Zeit aus den Fugen - Philip K. Dick

  • OT: Time Out Of Joint


    Kurzbeschreibung:
    Eine idyllische Kleinstadt im Amerika der fünfziger Jahre. Ragle Gumm, Mitte vierzig, ledig, verdient seinen Lebensunterhalt durch Gewinne bei einem obskuren Zeitungswettbewerb. Bis merkwürdige Ereignisse und Entdeckungen ihn davon überzeugen, dass hier etwas nicht stimmt. Nicht mit den Menschen, nicht mit den Häusern, nicht mit der Stadt. Und nicht mit der Zeit.


    Über den Autor:
    Philip K. Dick (1928-1982), Science-Fiction-Genie und brillanter Beobachter der amerikanischen Alltagskultur, schrieb unter anderem die Vorlagen zu den Filmen "Blade Runner", "Total Recall"," Minority Report", "Paycheck" und "A Scanner Darkly" und gilt heute als einer der größten Visionäre, die die Literatur des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat.


    Meine Rezension:
    Dies war mein erstes Buch von Philip K. Dick und obwohl ich eigentlich kein Sci-Fi-Fan bin, bin ich sehr positiv überrascht. Nicht nur, dass mir der Erzählstil Dicks außerordentlich gut gefallen hat, auch seine Charaktere und die Handlung selbst haben mich überzeugt. Geschickt führt Dick seine Leser von einer scheinbar normalen Umgebung in merkwürdige, aber noch relativ unbedeutende Ereignisse, die sich langsam aber sicher zu einem unglaublichen Mysterium ausdehnen. Wie die Figuren in diesem Roman erst an sich zweifeln, dann beginnen zu verstehen, schließlich den Mut haben, neue Wege zu gehen und dann letztlich zu sich und der Wahrheit zurückfinden, ist gelungen, ohne unglaubwürdig zu wirken. Dennoch hätte ich mir noch mehr Raum für die Auflösung bzw. die "Realität" gewünscht, die mir persönlich stellenweise zu verwirrend war. Dass die ferne Zukunft das Jahr 1997 ist, ist aus heutiger Sicht amüsant, aus Sicht des Entstehungsdatums des Romans (1959!) aber weit weit entfernt. So erklärt sich auch, dass einige Aspekte dem heutigen Leser ein Schmunzeln hervorrufen, was dem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch getan hat.


    Ich vergebe 8 Punkte!


    ASIN/ISBN: 3596906954

  • Bin ich hier bei den Eulen tatsächlich erst der zweite, der dieses Buch gelesen hat bzw. bewertet?
    Wow, da kann ich mich meinem Vorredner nur anschließen und behaupten, unbedingt nachholen - sehr lesenswert.
    Alleine schon, wenn man bedenkt, wann dieses Werk geschrieben wurde - Wahnsinn, was für eine Weitsicht.
    Ich weiss nicht, ob man das Spoilern muss - aber sicher ist sicher:



    Es ist inzwischen mein 8. Buch von Philip K. Dick und es war bis jetzt noch wirklich kein schlechtes dabei. Man, was war das ein genialer Schriftsteller.
    Im Original hieß das Buch damals übrigens "Zeitlose Zeit". Also, in diesem Sinne, hat echt Spaß gemacht, habe es förmlich verschlungen und kann es nur wärmstens weiter empfehlen.

    :lesend"Labyrinth - Elixier des Todes: Agent Pendergast 14" von Douglas Preston & Lincoln Child


    "Wenn man liebt, sind Pockennarben so hübsch wie Grübchen."

  • Hab's auch gelesen (auch noch in der Zeitlosen Zeit - komischer Titel, oder? - Version, wobei man jetzt dem englischen Originaltitel TIME OUT OF JOINT wesentlich näher kommt). Hat mir sehr gefallen, auch wenn er es nicht ganz unter meinen persönlichen Top 5 von Philip K. Dick kommt (habe insgesamt sicherlich 20 Bücher oder mehr gelesen).

  • Ich habe das Buch zu Ende gelesen und war insgesamt begeistert. Dick schafft es, die Spannung von Beginn bis zum Ende aufrechtzuerhalten und die Charaktere glaubhaft zu gestalten, indem er einen relativ nüchternen Erzählstil ohne lange Bandwurmsätze und ausgiebige Raum-/Landschaftbeschreibungen benutzt und sich somit auf das Wesentliche konzentriert.


    Das Ende der Geschichte hat mir sehr gut gefallen, obwohl ich mir (im Gegensatz zu milla) eine kürzere und weniger ausführlichere Auflösung gewünscht hätte, weil bei mir auf den letzten 20 Seiten beinahe der "Wow-Effekt" verflogen war und ich das Gefühl hatte: Allmählich entsteht hier eine eigene Story.

  • Titel: Zeit aus den Fugen
    OT: Time Out Of Joint
    Autor: Philip K. Dick
    Übersetzt aus dem Englischen von: Gerd Burger und Barbara Krohn
    Verlag: Heyne
    Erschienen: September 2002
    Seitenzahl: 288
    ISBN-10: 3453217306
    ISBN-13: 978-3453217300
    Preis: 9.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Eine idyllische Kleinstadt im Amerika der fünfziger Jahre. Ragle Gumm, Mitte vierzig, ledig, verdient seinen Lebensunterhalt durch Gewinne bei einem obskuren Zeitungswettbewerb. Bis merkwürdige Ergebnisse und Entdeckungen ihn davon überzeugen dass hier etwas nicht stimmt. Nicht mit den Menschen, nicht mit den Häusern, nicht mit der Stadt. Und nicht mit der Zeit.


    Der Autor:
    Philip K. Dick wurde 1928 in Chicago geboren. Schon in jungen Jahren schrieb er zahllose Stories und arbeitete als Verkäufer in einem Plattenladen in Berkeley, ehe er 1952 hauptberuflich Schriftsteller wurde. Er verfasste über hundert Erzählungen und Kurzgeschichten für diverse Magazine und Anthologien und schrieb mehr als dreißig Romane, von denen etliche heute als Klassiker der amerikanischen Literatur gelten. Philip K. Dick starb am 2. März 1982 in Santa Ana, Kalifornien, an den Folgen eines Schlaganfalls.


    Meine Meinung:
    Ein Buch das es wirklich wert ist gelesen zu werden. Besser als die „Truman Story“, besser auch als die „Matrix-Filme“ – wenn man hier einmal den Vergleich zwischen Buch und Film heranziehen darf. Die Geschichte entwickelt sich von der Normalität des Lebens bis zu dem Punkt wenn nicht mehr klar ist, was ist Realität – was ist Fiktion. Und Dick schafft es seine Leser eine geraume Zeit im Unklaren zu lassen. Man ahnt etwas – aber bis die Ahnung zur Gewissheit wird, vergehen schon so einige Seiten. Der Autor versteht es seine Geschichte mit einem leicht bedrohlichen Unterton zu erzählen. Und es ist dieser Unterton, der diese Geschichte zu etwas Besonderem macht. Der Spannungsbogen wird während der gesamten Handlung immer gleichmässig hochgehalten, Längen oder langweilige Sequenzen sucht man diesem Roman von Dick vergeblich. Ein sehr interessantes Leseerlebnis, spannende Unterhaltung der Extraklasse – ein anspruchsvoller Roman. Für dieses Buch gibt es klare Leseempfehlung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Meinung:


    Das Buch beginnt gemächlich, gezeigt wird das Leben in einer normalen Kleinstadt in den USA mit normalen Menschen Ende der 1950er Jahre. Das Zeitkolorit kommt hervorragend rüber, man fühlt sich hineinversetzt in diese Zeit und an diesen Ort. Es ist wie nebenbei die Rede vom Kalten Krieg, der atomaren Bedrohung aus Moskau, die Kinder spielen mit Atomkanonen, von der Wasserstoffbombe wird gesprochen, die Leute haben Angst vor einem 3. Weltkrieg. Das Fernsehen wird als "nationaler Zeitvertreib" bezeichnet und Homosexuelle werden mal eben "schwule Himbeerbubis" genannt. Das Zeitgefühl hat der Autor sehr gut getroffen.
    Leider bleibt die Handlung in den ersten zwei Dritteln des Buches behäbig, obwohl man als Leser sehr bald überlegt, was hier eigentlich los ist, was hier nicht stimmen soll. Erst als Ragel versucht auszubrechen, wurde es für mich interessant und die Handlung nimmt zum Schluss hin richtig Fahrt auf. Die Auflösung hat mich überrascht, da hat der Autor viel Phantasie bewiesen und das hat mir gefallen, weil’s mal was anderes war.


    Geärgert habe ich mich über die sprachliche Umsetzung, wobei ist nicht weiß, ob Wortkreationen wie "Fußschritte", die jemand gehört hat oder eine Formulierung wie "reichte Ragle ihm die Kopfhörer und setzte sie ihm auf." (S. 128) dem Autor oder den Übersetzern anzulasten sind.
    Das sprachliche Niveau ist wie das Anfangsszenario des Romans bestenfalls normal bzw. Mittelklasse.


    Fazit:


    Insgesamt empfand ich den Roman dann doch eher als nichtssagend. Eine nette Idee, leidlich umgesetzt, als Buch für zwischendurch gut geeignet, mehr aber auch nicht. Der Film "Die Truman Show", zu dem es einige Parallelen gibt, konnte mich mehr zum Nachdenken bringen.
    6 Punkte.

  • Eigentlich führt der 46-jährige Ragle Gumm ein unscheinbares Leben in einer amerikanischen Kleinstadt Ende der 1950er Jahre. Doch nach und nach hat er den Eindruck, dass mit der ihm bekannten Wirklichkeit etwas nicht stimmt. Plötzlich gibt es mehr Treppenstufen als vorher, sämtliche angerufene Telefonnummern in Bridgeland funktionieren auf einmal nicht mehr und angeblich verkehrt seit Jahren eine völlig andere Buslinie in der Gegend. Als ihm die surrealen Ereignisse zu viel werden, versucht Ragle aus dem Ort zu flüchten. Nach einigen Schwierigkeiten gelingt ihm das und er erfährt, dass deutlich mehr hinter der ganzen Angelegenheit steckt, als er angenommen hat. Eine Erkenntnis, die buchstäblich seine ganze Welt ins Wanken bringt.

    Die Grundidee des Romans fand ich höchst interessant und auch die Auflösung am Schluss war sehr gelungen. Da lässt sich leicht nachvollziehen, weshalb das Buch zu Philip K. Dicks großen Klassikern zählt. Allerdings war die Geschichte für meinen Geschmack etwas zu weitläufig und zu lahm erzählt. Hier merkt man dem Roman sein Alter deutlich an (die Erstveröffentlichung erfolgte 1959). Daran ändert auch die deutsche Neuübersetzung von 1995 nichts. Fazit: Interessante Geschichte, vom Schreibstil her aber nicht mehr ganz zeitgemäß.