Lesung von Nuruddin Farah am 07.10.08

  • Über den Autor
    Nuruddin Farah, 1945 in Somalia geboren, hat sich immer wieder gegen politische Repression gewandt. In seinem Heimatland fand er deshalb wenig Achtung. Das Barre-Regime verhängte über ihn das Todesurteil, zwang ihn zu Flucht und Exil. Farah lebt seitdem vorwiegend in afrikanischen Ländern, war Hochschullehrer in Nigeria, Gambia, Sudan und Uganda. Er hat Kurzgeschichten, Drehbücher und sechs Romane geschrieben, die in 17 verschiedene Sprachen übersetzt worden sind.



    Meine Eindrücke von der Lesung:
    Im DAI las der bedeutende somalische Schriftsteller Nuruddin Farah aus seinem Roman Knots.
    Diese Passagen waren auf Englisch.


    Der Roman spielt in Mogadischu. Eine Frau aus Toronto kehrt nach Somalia zurück und fordert von einem Warlord das heim ihrer Familie zurück.
    Die gelesenen Abschnitte waren aber eher undramatisch.
    Nuruddin Farah liest mit ruhiger Stimme, aber so eindringlich, dass man sich als Zuhörer nahezu direkt angesprochen fühlt.


    Anschließend las Jakob nahezu ebenso gekonnt aus Nuruddin Farahs frühen Roman Maps Ausschnitte auf deutsch.


    Handlung des Romans Maps:
    Askars Geburt im Ogaden, dem von Äthiopien annektierten Hochland, wird von traurigen Ereignissen überschattet: Seine Mutter stirbt kurz nach der Entbindung, sein Vater, Angehöriger der Western Somali Liberation Front, ist bei einem Kampfeinsatz ums Leben gekommen. Askars Ziehmutter wird Misra, die nicht aus Somalia, sondern aus Äthiopien stammt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Welt von Liebe und Vertrauen, die sich von der Gewalt des Bürgerkriegs abhebt. Doch Misra lebt nicht nur für Askar; auch Askars Onkel Qorrax und Aw-Adan, Priester des Dorfes, erheben Anspruch auf ihre Zuneigung. Schließlich treiben die politischen Wirren den halbwüchsigen Jungen in die Hauptstadt Mogadischu; und dort trifft er Jahre später wieder auf Misra, die beschuldigt wird, somalische Freiheitskämpfer an Äthiopien verraten zu haben.
    ISBN: 351845630X


    Nach dem Lesen der Texte folgten noch lange Gespräche des Autors mit dem Publikum, die den Höhepunkt des Abends bildeten.
    Darin ging es um seine Jugend, seine Entwicklung zum Erzähler und letztendlich natürlich auch viel um Politik.
    Nuruddin Farah ist ein großer Redner. Da er ungewöhnliche Ansichten mit verblüffendliche Vergleichen transportiert und oftmals gerade nicht die erwartete Standardantwort bringt, sondern klug durchdachte Stellungnahmen in Form von Parabeln, erreicht er beim interessierten Zuhörer fast eine Erleuchtung.
    So wird er für mich zum zwar unwahrscheinlichen, aber doch wünschenswerten Kandidaten für einen der nächsten Poetik-Dozenturen.
    Ich habe mir spontan nach der Lesung zwei Romane des Autors bestellt.