Uwe Müller/Grit Hartmann - Vorwärts und Vergessen

  • Titel: Vorwärts und Vergessen
    Autoren: Uwe Müller/Grit Hartmann
    Verlag: Rowohlt Berlin
    Erschienen: Mai 2009
    Seitenzahl: 315
    ISBN-10: 3871346233
    ISBN-13: 978-3871346231
    Preis: 16.90 EUR


    Die Autoren:
    Uwe Müller, geboren 1957 in Wiesbaden, studierte Volkswirtschaft und Soziologie in Frankfurt am Main und begann seine journalistische Laufbahn als Redakteur bei der Düsseldorfer Verlagsgruppe Handelsblatt. 1990 wurde er Ostdeutschland-Korrespondent der Tageszeitung "Die Welt", für die er seit 2002 als Reporter tätig ist. Uwe Müller lebt in Leipzig und Berlin.Grit Hartmann, geboren 1962, studierte Journalistik in Leipzig und arbeitete bis zum Ende der DDR beim Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 1990 war sie Mitbegründerin des Forum Verlags Leipzig. Seit 1994 arbeitet sie als freie Journalistin und war u.a. an der Aufklärung der Skandale um die Leipziger Olympiabewerbung beteiligt.


    Meine Meinung:


    Der Untertitel dieses Buches lautet:


    Kader, Spitzel und Komplizen: Das gefährliche Erbe der SED-Diktatur


    Es geht in diesem Buch primär um das Erbe der DDR, um die nicht aufgearbeitete DDR-Vergangenheit. Dieses Buch ist gut verständlich geschrieben und durchaus auch interessant zu lesen. Allerdings sind auch ein paar Kritikpunkte vorzubringen. Zum einen betonen die Autoren immer wieder, dass man natürlich die DDR-Diktatur nicht mit der NS-Diktatur vergleichen könne; aber immer wieder erwischt man sie dabei, dass sie (die Autoren) eben doch vergleichen. Und dann wäre es sicher an einigen Stellen nicht schlecht gewesen, man hätte die Textstellen, bei denen es um rechtliche Dinge geht, von einem Juristen überprüfen lassen. So geht gerade bei diesen Textpassagen leider so einiges in die Hose. Auch wenn man den Autoren ihr emotionales Engagement zugute halten muss, so sollten Rechtsfragen und Aussagen zu rechtlichen Dingen doch bitte sachlich und ohne Emotionen erfolgen. Oder man kann es auch drastisch mit Dieter Nuhr sagen: „Wenn man keine Ahnung hat – einfach mal die Fresse halten!“


    Nichtsdestotrotz ist es schon erschreckend zu sehen, wie die Täter von einst heute wieder in hohen und höheren Positionen sitzen und wie man sich seitens des Westens auch mit ihnen arrangiert hat. Während die Opfer vertröstet oder völlig ignoriert werden (nicht wahr, Frau Merkel!) werden auf der anderen Seite Lebensläufe geschönt und gefälscht und lukrative Posten besetzt. Und das Schlimme an der Sache ist, dass es wohl kaum jemanden stört. Wie sonst, könnte ein Ministerpräsident Tillich heute noch im Amt sein.


    Was positiv anzumerken ist, ist der Umstand, dass die Autoren Stellung beziehen, dass sie eine Meinung haben und eben diese Meinung auch vertreten. Sie versuchen gar nicht erst alles objektiv zu sehen. Sie haben eine Meinung und die wird auch geäußert.
    Das Buch wirkt gut recherchiert, hat einige Schwachpunkte, mag aber in seiner Gesamtheit durchaus zu überzeugen.


    Dieses Buch wird aber wohl in der Gruppe der Bücher enden, die „zu wenig gelesen worden sind“. Es ist unbequem, beschreibt es doch die fatalen Fehler die nach Einstampfen der DDR gemacht wurden. Ob nun gewollt oder ungewollt mag einmal dahingestellt bleiben.


    Und wenn man dieses Buch gelesen hat, wird man das Handeln der LINKEN wohl hoffentlich ein wenig kritischer sehen und auch die manchmal peinliche „DDR-Nostalgie (FDJ-Hemden usw.)“ hätte es dann sicher schwerer ihr perfides Spiel zu spielen. Die DDR war ein Unrechtsstaat und kein Lustspiel – man frage da nur einmal die Menschen, die unter diesem Unrechtsstaat gelitten haben.


    Ein lesenswertes Buch, das man aber bitte keinesfalls unkritisch lesen sollte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.