortsetzung „Mord bei Pooh Corner“ gekauft, zum Glück fiel mir aber noch früh genug auf, dass ich wohl besser mit diesem Band beginnen sollte.
Goldmann Tb 2007, 316 S.
Über den Inhalt (Klappentext):
Im ehemals mondänen Badeort Brighton ereignet sich eine groteske Mordserie an Frauen. Allen Opfern wurde ihr Ableben auf Zetteln der Pathologie angekündigt. Darauf ist sowohl Todesart als auch –zeitpunkt vermerkt. Für die unkonventionelle Polizistin Inspector Dorothy Marley wird der Fall bald zur Bewährungsprobe. Immer wieder hat sie mit den Anfeindungen ihres Konkurrenten Inspector Peter Bloomfield zu kämpfen. Dann erhält Dorothy einen Hinweis auf ein Verbrechen, das sich vor Jahren in Long Weldon ereignet hat – einem Ort, in dem Peter Bloomfield kein Unbekannter ist …
Über den Autor:
Gerald Hagemann, Jahrgang 1971, ist selbstständiger Goldschmiedemeister und fertigt Zauberrequisiten für namhafte Zauberkünstler an. Der Autor ist Mitglied im "Cloak & Dagger Club", einer Londoner Vereinigung, die sich die Untersuchung aller Aspekte der Jack-the-Ripper-Morde auf ihre Fahnen geschrieben hat. Regelmäßig führt er deutsche Touristen auf den Spuren des berühmten Serienmörders durch London. Als Resultat seiner langjährigen Recherchen hat Hagemann zwei Sachbücher zum Thema veröffentlicht: "London von Scotland Yard bis Jack the Ripper" und "Tatort Großbritannien". „Dem Tod geweiht“ ist sein erster Roman.
Meine Meinung:
Der Plot ist zunächst nicht besonders originell. Ein Serienmörder hat drei Frauen umgebracht und im Laufe der Ermittlungen führt eine Spur in die Vergangenheit zu einem achtzehn Jahre zurückliegenden Fall. Das kommt dem versierten Krimileser doch recht bekannt vor. Zudem ist der Anfang schwach, einige Szenen zu flüchtig hingeworfen. Andererseits ist die Erzählweise viel zu ausschweifend, Hagemann scheint bemüht, auch noch die kleinste Nebensächlichkeit zu erklären.
Dorothy Marley ist Chief Inspector, benimmt sich aber anfänglich sehr unprofessionell. Ein Chief Inspector, der seinen Sergeant „Schatz“ nennt, einen anderen (im Dienst) auf die Wange küsst und eine Dritte umarmt, das geht ja nun mal gar nicht. Ihr Gegenspieler Peter Bloomfield ist katastrophal überzeichnet, kommt völlig unglaubwürdig daher. Seine maßlosen Überreaktionen haben mich geärgert.
Dann wären da noch Dorothys Bruder Robert, der Kriminalschriftsteller, der mit Dorothys Kollegin Angela befreundet ist und der Journalist Richard Dadd, der sich nicht nur aus beruflichem Interesse heraus für Dorothy interessiert.
Insgesamt bleiben leider alle Figuren eher farblos, ihre Beziehungen zueinander blass. Ich hätte mir gewünscht, dass der Autor sie mit mehr Leben füllt.
Die Geschichte hat aber auch ihre spannenden Passagen, je weiter sie fortschreitet, desto besser gefiel sie mir. Der Autor legt mehrere Fährten aus und man muß schon genau aufpassen, um die richtige zu erwischen. Es gab einen Hinweis, da dachte ich noch: so kann es doch wohl nicht gewesen sein und wo ist das Motiv und am Ende erwies es sich dann als die richtige Spur. Der Schluß hat dem Ganzen dann wieder einen Dämpfer aufgesetzt, mir persönlich gefiel er nicht, war in meinen Augen zu unglaubwürdig.
Der Text auf der Buchrückseite verspricht skurrile Charaktere, die habe ich in diesem Buch leider nicht gefunden. Und so furchtbar dramatisch fand ich den Showdown auch nicht.
Das Ende gefiel mir gar nicht, ich fand es an den Haaren herbeigezogen und eher ärgerlich. Insgesamt trotz guter Abschnitte ein letztendlich enttäuschender Krimi.
Ach ja: Da ich den Nachfolger schon gekauft hatte, werde ich ihn auf alle Fälle auch lesen. Vielleicht kann der Autor sich ja steigern.