Eine gefährliche Rivalin - Diana Norman

  • Buchdaten


    Verlag: dtv
    ISBN: 978-3-423-24408-4
    Seiten: 437
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: nicht lieferbar
    ET: 09.2004


    Makepeace Burke-Reihe


    Eine gefährliche Rivalin
    Die sanfte Rebellin
    The Sparks Fly Upward (engl. Originalausgabe)


    Kurzbeschreibung

    1765


    In Boston, der Stadt des Freiheitsdursts und der puritanischen Frömmigkeit, lebt Makepeace Burke, eine junge Frau mit roten Haaren und einem unpuritanischen Hang zum Fluchen. Als sie eines Tages ausgerechnet dem Erzfeind, einem englischen Aristokraten, der ihren Landsleuten in die Hände gefallen ist, das Leben rettet, muß sie einen hohen Preis zahlen: Ihr Bruder wird von den Aufständischen geteert und gefedert und überlebt nur mit knapper Not. Als die Patrioten auch noch ihr Haus anzünden, ist ihres Bleibens im frommen Boston nicht länger.
    Sie flieht mit ihrem Bruder auf dem ersten Schiff, das ablegt – nach England. Daß sie mitnichten als Makepeace Burke, sondern als Lady Dapifer englischen Boden betreten wird, konnte sie nicht ahnen – ebensowenig, daß die englische Gesellschaft unkonventionelle weibliche Eindringlinge aus den Kolonien überhaupt nicht schätzt. Doch Makepeace wird sich kein weiteres Mal von Intoleranz und Grausamkeit vertreiben lassen …


    Meine Meinung

    „Eine gefährliche Rivalin“ ist mittlerweile das vierte Buch von Diana Norman, das ich gelesen habe und auch dieses Mal hat es die Autorin geschafft, mich mit ihrer Geschichte zu fesseln und zu begeistern.
    Wie üblich (bei Romanen von Diana Norman) hatte ich zu Beginn Schwierigkeiten, mich in Sprache und Stil der Autorin einzugewöhnen. Davon lasse ich mich aber mittlerweile nicht mehr abschrecken, denn bisher konnte mich Diana Norman immer überzeugen und es gelang ihr auch mit „Eine gefährliche Rivalin“. Auf den ersten Blick wirken der Erzählstil und die Dialoge etwas hölzern, aber nach einigen Seiten hatte ich mich hier richtig eingelesen und das Buch las sich quasi fast von allein. Allerdings fällt auch in diesem Roman wieder auf, dass die Autorin eine Vorliebe für ausgefallene Fremdwörter hat, von denen mir die meisten wirklich nicht geläufig sind. Mich reist das immer ein wenig aus dem Lesefluss heraus, auch wenn ich nur darüber hinweg lese und mir nicht die Mühe mache, sie nachzuschlagen. Auch kurze französische Redewendungen, die wohl dazu dienen sollten, das Flair der gehobenen Gesellschaft Londons zu unterstreichen, finden sich in der Handlung wieder. Leider fehlt es hier an nützlichen Übersetzungen, so dass ich anstatt dichter Atmosphäre eher Ratlosigkeit verspürte. Ein Glossar wäre bei den Romanen der Autorin wirklich hilfreich.


    Die Handlung hat mir vom ersten Moment an gefallen. Es gibt kein langes Vorgeplänkel, sondern man befindet sich unmittelbar in einer spannenden und aufregenden, atmosphärisch dichten Geschichte. In Boston macht sich die Rebellion der amerikanischen Kolonien in den ersten Aufständen bemerkbar, die jeden zu zermalmen drohen, der nicht auf der Seite der Aufständischen steht. Makepeace sitzt regelrecht zwischen den Stühlen und weder Makepeace noch dem Leser bleibt Zeit zum Durchatmen bis sie sich in Sicherheit gebracht hat. Die Geschichte ist rasant erzählt, gerade in der „amerikanischen“ Phase des Romans. Nach der Flucht nach London wird es zwar etwas ruhiger, aber nicht weniger interessant. „Eine gefährliche Rivalin“ hat mich wirklich gefesselt, berührt und begeistert. Es war spannend, aufregend und ergreifend und hat mir äußerst unterhaltsame, kurzweilige Lesestunden geschenkt.
    Diana Norman bietet dem Leser ein breites, thematisches Spektrum. So ist die Unzufriedenheit in den amerikanischen Kolonien immer wieder Thema, der Leser wird in die Londoner Gesellschaft mit all ihren Tücken und Intrigen eingeführt. Man erlebt mit, wie langsam aber stetig der Fortschritt auch in England Einzug hält und in allem hat Makepeace ihre Finger mit ihm Spiel, ob nun gewollt oder gezwungener Maßen. Vielleicht ist es hier und da ein wenig viel, was eine Frau alleine tragen muss, aber Makepeace ist in jeder Lebenslage absolut überzeugend und es gab immer starke Frauen und wird es auch immer geben, warum also nicht auch eine fiktive Makepeace Burke? Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, steht aber meines Erachtens nicht im Vordergrund, auch wenn sie für vieles der Katalysator ist. Dabei ist es nicht nur die Liebe zwischen Mann und Frau, sondern auch die zwischen Freunden und Geschwistern, die der Protagonistin neben ungeheurem Leid, auch unglaubliche Kraft schenkt. „Eine gefährliche Rivalin“ ist sowohl historischer Roman als auch Gesellschaftsroman. Es ist eine Geschichte über Freiheit und Unabhängigkeit, sowohl von Nationen als auch der Frau. Es ist ein Buch über Liebe, Eifersucht, Hass und Leid.


    Die Figuren haben mir alle äußerst gut gefallen. Nicht nur die Protagonisten sind vielschichtig, lebendig und glaubwürdig, selbst die Nebenfiguren strahlen derart viel Leben aus, dass man sie deutlich vor sich sieht und gar nicht anders kann, als mit ihnen zu bangen, zu hoffen, zu leiden und zu lieben. Besonders gut gefallen hat mir, dass sie keine Stereotypen sind. Diana Norman hat nicht nur in ihrem Charakter die unterschiedlichsten Figuren zum Leben erweckt, sondern auch nicht mit den verschiedensten Hautfarben und Nationalitäten gegeizt. Vielleicht ist das Buch vor allem durch diese kunterbunte, multikulturelle Mischung an Charakteren ein so lebendiger Roman geworden. Makepeace sticht deutlich hervor, was aber nicht allein an ihrem wundervollen Facettenreichtum liegt, sondern auch an ihrer Fähigkeit, sich aufgrund von Erfahrungen drastisch zu verändern. An ihr geht das Leben nicht spurlos vorbei und das macht sie zu einer unwahrscheinlich glaubwürdigen und plastischen Figur. Sie macht die deutlichsten Veränderungen im Laufe der Geschichte durch, und Diana Norman hat es geschafft, sie dabei immer realistisch wirken zu lassen und ihr Verhalten plausibel darzustellen. Makepeace ist ein Sympathieträger, man muss sie einfach mögen und ins Herz schließen. An ihr führt kein Weg vorbei und sie hat mich wirklich verzaubert, mich in ihren Bann geschlagen und dabei ist sie mir sehr, sehr nahe gekommen. Aber nicht nur Makepeace konnte mich berühren. Auch ihre engsten Freunde und Familienangehörige haben mich mit sich gerissen, mich beschäftigt und bewegt.


    Fazit


    „Eine gefährliche Rivalin“ ist ein spannender, unterhaltsamer Roman, der vor allem durch seine Protagonistin Makepeace Burke lebt und besticht und dabei Einblicke in den beginnenden wirtschaftlichen Fortschritt Englands und in das Gesellschaftsleben Londons im 18. Jahrhundert gewährt.

    Meine Bewertung


    8 von 10 Punkten

  • Ich habe dieses Buch eben beendet und kann mich in vielen Punkten meiner Vorrednerin anschließen:


    auch ich brauchte einige Zeit, um mich an den sperrigen, umgewöhnlichen Stil der Autorin zu gewöhnen. Auch, um mit der Hauptfigur wirklich warm zu werden. Auf alle Fälle ist es eine ungewöhnliche Hauptfigur, keineswegs die stereotype Klischeeheldin.


    Das Buch nimmt dann auch rasant Fahrt auf, und bald war ich so gefesselt (oder hatte mich daran gewöhnt! ;-) ), dass ich das Buch kaum mehr weglegen wollte. Die Erlebnisse in Amerika waren interessant, aber wirklich spannend wurde es erst mit England. Das alltägliche Leben und die historischen Erlebnisse sind wunderbar anschaulich geschrieben (und hervorragend recherchiert, nehme ich an).


    Die Autorin überrascht dann auch noch mit einer großen Wendung in der Geschichte und lässt ihre Heldin so richtig ins Unglück stürzen. Die Auflösung des Ganzen wird dann allerdings doch ziemlich vorhersehbar und sogar ein wenig kitschig. Aber das tut dem Lesevergnügen keinerlei Abbruch!


    Etwas allerdings finde ich störend: die Neigung der Autorin, "foreshadowing" (ich hoffe, ich hab das richtig geschrieben) zu betreiben. Soll heißen, sie deutet Dinge an, die in der Zukunft passieren. Das raubt der Geschichte dann doch massiv an Spannung. Ein Beispiel?



    Na, da konnte sich der erfahrene Leser ja schon ganz gut denken, was noch kommen würde...


    Aber egal; ein sehr schönes Buch, dem ich 8 Punkte verleihe.


    lg, A.