Der gehörnte Marquis - Jean Teulé

  • Originaltitel: Le Montespan (2008)
    Piper Taschenbuch 2009, 334 S.


    Klappentext:
    Ein derartiges Gefährt hat man am Hofe des Sonnenkönigs noch nie gesehen. Soeben ist Louis Henri de Montespan in einer gehörnten Kutsche vorgefahren, um seine Gattin Françoise von König Ludwig XIV. zurückzufordern. Der vor Eifersucht schäumende Marquis hat sich längst zum Pariser Gespött gemacht, sträubt er sich doch mit aller Macht gegen eine große Gunst: Seine Angetraute hat der Sonnenkönig zur Lieblingsmätresse erwählt! Im ganzen Land kursieren bereits höhnische Lieder und Molière verfasst sogar ein Stück über den wütenden Gehörnten. Doch der wahnsinnige Liebende lässt sich nicht beirren und sinnt weiter auf Rache. Nachdem sein Plan fehlgeschlagen ist, den König mit Syphilis anzustecken, scheint ihm nichts anderes übrig zu bleiben, als Françoise aus Versailles zu entführen.


    Über den Autor:
    Jean Teulé, 1953 geboren, hat als Comiczeichner, Drehbuchautor und Schauspieler gearbeitet, bevor er begann, Romane zu schreiben. Für »Der gehörnte Marquis«, der monatelang weit oben auf der französischen Bestsellerliste stand, erhielt er den »Prix Palatine du Roman Historique« sowie den »Prix Maison de la Presse«. Er lebt zusammen mit seiner Lebensgefährtin, der Schauspielerin Miou-Miou, in Paris.


    Meine Meinung:
    Ich kann ihn gut verstehen, den Marquis Louis-Henri de Montespan. Er sieht es nicht als Ehre an, dass seine geliebte Gattin Françoise an den Hof des Sonnenkönigs bestellt und von König Ludwig XIV. zur Mätresse auserkoren wurde. Er ist vor Eifersucht außer sich und will, dass seine Frau zu ihm zurückkehrt. Damit allerdings verhält er sich völlig untypisch für seine Zeit und als auch noch Plan um Plan misslingt, die Dame zurückzugewinnen, wird er zum Gespött im ganzen Land. Denn Françoise denkt gar nicht an eine Rückkehr, führt sie bei Hofe doch ein wesentlich luxuriöseres Leben als bei ihrem Ehemann, um dessen Finanzen es schlecht bestellt ist, dafür hat er so gar kein Händchen.
    Montespan ist eine tragikomische, skurrile Figur, dem man bei seinen Bemühungen wirklich Erfolg wünscht. Er hat einen herzensguten Charakter, nur das Glück leider nicht auf seiner Seite.


    Teulé hat einen amüsanten, witzig-frivolen, aber auch tragischen Roman nach einer wahren historischen Begebenheit geschrieben. Man könnte das Buch durchaus auch als albern und vulgär bezeichnen. Der Autor spart nicht mit detaillierten Beschreibungen ohne jede Schönfärberei auf die nicht besonders feinen Gewohnheiten des französischen Adels zu Zeiten des Barock, ziemlich erschreckend und ekelig. Und so genau wollte ich das eigentlich alles auch gar nicht wissen.


    Am Ende bleibt ein zwiespältiges Gefühl, ob mir der Roman nun gefallen hat oder nicht.
    Aber vielleicht kann man die eigentlich traurige Lebensgeschichte dieses unglücklich verliebten Mannes nur auf diese Weise erzählen.

  • Oh, da ist mir jemand mit dem Rezensieren dieses Romans zuvor gekommen.


    Daher kann ich nur noch sagen:


    Ein absolut geniales Buch! Witzig! Spritzig! Ironisch! Tragisch! Leidenschaftlich! :anbet :anbet :anbet


    Fast schon einer der besten historischen Romane der letzten Jahre. Ich habe ihn mit dem größen Vergnügen gelesen und bin noch am Recherchieren, was nun tatsächlich Fakt davon war und was der Fantasie des Autors entsprungen ist.


    - Vermutlich nicht die Butter in den Zähnen. ;-)

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Alice Thierry
    Fast schon einer der besten historischen Romane der letzten Jahre. Ich habe ihn mit dem größen Vergnügen gelesen und bin noch am Recherchieren, was nun tatsächlich Fakt davon war und was der Fantasie des Autors entsprungen ist.


    - Vermutlich nicht die Butter in den Zähnen. ;-)


    Das habe ich auch während des Lesens dauernd gemacht :-). Und soweit ich nachlesen konnte, stimmt alles. Auch das mit der Butter :rolleyes

  • Leider gibt es keine Biografie über den Herrn Montespan.


    Über seine Gattin ist Einiges auf dem Markt, aber was davon besonders lesenswert ist, lässt sich schwer sagen.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Ein tolles Buch! :anbet
    Ich kann mich den positiven Meinungen hier anschließen.


    respektlos, direkt, komisch und ziemlich derb - ein historischer Roman mal ganz anders.


    Liebe Grüße

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Also das ist wirklich ein historischer Roman ganz anderer Art. Ich schwankte zwischen Mitleid für den Marquis und Komik seinerseits. Seine Art ist einfach zu komisch, aber auch einfach verrückt. Ich fand aber auch vorallem die Personen um den Marquis herum sehr schön gezeichnet. Das Ende hat mir besonders gut gefallen. 10 Punkte.