The Long Afternoon - Giles Waterfield

  • bislang leider nicht auf Deutsch erschienen...


    Über das Buch
    (von amazon.de geklaut)


    Henry and Helen Williamson arrive on the French Riviera looking for a house. Barely thirty, Henry has been forced to retire from the Indian civil service through ill-health. They fall in love with the dreamlike Lou Paradou and set about constructing a life of ease, and a ravishing garden. But as the political conflict gathers, so the atmosphere of their new home becomes increasingly unquiet and a tragic fate befalls them. THE LONG AFTERNOON enchants and involves the reader as the Williamsons' garden seduces its visitors.


    Über den Autor
    (dito)


    Giles Waterfield wuchs in Paris und Genf auf. Nachdem er im Royal Pavilion in Brighton gearbeitet hatte, war er 16 Jahre als Direktor der Dulwich Picture Gallery in London tätig. 1996 zog er sich weitgehend aus der Kunstwelt zurück, um zu schreiben, zu unterrichten und Kunstausstellungen als Kurator zu begleiten. Sein erster Roman ("The Long Afternoon") gewann im Jahr 2001 den McKitterick Preis.


    Meine Meinung


    Nachdem ich "Markham Thorpe" von Giles Waterfield gelesen und für gut befunden hatte, musste ich natürlich auch sofort seinen ersten Roman "The Long Afternoon" haben. :-]


    Ich kannte vorab nur Autor und Klappentext - und "French Riviera", das konnte viel sein, aber auf jeden Fall fand ich's verlockend, weil ich dort schon ein paar Mal war und immer eine schöne Zeit dort verbracht hatte.


    Umso größer war meine Überraschung und Freude, als ich das Buch aufschlug und las, dass es in Menton spielt.


    Menton (oder italienisch Mentone) ist so ziemlich die letzte Stadt an der französischen Mittelmeerküste vor Italien und Monaco. Ich habe dort einmal einen halben Tag und eine Nacht verbracht, vor etlichen Jahren, auf der Rückreise einer meiner Südfrankreich-Fahrten.
    In Erinnerung geblieben ist mir vor allem eine gelb gestrichene Villa oben am Berg, mit einer steinernen Balustrade um einen mediterranen Garten, die mich völlig in ihren Bann geschlagen hatte und an der ich mich nicht sattsehen konnte.
    Ich wollte sie irgendwann einmal in näheren Augenschein nehmen - aber bislang habe ich es nicht geschafft, noch einmal nach Menton zu reisen.


    Aber ich hatte mir ja dieses Buch gekauft...


    Aus mir unerfindlichen Gründen lese ich in letzter Zeit vermehrt Bücher, bei denen es mir unglaublich schwer fällt, deren Inhalt für eine Rezi zusammenzufassen, und das gilt auch für dieses kleine Büchlein.


    Henry und Helen Williamson ziehen aus gesundheitlichen Gründen mit ihren beiden Söhnen nach Menton, in eine Villa namens "Lou Paradou", "Das Paradies". Der Roman zeichnet ihr Leben vom Beginn des 20. Jahrhunderts über den Ersten Weltkrieg bis nach dem Zweiten nach.


    Eigentlich passiert in diesem Roman nichts Außergewöhnliches; wir erleben glänzende Zeiten und Kriegsjahre mit, Konflikte innerhalb der Familie und das Leben wohlhabender Engländer unter südfranzösischer Sonne.
    Eigentlich müsste dieses Buch total langweilig sein - ist es aber nicht.


    Waterfield zeichnet in diesem Roman ein Sittengemälde, skizziert die jeweilige Zeitgeschichte und erzählt eine Familiengeschichte. Spannend wird dieser Roman vor allem dadurch, dass man recht schnell ein nicht näher bestimmbares Unheil auf die Familie zukommen spürt, ganz subtil und zwischen den Zeilen, sodass ich das gar nicht konkret an etwas festmachen konnte. Und als es dann soweit war - da war ich einfach nur fassungslos, erschrocken und traurig.


    Umsomehr, als das Nachwort den Schluß nahelegt, Waterfield erzählt hier - fiktionalisiert und teils mit dichterischer Freiheit - die wahre Geschichte seiner Großeltern, und das hat mich mit einem dicken Kloß im Hals zurückgelassen.


    Besonders gut hat mir der Aufbau des Buches gefallen. Einigen der kurzen Kapitel ist ein Zitat über Menton oder der Riviera vorangestellt, aus zeitgenössischen Zeitungen, Magazinen, Reiseführern und Reiseberichten.
    Und der Romantext selbst ist zusammengesetzt aus Schilderungen des Erzählers, aus Zeitsprüngen, die Erinnerungen des erwachsenen Sohnes Charles enthalten, aus Briefen einer Hausangestellten oder einer Besucherin des Hauses. Das macht den Roman abwechslungsreich, vielschichtig und lebendig.
    Was den Sprachstil betrifft, so bin ich fast versucht, als Vergleich meinen verehrten E.M. Forster heranzuziehen - zumindest fühlte ich mich bei der Lektüre fortwährend an seine Romane erinnert, vor allem an "Zimmer mit Aussicht" und "Where Angels Fear To Tread".


    Ich konnte das Buch einfach nicht aus der Hand legen und es in einem Rutsch durchgelesen; es hat mir sogar noch einen Tick besser gefallen als "Markham Thorpe".


    Ich konnte bislang nicht herausfinden, ob "Lou Paradou" tatsächlich existiert oder ob es sich dabei um einen fiktiven Namen handelt. Geschweige denn, ob das Haus im Roman vielleicht "meine" gelbe Villa in Menton sein könnte.


    Ich halte jedoch an dieser Vorstellung fest.
    Das muss es sein. Ganz zweifelsfrei.


    Etwas anderes kommt nicht in Frage.