Heyne 1978, 141 Seiten
Originaltitel: Stairs of sand
Deutsche Übersetzung von Dr. Hansheinz Werner
Handlung laut Rückseite:
Ruth Larey hasst den Westen. Sie will weg von der Handelsstation ihres Großvaters und dem Mann, der sie zur Ehe gezwungen hat. Sie schwindelt dem jungen Hal Stone Liebe vor, damit er mit ihr durchbrennt. Als sie ihm in einem Canyon die Wahrheit beichtet, verliert er die Beherrschung. Gerade noch rechtzeitig taucht Adam Wansfell auf, ein ehemaliger Verehrer von Ruth. Er hat sie vor einigen Jahren verlassen, weil er glaubte, einen Menschen umgebracht zu haben. Nun ist Adam zurückgekehrt. Er ist entschlossen, Ruth wieder für sich zu gewinnen. Aber der Weg zu ihrem Herzen führt über Guerd Larey, der gar nicht daran denkt, die schöne Ruth kampflos preiszugeben.
Über den Autor:
Zane Grey (1872-1939) hat über 60 Westernromane geschrieben. Allein in Amerika beträgt die Gesamtauflage seiner Bücher mehr als 50 Millionen Exemplare.
Meine Meinung:
Ein klassischer Western-Roman hat Heyne als Untertitel gewählt, aber Zane Grey bedient keine Wildwest-Klischees und sollte nicht mit den Genreschreibern in einen Topf geworfen werden.
Zane Grey bildet die Wirklichkeit des amerikanischen Westens der vergangenen Zeit ab. Dazu nutzt er in diesem Buch einen dialogbetonten Stil und einen psychologischen Ansatz.
Die Protagonisten diskutieren also mehr, als das sie Reiten und Schießen.
Manche Passagen sind schon ein wenig pathetisch, insbesondere wie die Hauptprotagonistin Ruth sich selber sieht. Das altmodische in Handlung und Stil verleiht dem Buch natürlich auch Charme, aber es fehlt teilweise an Tempo und wirkt mitunter doch sehr betulich. Darunter leidet die Handlung. Andererseits taucht man bei dieser langsamen Handlungsentwicklung umso tiefer in die vergangene Zeit ab. Hätte Marcel Proust Westernromane geschrieben, wäre er ein Zane Grey geworden.
Schon die Ausgangsposition beschreibt den Versuch, sich von einer festgefahren Situation zu lösen. Ruth weiß zunächst noch nicht ganz, wie sie es anstellen soll, doch instinktiv weiß sei, dass sie was tun muss und brennt erst einmal mit dem falschen Mann durch.
Aber die Begegnung mit dem Wanderer der Wüste, Adam Wansfell, weist ihr den Weg.
Doch auch Adam muss noch einiges aus seiner unbewältigten und geheimnisvollen Vergangenheit bereinigen. Dabei wird er von Merryvale, einen treuen Freund begleitet. Es ist dann auch Merryvale, der am Schluss den Hauptfiguren den Weg ebnet.
Dass die Figuren in diesem Roman alle ihren Weg mit einer solchen Intensität suchen, macht die Qualität des Buches aus. Die Psyche der Charaktere wird umso verstärkter gezeigt. Das drückt sich auch schon in dem Titel des Romans aus. Eine Treppe aus Sand ist nur sehr schwer zu besteigen.