Und im Zweifel für dich selbst - Elisabeth Rank

  • Zum Inhalt


    Lenes Freund Tim stirbt bei einem Autounfall. Tonia, ihre beste Freundin, kommt gerade von der Uni, als sie der Anruf erreicht. Die beiden Mädchen packen hastig ein paar Sachen zusammen und machen sich auf eine ziellose Reise quer durch Mecklenburg.
    Lene möchte dem von nun an einsamen Alltag in Berlin entfliehen, Tonia steht ihr in jeder Minute bei. Sie lässt Lene weinen und toben, nimmt sie in den Arm, wenn sie es braucht und pflegt sie, wenn sie Fieber bekommt. Doch Tonia fühlt sich hilflos und der Situation nicht gewachsen.
    Erst die Ankunft am Meer gibt ihr etwas mehr Sicherheit und letztlich auch die Einsicht, dass man nicht ewig vor dem Schmerz und der Trauer davon laufen kann. Das Leben muss weitergehen, im Zweifel für sich selbst…



    Meine Meinung


    Elisabeth Rank schreibt bereits seit Jahren kleine, aber feine Texte, die sie bisher auf ihrem Blog veröffentlichte. „Und im Zweifel für dich selbst“ ist ihr erster Roman und zunächst hat das Geschriebene große Ähnlichkeit mit den Blogeinträgen.
    Bruchstückhaft schildert Tonia die Ereignisse, driftet dabei immer wieder in Erinnerungen ab und legt ihre Aufmerksamkeit auf Details während der Autofahrt: Bäume und Vögel am Straßenrand, eine Hand, die zaghaft auf dem Knie liegt und Haare, die sich wie ein Vogelnest um den Kopf ranken. Die Handlung lebt weniger von den Reiseerlebnissen, als von Tonias Beobachtungen und Gedanken, was zur Folge hat, dass zwar wenig passiert, Stimmungen aber sehr gut eingefangen werden.


    Die gedanklichen Sprünge können den Leser etwas verwirren. Man muss sich erst in den Schreibstil hineinfinden, bevor man sich darin fallen lassen kann und die Aneinanderreihung der Eindrücke erfordert ein wenig Geduld. Hat man sich nach einigen Seiten endlich zurecht gefunden, erwarten den Leser poetische Sätze, zwischen denen ein Hauch von Melancholie mitschwingt.
    Ein Schweigen liegt in der Luft, ebenso Tonias Hilflosigkeit und Lenes Verzweiflung. Es scheint, als verliere sich das Mädchen langsam und Tonia kann nichts anderes tun, als ihrer Freundin beizustehen. Sie nimmt Lenes Stimmungsschwankungen hin, kümmert sich um das Organisatorische und ist letztlich doch froh, wenn wieder etwas mehr Normalität in den Alltag einkehrt.


    Freundschaft ist eines der großen Themen des Romans, ebenso die Verarbeitung eines Verlusts und die Machtlosigkeit gegenüber Schicksalsschlägen.
    Wirkt der erste Teil noch ein wenig konfus, überwiegen im zweiten Teil die zunehmende Klarheit und Ordnung der Ereignisse. Lenes Verzweiflung wird entwirrt und wo zunächst kein klarer Gedanke gefasst werden konnte, beginnt nun die Verarbeitung von Tims Tod.


    „Und im Zweifel für dich selbst“ ist kein einfacher Roman. Man muss sich etwas Zeit nehmen, um sich mit dem Schreibstil anzufreunden. Manchmal wirkt das Geschriebene etwas überladen und wirr. Doch nach und nach kehrt genau wie in das Leben der Freundinnen eine Ordnung ein, sodass es leichter fällt, die Eindrücke zwischen den Zeilen zu sortieren und aufzunehmen.
    Trotzdem habe ich an dieser Stelle manchmal die Nähe vermisst. Man spürt zwar, dass sich Tonia und Lene sehr nahe stehen und auch, dass Tims Tod alles durcheinander bringt, doch die Trauer konnte mich nicht wirklich erreichen. Dafür wirkte das Geschriebene bisweilen etwas zu distanziert, so als säße man als stiller Beobachter auf der Rückbank und schaue den beiden lediglich zu, anstatt dabei zu sein.


    Nichtsdestotrotz ist „Im Zweifel für dich selbst“ ein Buch, das ich all jenen empfehle, die eine poetische Sprache, kunstvoll konstruierte Sätze und beobachtete Feinheiten zu schätzen wissen.

  • *** von 5 Sternen


    Lenes Freund Tim wird von einem Laster überfahren. Von nun auf gleich ist nichts mehr in Lenes Leben wie es vorher war. Lene und Tonia, Lenes beste Freundin, setzen sich ins Auto und fahren kreuz und quer durch das sommerliche Mecklenburg und probieren mit dem Verlust fertig zu werden.
    Obwohl man es vielleicht vermutet, drückt dieses Buch nicht ständig auf die Tränendrüse. Eher befindet man sich in einem dumpfen Raum beim Lesen. Ich habe selber über den Verlust eines Menschen nachgedacht und wie meine Gefühle waren und sind und wie ich mich Verhalte. Jeder Mensch trauert anders und das muss man auch zulassen können.
    In einem Rutsch konnte ich dieses Buch nicht lesen, obwohl es nur 200 Seiten umfasst, kam es mir fast endlos vor. Es passiert halt nicht wirklich viel und ich hätte mir gewünscht, etwas mehr über die Beziehung von Lene und Tim zu erfahren um vielleicht mehr mit Lene mitfühlen zu können, obwohl es dann vielleicht mehr auf die Tränendrüse gedrückt hätte.
    Ein Buch mit einem schwierigen Thema, welches nicht ganz einfach zu lesen war.