Michael Streck - Stars und Stripes und Streifenhörnchen: Unsere Jahre in Amerika

  • Über den Autor
    Michael Streck, 1964 geboren, arbeitet beim »Stern«; er schrieb zunächst für das Deutschland-Ressort und war dann von August 2001 bis Anfang 2008 New-York-Korrespondent des Magazins. Til Mette, 1956 geboren, wohnte 1992 bis 2006 in New York und New Jersey und wurde 2003 amerikanischer Staatsbürger. Seine Cartoons erscheinen seit dreizehn Jahren wöchentlich im »Stern«. Beide leben mit ihren Familien in Hamburg.


    Kurzbeschreibung
    Michael Streck, Stern-Autor und USA-Kenner, blickt zurück auf sieben amerikanische Jahre mit seiner Familie: auf die Wohnungssuche in New York und andere Abenteuer des Alltags. Auf Reisen zu berückend schönen Orten wie Big Sur oder Hawaii – und auf die Stromausfälle, die in Amerika so sicher sind wie das Amen in der Kirche. Auf Handwerker, die zu Stamm¬gästen wurden. Auf Ameisen, Streifenhörnchen und sonstige Haustiere. Auf Grillnachmittage mit den Nachbarn, Wagenladungen voller Nachos und die Unmöglichkeit, in Amerika echt gute Schokolade zu bekommen. Auf Sex und Prüderie, Sicherheitskontrollen, politische Korrektheit und die merkwürdigsten Verbote. Und auf den absurden Versuch, den Führerschein zu machen.


    Meine Rezension
    Der Autor, der für den STERN arbeitet, und seine Frau, wollten schon immer einmal woanders arbeiten. Eines Tages erfüllt sich ihr Wunsch und der Autor wird in den USA eingesetzt.


    Leider gibt es noch einen Haken: die beiden Töchter wollen nicht. Erste Bestechungsversuche scheitern, aber aller Protest nützt nichts – eines Tages werden Koffer und Container gepackt und es geht auf ins „gelobte Land“. Zwei Wochen vor dem 11. September 2001 trifft die Familie in ihrem neuen Domizil ein – die Ereignisse und auch die Folgen werden natürlich auch geschildert, dominieren das Buch aber nicht.


    Vielmehr wird von den Startschwierigkeiten in der neuen Umgebung berichtet, von der Wohnungssuche und von den vielen lieben (bis anstrengenden! *ggg*) Besuchern aus der alten Heimat, die sich allesamt im Gästebuch der Familie verewigen und die den örtlichen Liquor Stores regelmäßige Umsätze beschweren, da deutsche Lebern anscheinend trinkfester sind als die amerikanischen.


    Der Autor berichtet sehr humorvoll, manchmal auch ein wenig boshaft über die Widrigkeiten im amerikanischen Alltag, von den Erlebnissen im Beruf, auf Reisen, mit Handwerkern und vielem mehr. Der Autor nimmt vieles wie z.B. das amerikanische Gesundheitssystem dabei auf die Schippe, aber immer mit einem Augenzwinkern und er lässt dabei aber auch sich selbst nicht ungeschoren davonkommen. Ungewohnt dabei fand ich die indirekte Erzählweise, so schreibt er von sich selbst meist als „der Mann“ und von seiner Frau als „die Frau“, was aber nur am Anfang ungewöhnlich war und später nicht weiter störte.


    Locker eingestreut sind Illustrationen von Til Mette, mit dem der Autor wohl auch befreundet ist. Sehr amüsant fand ich auch die gezeichnete Landkarte im Innenumschlag mit den Orten, die im Buch vorkommen.


    Das Buch liest sich nett weg wie eine Kolumnensammlung und genau so habe auch ich es gelesen: nicht komplett am Stück, sondern immer mal wieder ein paar Kapitel zwischendurch.


    Ganz gut fand ich auch, dass im Buch auch die ersten Schritte nach der Rückkehr in Deutschland geschildert werden, wobei ich davon gerne noch ein wenig mehr gelesen hätte.


    Eine nette Lektüre für Zwischendurch, die mir gut gefallen hat. Allerdings bin ich nicht ganz unvoreingenommen: Das Buch hatte mich schon auf den ersten Seiten am Haken. Die Katze der Nachbarn des Autors, ein gefürchteter Streifenhörnchenkiller, die immer mal wieder im Buch auftaucht, heißt Bad Cat.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Von mir auch 10 Punkte. Nicht, weil ich seinen Hass auf Bush teilte oder seine Ökoambitionen gut hieße, sondern weil er recht pfiffig und offen schreibt und seine ganz persönliche Meinung zum amerikanischen Alltag abgibt.
    Die Energieverschwendung, die primitive Billigbauweise der Häuser, das abgedrehte Preis-Leisungsverhältnis bei den Immobilien und Hausmieten, die fehlende Mülltrennung und Einsicht in den Umweltschutz: Das alles nervt ihn so ungemein, dass er der Verkäuferin, die seinen Kleineinkauf in zehn Tüten packt einen Vortrag halten muss.
    Es geht ihm auf den Senkel, dass immer und überall, vom Kindergarten bis zum Stadion, die national antheme abdudeln muss.
    Trotzdem macht er nach seinen Jahren in den USA einen Strich unter die Bilanz und sieht sie im Großen und Ganzen -vielleicht auch aus der Distanz- recht positiv.
    Relativ ungut finde ich die Neutralisierung seiner Frau: Er hätte ihr einen Namen geben sollen (nicht "die Frau"). Da ist die Katze lebendiger geschildert.


    Aber: Es ist definitiv kein Roman, sondern ein Tagebuch, ein Sachbuch über die USA. Insofern: Ganz wunderbar und amüsant zu lesen. Ganz besonders, wenn man ein wenig grün angehaucht ist (er lässt die "German Green Party") im Buch mehrfach hoch leben und trägt auch die Schröder-Fischer-Hochstimmung der Wahlkämpfe 1998 (Kohl weg) und 2002 (Irakfrieden) historisch mit sich rum. Insofern auch romantisierende Zeitgeschichte.