"Stadt der Diebe" David Benioff - gelesen von Heikko Deutschmann

  • 6 CDs, gekürzte Lesung, Länge ca. 434 Minuten


    Kurzbeschreibung: ( von www.amazon.de )
    Leningrad im Januar 1942: Der 17-jährige Lew und der Deserteur Kolja sollen innerhalb von sechs Tagen im belagerten und ausgehungerten Leningrad zwölf Eier für eine Hochzeitstorte auftreiben. Gelingt es ihnen nicht, werden sie zum Tode verurteilt. Ein Abenteuerroman und zugleich die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft.


    Über den Autor: ( von www.amazon.de )
    David Benioff, geboren 1970, debütierte 2002 mit dem Roman "25 Stunden" (Heyne), der von Spike Lee mit Edward Norton und Philip Seymour Hoffman in den Hauptrollen verfilmt wurde. Seither arbeitet er als Drehbuchautor, adaptierte "Drachenläufer" für das Kino und schrieb unter anderem das Drehbuch zu "Troja". Er lebt mit seiner Familie in New York.


    Über den Sprecher: Heikko Deutschmann


    Meine Meinung:
    Ich hatte am Anfang so meine Probleme mit Heikko Deutschmann. Irgendwie kam ich nicht so richtig damit klar, wie er die Rolle des Lew gelesen hat.
    Das hat sich dann aber mit der Zeit gegeben, bzw. wahrscheinlich habe ich mich daran gewöhnt. ;-) Und ab so ca. der Hälfte fand ich es richtig gut.
    Ansonsten bin ich von der Geschichte wieder schwer begeistert ( mir hat ja schon das Buch sehr gut gefallen ).


    Das Hörbuch bekommt von mir 9 von 10 Punkten.

  • Mein Eindruck zu Stadt der Diebe ist ebenso positiv :-)


    Hier einige Gedanken aus meiner Rezension:


    Ganz viel Seele


    Bei der Einleitung des Hörbuchs – Zitat:
    „Mein Großvater, der Messerstecher, tötete zwei Deutsche, bevor er 18 war“ Zitatende.


    …und dem Namen der Protagonisten wurde ich stutzig. Warum heisst der Erzähler Lew Benioff?


    Aus Interviews mit David Benioff (z.B. im Deutschlandfunk) wurde aber klar, dass es sich nur um ein Stilmittel handelt und nicht um eine authentische eigene Herkunftsgeschichte. Das besagte Mittel verfehlt nicht seinen Zwecks. Die Anbindung an den Erzähler war sofort hergestellt.
    Schön ist auch, dass man nicht erst ein Drittel des Werks lesen musste, um in die eigentlich relevanten Ereignisse einzutauchen...


    Kurzer Abriss meinerseits: Russland, eiskalter Januar 1942, belagertes Leningrad


    Weil er während der nächtlichen Ausgangssperre beim vermeitlichem Leichenfleddern/ Plündern erwischt wurde, wird der 17-jährige Lew sofort inhaftiert – es interessiert niemanden, dass er nur Hunger hatte und auf Plündern steht Erschiessung. In einer dunklen Gefängniszelle harrt er seines Schicksals , erlebt aber eine Überraschung. Er wird nicht aufs Schafott, sondern zusammen mit einem Mithäftling Kolja vor den Geheimdienstchef der Stadt geführt. Der gibt den beiden eine „Chance“ auf Überleben, wenn sie eine unlösbare Aufgabe lösen: Im Tausch gegen ihre Freilassung sollen sie innerhalb von sechs Tagen im ausgehungerten Leningrad zwölf Eier für die Hochzeitstorte seiner Tochter auftreiben.
    Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Der schüchterne Lew klemmt sich an den Deserteur Kolja – einen gewitzten, charmanten Frauenhelden – und zusammen entwickeln sie eine Idee nach der anderen, wie man im hungernden Leningrad Eier finden könne.


    Neben zahlreichen Nebenhandlungssträngen, die aus diesen Ideen entspringen, arbeitet sich in den Vordergrund der Geschichte ein aberwitziger Plan: Kolja will sich mit Lew zu einer Geflügelfarm jenseits der feindlichen deutschen Linien durchschlagen. Ein selbstmörderisches Unterfangen …


    Was macht denn nun den Meister aus?


    Für mich macht die natürliche, unaufgesetzte Art Charaktere zu zeichnen, sie durch ihre Handlungen und authentische Dialoge zum Leben zu erwecken, ein seltenes Talent bei Literaten aus. Dieses hat David Benioff scheinbar mit Löffeln gefressen.
    Er braucht keine unnötigen Erläuterungen, jede Beschreibung der Umgebung und der Handelnden ist so prägnant und spricht für sich, dass spätestens nach der Hälfte jeder Leser/jede Leserin einen Lieblingscharakter hat, mit ihm mitfiebert, mitlacht und weint. Ich glaube, dass es die Menschen sind, die auch im Alltag sehr achtsam leben und ganz genau auf die Details achten – was in unserer Umgebung unsere Emotionen in welcher Art und Weise lenkt – die die besten Geschichten kreiren ohne unnötig zu überladen oder mit Nichtigkeiten zu langweilen. David Benioff zählt zu ihnen.


    Trotz der Natürlichkeit der beiden Hauptprotagonisten springt die Grausamkeit des Krieges den Leser/Leserin immerwieder „von der Seite“ an und bringt uns als Leser auf den Boden der Tatsachen. Dass „wir“ nicht in einem einfachen Beziehungsproblem stecken in dem Buch. „Wir“ sind im Krieg. Und es geht ums nackte Überleben.


    Schließlich erschafft David Benioff ein echtes klassisches Abenteuer. Die liebgewonnen Helden gehen durch eine Gefahr nach der nächsten, Co-Charaktere gesellen sich dazu, trennen sich wieder oder sterben eines grausamen Todes. Die Spannungskurve ist elegant und unnachgiebig. Auf den Ausgang des Abenteuers möchte ich keinerlei Hinweise geben… es ist zu toll und ich will keinesfalls zuviel sagen. Es ist mehr als lohnenswert! :anbet :wave