Titel im Original: The Effects of Light
Kurzbeschreibung:
Kate Scott ist eine junge College-Professorin mit einer Vergangenheit, die sie um jeden Preis geheim halten will. Als sie sich aber in ihren Kollegen Samual verliebt, geschieht das Unfassbare. Samual hält eine Vorlesung über eine spektakuläre Kunstdebatte, die sich an einer Reihe von Nacktaufnahmen zweier Mädchen vor dreißig Jahren entzündete. Und Kates Geheimnis dringt ans Licht: Sie war eines der Mädchen, und ihr Name ist keineswegs Kate, sondern Myla. Als ihr mehrere Päckchen voller Erinnerungen und Enthüllungen anonym zugeschickt werden, ist sie gezwungen, sich dem tragischen Ereignis von damals zu stellen – einem Ereignis, bei dem sie ihre Schwester für immer verlor…
Meine Meinung:
Eines gleich vorweg: mir hat "Vergissmeinnicht" gut gefallen, wenngleich es einiges gibt, das ich zu bemängeln habe. Erzählt wird die Geschichte von Myla und Pru, ihrer um fünf Jahren jüngeren Schwester. Die beiden hatten früh ihre Mutter verloren und waren trotz ihrer Gegensätzlichkeit innig verbunden. Die wichtigsten Personen ihrer Kindheit waren der abgöttisch geliebte Vater David, dessen bester Freund Steve und seine Frau Jane, die für die Mädchen eine Art Ersatzmutter darstellte sowie die Künstlerin Ruth, die die umstrittenen Bilder der Mädchen im Laufe der Jahre aufnahm. Erzählt wird aus zwei Perspektiven: zum einen in der dritten Person über die erwachsene Myla (bzw. anfangs Kate), zum anderen in Rückblenden in die Kindheit von Pru in der Ich-Form. Als Samuel seine Vorlesung über die besagten Nacktaufnahmen der beiden Schwestern hält, unwissend, wer Kate in Wirklichkeit ist, ist Myla gezwungen, sich ihrer wohlverborgenen Vergangenheit zu stellen und reist überstürzt an den Ort ihrer Kindheit. Dieser Strang wird immer wieder unterbrochen von Prus Kindheitsdarstellungen (formuliert in der Gegenwart), in denen man Einblick in die Entstehung der Photos sowie das Familienleben der Mädchen bekommt. Mir haben diese Einschübe besser gefallen als die über Myla, da man zum einen die Hintergründe erfährt, zum anderen weil mir Mylas übertrieben emotionale Art auf die Nerven ging. Stets wankt sie von einem Gefühlsextrem zum anderen, das war mir zu überzeichnet dargestellt. Außerdem stand mir stand die Liebesgeschichte zwischen Myla und Samuel zu sehr im Vordergrund, sodaß die eigentlichen Grundthematiken - wo liegt die Grenze zwischen Kunst und Pornographie, was darf Kunst, was kann Kunst bewirken - für meinen Geschmack viel zu kurz kommen. Auch die Kunstdebatte, die die Nacktphotos ausgelöst haben sollen, wird weitgehend ausgeklammert. Bei den Abschnitten von Pru allerdings ist zu bemängeln, daß sich kein Kind in dem Alter (bzw. den entsprechenden Altersabschnitten) auf diese Weise, so gebildet und erwachsen ausdrücken könnte.
Gut gefallen hat mir die Sprache, die nicht unbedingt poetisch, aber doch lautmalerisch und sehr ansprechend ist; überhaupt sehe ich gerne über kleinere inhaltliche Mängel hinweg, falls mich der Schreibstil anspricht, so wie es hier der Fall ist. Das Buch ist klug geschrieben, auf eine unaufgeregte Weise, aber doch auch (manchmal etwas zu) emotional; es ist sauber verfaßt und baut nicht künstlich Spannung auf, erzeugt aber dennoch eine Sogwirkung und ist durchaus fesselnd. Schön auch ein paar nette kleine Geschichten zur Kunstgeschichte, die aber leider nur vereinzelt auftreten und dann auch nur nebenbei.
Am Ende hin war es mir zu kitschig, da wäre weniger mehr gewesen. Überhaupt kann ich mir gut vorstellen, daß dieses Buch sehr unterschiedlich wahrgenommen wird, mir hat es trotz aller Kritikpunkte sehr gut gefallen, wobei es wohl gut zu meiner momentanen ruhigen Stimmung gepaßt hat. Für die Kritikpunkte gibt es zwei Punkte Abzug, übrig bleibt aber dennoch ein durchaus lesenswertes Buch, das für ein Erstlingswerk sehr solide und ansprechend ist - 8 Punkte von mir.