"Das war's dann wohl" - Sibylle Berg (Hg.)

  • Deutsche Verlags-Anstalt, Februar 2008
    gebundene Ausgabe, 208 Seiten


    Kurzbeschreibung
    Wenn Männer am Ende sind


    Nach dem erfolgreichen Band »Und ich dachte, es sei Liebe«. Abschiedsbriefe von Frauen bietet Sibylle Berg nun unverblümte und intime Einsichten in die Gefühlswelten der Männer. Die von ihr gesammelten Briefe sind anrührende Zeugnisse männlichen Ausdrucksvermögens.


    Natürlich haben Männer Gefühle, oft sogar sehr viel verzweifeltere als Frauen, denn sie wissen gemeinhin nicht, wie sie ihnen Ausdruck verleihen sollen. Was sagen die Sprachlosen, wenn ein Abschied ansteht? Von der Liebe? Vom Leben? Von Gewohnheiten? Um das herauszufinden, hat Sibylle Berg Abschiedsbriefe gesammelt und kommentiert, Briefe von berühmten und weniger berühmten Männern, von lebenden und toten. Und eines hat sie dabei festgestellt: Egal ob sich der Mann von einer Liebe, einer Katze oder seinem Auto trennt - erst handelt er, dann denkt er nach. Und gelegentlich versucht er, für seine Gedanken die richtigen Worte zu finden.· Mit Briefen von Leo Tolstoi, Edgar Allan Poe, Fernando Pessoa, Charles Baudelaire, Alain Delon, Wiglaf Droste, Tom Kummer, Moritz Rinke, Friedrich Dürrenmatt, Oskar Lafontaine und vielen anderen mehr· Liebevoll eingeleitet und kommentiert von einer der bekanntesten Autorinnen Deutschlands


    Über die Herausgeberin
    Sibylle Berg, geboren in Weimar, lebt heute in Zürich. Bekannt wurde sie mit dem Roman "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot" (1997). Neben Büchern schreibt sie auch Theaterstücke und veröffentlicht regelmäßig in überregionalen Zeitungen und Zeitschriften. Bei DVA erschien zuletzt "Und ich dachte, es sei Liebe". Abschiedsbriefe von Frauen (2006).


    Meine Meinung
    Nachdem Sibylle Berg mit "Und ich dachte, es sei Liebe" eine Sammlung mit Abschiedsbriefen von Frauen herausgegeben hat, enthält dieses Buch nun eine Sammlung von Männerabschieden.


    Den drei Kapiteln "Abschied von Zeug", "Abschied vom Leben" und "Abschied von der Liebe" hat Sibylle Berg in gewohnter Manier bissig-zynische Kommentare vorangestellt.
    Im ersten Kapitel finden sich Abschiedsbriefe, gerichtet an das geliebte Haustier, das treue Auto, an todkranke Geschwister oder an Mitarbeiter und Kollegen bei Aufgabe eines Jobs.
    Tobias S. verabschiedet sich von sich selbst als Sportler, von seinem Wahn, der Beste aus Sicht der anderen zu sein, Denis M. von seiner Angst, die ihn bei Entscheidungen und Aufgaben behindert.
    Auch Abschiedsbriefe berühmter und bekannter Männer sind vertreten. Der zerrütteten Freundschaft zu Max Frisch unterzieht Friedrich Dürrenmatt einer bitteren Analyse. Oskar Lafontaine verabschiedet sich in knappster Form vom Amt des Bundesfinanzministers 1999. Und den Brief, den der Autor und Dramatiker Moritz Rinke an die deutsche Bundesregierung schrieb, für ihn auch ein Abschied vom Glauben an den Rechtsstaat, liest man mit einem Schmunzeln.


    Schwer verdaulich sind im zweiten Kapitel die Abschiedsbriefe von Stefan Zweig, Kurt Tucholsky und Heinrich Kleist, die sich das Leben nahmen. Zum Tode Verurteilte schreiben Abschiedsbriefe an ihre Familien. Besonders beklemmend lesen sich die Abschiedsbriefe von Alexander Schmorell, Mitbegründer der "Weißen Rose" um die Geschwister Scholl, der am 13. Juli 1943, zum Tode verurteilt, durch das Fallbeil starb.


    Im dritten Kapitel verabschieden sich bekannte (Erich Maria Remarque, Edgar Allan Poe, F.Scott Fitzgerald, Alain Delon) und unbekannte Männer von Ehefrauen, langjährigen Geliebten, von Affären, Angebeteten und platonischen Beziehungen - und dies auch über den Tod der Adressatin hinaus.


    Die enorme Bandbreite der zusammengetragenen Briefe zeigt, dass die These, Männer könnten keine Abschiedsbriefe schreiben, nicht haltbar ist. Der Stil der Briefe reicht von ernüchtert, kühl und knapp über zornig, irritiert und ratlos bis liebevoll und tief berührend. Manche Briefe sind auch (unfreiwillig) komisch.
    Alle Abschiedsbriefe haben eins gemein: sie wollen mit einer Person, einem Ding abschließen. Darin mögen sie sich teilweise auch von Frauenabschiedsbriefen unterscheiden.


    Sibylle Berg ermöglicht durch diese Anthologie einen gelungenen Einblick in die Gedankenwelt von Männern beim Abschied.


    8/10 Punkten

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt