Tom Clancy "Befehl von oben"

  • Der Präsident der USA ist tot, und der härteste Job der Welt fällt von einem Tag auf den anderen an Jack Ryan. Der Spezialagent Nummer eins ist katastrophenerprobt, aber jetzt muß er sich auch noch mit einem ausgebooteten Politiker und mit böswilligen Medien herumschlagen. Zwischen China und Taiwan droht Krieg, ein Mullah-Regime will mit Hilfe eines teuflischen Virus amerikanische Großstädte auslöschen. Eine einzelne japanische Boeing 747 zerstört das Capitol in Washington D.C., als beide Häuser des Kongresses gerade zu einer gemeinsamen Sitzung zusammengetreten sind. Das politische Establishment der Vereinigten Staaten wird auf einen Schlag vernichtet: der Präsident und seine Frau, die Mitglieder des Obersten Gerichtshofs, fast alle Senatoren und Abgeordneten sind tot. Top-Sicherheitsmann Jack Ryan, kurz zuvor zum Vizepräsidenten ernannt, muß die Amtsgeschäfte im Weißen Haus übernehmen und sieht sich von Anfang an zwei einflußreichen Gegnern gegenüber: seinem Vorgänger, der über einen Sexskandal zu Fall kam, und der Presse, die ihn beschuldigt, zu populistisch zu sin. Und dies im Zeitalter äußerster Gefahr: zwischen China und Taiwan kommt es zum militärischen Konflikt, und - weit schlimmer noch - Iran setzt jetzt, da das politische Washington vernichtet scheint, alles daran, islamische Supermacht zu werden. Das fundamentalistische Regime unter Ayatollah Daryaei schickt seine"Armee Gottes" auf einen Eroberungsfeldzug gegen Saudi-Arabien und versucht zugleich, die Bevölkerung amerikanischer Millionenstädte mit dem durch die Luft übertragbaren tödlichen Ebola-Virus zu infizieren. Gut und Böse gibt es auch nach dem Kalten Krieg- der Kampf für das Gute ist mit raffinierter neuer Technologie sogar noch wesentlich gefährlicher geworden, wie dieser internationale Superthriller zeigt. An den Brennpunkten der Welt beweist Jack Ryan einmal mehr, daß sich mit gesundem Menschenverstand, natürlichem Gerechtigkeitsempfinden und Pragmatismus jede Krise bewältigen läßt. Warum nicht auch der Job des Präsidenten?


    Der achte Band der Ryan-Serie ist die Krönung. Clancy packt alles rein, von Terrorismus bis Golfkrieg. Ich finde ihn fast so gut wie den "Oktober".

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Jetzt muss ich mich doch mal zur von Demosthenes ausgelösten Clancy-Flut hier melden. :-)


    Also, gelesen habe ich noch keinen einzigen seiner Romane. Clancy kenne ich ausschliesslich von dem sehr guten Film "Jagd auf Roter Oktober", den ich schon alleine wegen der Musik so toll finde! ;-) Und dann wäre da noch die sehr taktische PC-Spiel-Reihe "Rainbow Six" zu nennen, die ich vor Jahren mit Begeisterung gezockt habe.


    Nachdem aber Demosthenes so begeistert von Clancy ist, werde ich dem einen oder anderen Buch mal eine Chance geben ins RUB zu rutschen. ;-)


    Gruss,


    Doc

  • Rainbow-six (Leiter der Rainbowgruppe) taucht in dem Roman "Operation Rainbow auf. Der erscheint auch gleich in der Reihe. Allerdings darfst du dich nicht an dem nationalistischen Gehabe von Clancy stören: die Amis sind alle gut und nett, die Russen versoffen und verschlagen, die Chikomms alle Idioten und die Iraker und Iraner alle Verbrecher, während die Deutschen ständig ihren Hitler mit rumschleppen. Umweltschützer sind Deppen, die Bäume umarmen und so kannst du die Reihe fortsetzen.
    Aber trotzdem halte ich die Reihe, bis auf den Letzten, der mir denn doch zu dogmatisch ist, für beste Thrillerware.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Zitat

    Original von Demosthenes
    Allerdings darfst du dich nicht an dem nationalistischen Gehabe von Clancy stören: die Amis sind alle gut und nett, die Russen versoffen und verschlagen, die Chikomms alle Idioten und die Iraker und Iraner alle Verbrecher, während die Deutschen ständig ihren Hitler mit rumschleppen. Umweltschützer sind Deppen, die Bäume umarmen und so kannst du die Reihe fortsetzen.
    Aber trotzdem halte ich die Reihe, bis auf den Letzten, der mir denn doch zu dogmatisch ist, für beste Thrillerware.


    Hallo Demosthenes ,
    ich kenne ja noch nichts von Clancy, aber angesichts dieses nationalistischen Gehabes verspüre ich momentan auch keine allzu große Lust, daran etwas zu ändern - obwohl ich guten Thrillern ja nicht abgeneigt bin. Aber ich fürchte, das würde mir doch sehr den Lesespaß rauben.


    grüße von missmarple

    "Ein Archäologe ist der beste Ehemann, je älter eine Frau wird, um so mehr interessiert er sich für sie."
    Agatha Christie

  • Ach, am Anfang geht es eigentlich noch. Die spannende Story steht eben im Vordergrund. Erst in den letzten drei Bänden kommen diese Dinge ganz massiv zum Tragen.
    Abgesehen davon, ich habe ja nur meine eigene Meinung hier wiedergegeben. Jeder muß aber selbst feststellen, ob er sich mir anschließt oder eine andere Meinung vertritt. Ich möchte aber niemandem den Lesespaß nehmen.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • gut, dass ich in die suchfunktion geschaut habe:-)
    gerade dieses buch wollte ich eben vorstellen.
    ich finde "befehl von oben" sehr gut.
    eigentlich ist diese art von in gewisser hinsicht ja katastrohen-roman (u.a. steht ja eine bedrohung der menschheit durch ebola auf dem programm) weniger mein fall, aber die rezension (ich schaue das frühstücksfernsehen auf sat1 eiegntlich NUR noch wegen der guten film- und bücherrezensionen) war einfach zu appetitanregend. irgendwie erinnerte es mich auch ein wenig an den ebenfalls von mir sehr geschätzten thriller von collins/lapierre: "der 5. reiter". besonders gänsehauterzeugend fand ich die konfrontation mit der (NACH erscheinen des buches) eingetretenen realität - dem anschlag auf das WTC.
    :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Nachdem am Ende vom Vorgängerband „Ehrenschuld“ ein japanischer Pilot sein Flugzeug direkt ins Kapitol steuerte und damit einen Großteil der amerikanischen Regierung auslöscht, wird der Vize Jack Ryan zum Präsident der Vereinigten Staaten erklärt. Nach diesen dramatischen Ereignissen fällt der Anfang des unmittelbar danach spielenden „Befehls von Oben“ erheblich packender als der vorherige Roman aus. Eigentlich sogar packender als alle anderen bisherigen Ryan-Romane. Wir begleiten Jack dabei, wie er sich in seinem neuen Amt vortastet und zurechtfindet. Das ist interessant und spannend. Ebenso wie er mit ersten innen- und außenpolitischen Problemen umgeht. Ein schöner Gedanke ist, dass Ryan die Chance seiner Präsidentschaft nutzt, um sämtliche Ministerien und Gesetze zu optimieren, damit endlich viele fehlerhaften Sachen rund laufen. Zweifellos in dem Maße, wie Tom Clancy es gerne gehabt hätte. Allerdings bleibt Ryans Motivation für dieses hartnäckige Unterfangen fast komplett im Dunkeln. Mehrmals wirkt es so, als hätte er diesen Optimierungskampf mal eben so aus dem Hut gezaubert. Dass er damit nicht nur auf Gegenliebe stößt, liegt auf der Hand.

    Natürlich hat Jack Ryan auch mit „richtigen“ Krisen zu kämpfen. Eine iranische Terrororganisation schmuggelt Ebola-Bakterien in die USA und verbreitet sie über mehrere Großstädte. Die daraus resultierenden Maßnahmen erinnern stellenweise frappierend jenen, die wir 2020 im Zuge der Corona-Epidemie erlebt haben. Nur, dass der „Befehl von oben“ bereits 24 Jahre davor erschien. Ein weiterer Krisenherd für den Oberbefehlshaber ist, dass China und Taiwan gewaltig mit den Säbeln rasseln. Der Präsident und sein Team haben daher haufenweise Arbeit zu bewältigen und kämpfen an mehreren Fronten gleichzeitig.

    Schön fand ich, dass im Roman kurz auf Clarks Solo-Einsatz in „Gnadenlos“ eingegangen wird und auch die Ereignisse der „Jagd auf Roter Oktober“ eine Rolle spielen. Ganz nebenbei erfahren wir, dass Marko Ramius mittlerweile unter dem Namen Mark Ramsey in Jacksonville arbeitet.

    Der achte Ryan-Roman ist der bislang beste. Diesmal gab es nicht so viel theoretisches Blabla, sondern haufenweise Aktives. Es passiert viel, es wird viel getan. Genauso, wie es in einem guten Roman sein soll. Ich bin gespannt, ob Clancy dieses hohe Level in den nächsten Bänden „Operation Rainbow“ und „Im Zeichen des Drachen“ halten kann.