Tage der Ehrfurcht - Hugh Nissenson

  • Gebundene Ausgabe: 318 Seiten
    Verlag: Atrium-Verlag, Hamburg (Februar 2008)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3855355614
    ISBN-13: 978-3855355617


    Die Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel: The days of Awe


    Beschreibung:


    August 2001. New York. Niemand ahnt etwas von der Katastrophe, die bald kommen wird. Artie Rubin, 67, Hypochonder und Autor in einer Schaffenskrise, lebt mit seiner Frau Johanna, 63, einer erfolgreichen Brokerin, an der Upper West Side, New York.
    Ihre besten Freunde Adam und Shirley haben einen schwulen Sohn, der bald heiraten wird, ihre Tochter Leslie erwartet ein Kind von ihrem Ehemann Chris, dessen Bruder Sutton gerade von Judy verlassen wurde, weil sie sich in Guy verliebt hat, der wiederum der Vorgesetzte des ehemals Geliebten ist und so weiter und so fort - der ganz normale Alltagstrubel also. Doch eines Morgens ist die Welt eine andere: Artie, gerade wieder mit sich selbst und seiner Krise beschäftigt, hört im Radio von Flugzeugen, die in die Türme des World Trade Centers geflogen sind. Fassungslosigkeit. Die Menschen eilen auf die Straßen und versuchen, Angehörige zu finden. Niemand bleibt von der Katastrophe unbehelligt, für einen kurzen Moment sind alle Alltagssorgen null und nichtig. Ein letzter Telefonanruf erreicht Judy von ihrem Geliebten Guy, er steht im 101. Stock des WTC. Artie und Johanna versuchen zu helfen, es scheint, als würde ein unsichtbares Netz alle Menschen in New York miteinander verbinden...
    Tage der Ehrfurcht ist ein sensibler, auch humorvoller Roman über existenzielle Fragen wie Älterwerden, Krankheit und Tod, aber auch ein lebendiger Roman über Kraft und Lebensmut, über unterschiedlichste Menschen in New York und erzählt nicht zuletzt von einer hinreißenden Liebesgeschichte, die keine Altersgrenzen kennt.


    Autor:


    Hugh Nissenson ist Autor von acht Büchern, darunter des 2001 erschienen illustrierten Romans "The song of the earth" der hervorragende Kritiken unterr anderem in "The New Yorker, der Washington Post und der Los Angeles Times bekam. Er lebt in New York City.


    Meinung:


    Schauplatz dieses außergewöhnlichen Buches ist New York kurz vor dem verheerenden Anschlag 2001. Mit Artie hat der Autor einen Protagonisten erschaffen, der mitten in einer Schaffenskrise steckt und diese nur mit Alkohol bekämpfen kann. Artie, ein gutbetuchter älterer Herr, setzt sich immer mehr mit seinem (jüdischen) Glauben auseinander. Er geht regelmäßig in die Synaogoge, kann die Texte aber nicht auf hebräisch lesen. Seine Frau,Johanna, ist das das absolute Gegenteil. Sie ist handelt, zusammen mit ihrer einzigen Tochter, mit Wertpapieren. Da Artie ein typischer Autor ist, muss sie alles regeln.


    Mit dem Einsturz des WTC ändert sich das Leben aller Beteiligten (das Buch wird aus dem Blickwinkel von verschiedenen Personen erzählt).


    Eigentlich wollten Artie und Johanna ihren 40 zigsten Hochzeitstag groß in Venedig feiern. Johanna die am Anfang des Buches über Blut im Stuhl klagt, muss zur Darmspiegelung. Dabei kommt raus, dass sie zwar kein Krebs hat, ihr Blutdruck aber viel zu hoch ist. Ihr Arzt verschreibt ihr zwar Medikamente aber nimmt sie nicht so recht ernst. Kurz nach dem 11 September kommen "die Tage der Ehrfurcht" für Artie und seine Familie. Johanna wird mit einem schweren Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert und Artie verfällt in schwere Depressionen.


    [sp]Johannas plötzlicher Tod, nach dem es ihr schon deutlich besser ging, hat mich etwas mitgenommen.[/sp]


    Hugh Niessenson setzt sich mit dem Thema jüdisch sein, Alter, zunehmende Krankheiten feinfühlig auseinander. Ein weiterer zentraler Punkt, ist die Auseinandersetzung zwischen Juden und Araber. "Tage der Ehrfurcht" ist ein brillant geschriebenes Buch, das ich nur per Zufall in der Bücherei entdeckt habe. Für mich ist es keine Mainstream Literatur und ich würde mich freuen, wenn das Buch noch weitere "Liebhaber" finden würde (es ist ein kleines Juwel zwischen all den anderen Büchern)

    Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht. (Abraham Lincoln, 12.02.1809 - 15.04.1865)