Piper, 286 Seiten, 1995
Kurzbeschreibung
Sie war seine Frau, seine Geliebte, seine Muse - und glaubte alles über ihn zu wissen. Aber nach seinem Tod muss Judith entdecken, dass es Dinge im Leben des berühmten Malers Ivo gab, von denen sie nicht ahnte . . .
Über die Autorin:
Eva Bakos (* 26. August 1929 in Wien; † 21. November 2003 ebenda) war eine österreichische Kulturjournalistin und Schriftstellerin von Romanen, Novellen und Reiseführern.
Meine Meinung:
Die aus Österreich stammende Judith war die „Geliebte“ des Malers Ivo Longhin in Italien. Nach dessen Tod befindet sie sich in der Trauerphase in einer Villa im Veneto.
Das Buch entpuppt sich schnell als „feinnerviger Frauenroman“, wie er im Klappentext bezeichnet wird. Im Klartext heißt das für mich: leicht pathetisch und etwas prätentiös.
Anfangs liest sich das Buch fast wie ein Reiseführer für Italien.
Es wird gesprochen von:
„Hitze im Frühling, die den Rasen um den Teich verbrennt. Im Teich eine Venus.
Ein Kakibaum, dessen späte Früchte sich rotgolden vom stumpfen, schwärzlichen Grün der Zypressen abhebt.
Auf Mauleseln zum Meer reiten, ein weißes Haus an der Steilküste“
und so weiter
Der Stil ist entsprechend gefällig. Aber ein echt italienisches Gefühl für Land und die Menschen wird in keiner Szene entwickelt.
Das Thema Trauer kann die Autorin nicht bewältigen, aber nach ca. 100 Seiten kommt allmählich eine weitere thematische Komponente hinzu, die den Roman unerwarteterweise noch interessant werden lassen.
Die Journalistin Steffa Kaplan sucht Judith auf, um mit ihr über den verstorbenen zu sprechen. Sie plant ein Buch über ihn zu schreiben. Im Verlaufe dieses Interviews kommt es zum psychologischen Duell der beiden ungleichen Frauen. Judith ist ruhig und zurückhaltend, während die latent aggressive Steffa alles andere als ehrlich ist, sie zeigt mehrere Gesichter, vom scheuen Kind zur hasserfüllten Psychoterroristin. Die Stimmung spitzt sich zu, die Gespräche über Ivo werden erbarmungslos geführt. Hier wird auch die Frage aufgeworfen, wem gehört ein Toter offiziell, wer hat das Recht zu trauern, wer ist die legale Witwe.
Diese Passagen retten den Roman für mich einigermaßen, obwohl ich wahrscheinlich keine weiteren Romane der Autorin lesen werde.
Am Schluß noch ein Hinweis zu der 1-Stern-Rezension bei Amazon: Die Kritikpunkte an dem Roman sind gut begründet, jedoch mit empfindlichen Spoilern durchzogen. Daher empfehle ich niemanden, diese Rezension zu früh zu lesen.