Das magnetische Land: Die Irrfahrt der Osterinsel Rapa Nui - Edouard Glissant

  • Gebundene Ausgabe: 96 Seiten
    Verlag: Wunderhorn; 2010
    Übersetzt von Beate Thiel
    In Zusammenarbeit und mit Zeichnungen von Sylvie Sema


    Kurzbeschreibung
    Die Osterinsel, das einsamste Eiland auf der Welt, liegt fünftausend Seemeilen von jedem Ufer entfernt im Pazifik.Wer fuhr einst dorthin, unter höchster Gefahr, mit dem Segelschiff in mörderischem Seegang, und brachte Mythen zurück und die Kunde von am Strand aufgestellten steinernen Riesen? Wer nimmt heute die Mühen eines viele Stunden dauernden Flugs auf sich, in diese Einsamkeit? Sylvie Glissant, die Frau des Autors, hat dies gewagt, und sie hat zudem die Nächte ihres Aufenthalts auf einem von den Wellen gebeutelten Segelschiff verbracht. Wir lesen die Geschichte einer zeitgenössischen Entdeckung der Osterinsel, die zunächst die abweisende Natur und eine menschliche Einöde überwinden muß. Édouard Glissant wertet die Bilder und Berichte seiner Frau aus und verfolgt altchinesische, japanische Spuren, Traumpfade, die über die Insel verlaufen. Wer wohnt heute dort? Eine dezimierte Bevölkerung, für die umgekehrt die fernen Länder zu einem virtuellen Vorstellungsraum wurden. Die Menschen auf Rapa Nui haben ihre bitteren Erfahrungen mit den Mächten aus der weiteren Nachbarschaft in hintergründiges Spiel und ironische Weisheit verwandelt. Mit ihnen erfahren wir eine neue Sicht auf unsere globalisierte Welt - ganz im Stil von Édouard Glissant.


    Über den Autor:
    Edouard Glissant wurde 1928 auf Martinique geboren. Als Erzähler, Lyriker und Essayist hat er großen Einfluss auf die Literatur der Dritten Welt. Mit seinem Essay "Zersplitterte Welten" begründete er eine Ästhetik der Kulturenvielfalt. Edouard Glissant ist Vizepräsident des Internationalen Schriftstellerparlaments und lehrt an der New York City Universität.


    Meine Meinung
    Ein ungewöhnliches Buch über einen ungewöhnlichen Ort mit verblüffender, tragischer Vergangenheit.


    Der in Martinique geborene Philosoph und Schriftsteller Edouard Glissant ist Herausgeber des Projekts „Völker des Wassers“, er suchte ein Dutzend Autoren aus für die Reiseberichte, die nach und nach erscheinen. Diese Autoren suchen Orte auf, die Orte aufsuchen, die nur übers Wasser erreichbar sind. Ein faszinierendes Projekt.
    Bereits erschienen sind „Bis an die Grenzen von ElDoarado" von Gérard Chaliand und Raga von Jean-Marie Gustave Le Clézio.
    Edouard Glissant schaffte es aber aufgrund Krankheit und seines Alters von über 80 leider nicht mehr, diese Reise selbst zu unternehmen. Dafür reiste seine Frau, sammelte Information, sprach mit wichtigen Leuten der Osterinsel, besuchte die relevanten Orte und sandte das Material an Edouard Glissant, der es unter philosophischen und literarischen Gesichtspunkten zu dem vorliegenden Buch verarbeitet.


    Da stellt sich die Frage, ob ein Buch funktionieren kann, wenn der Autor Erlebnisse und Informationen aus zweiter Hand verarbeitet. Aus meiner Sicht eigentlich Nein!
    Aber anders ging es nicht und es kam zu dem Buch, wie es jetzt ist und das ist immer noch beeindruckend. Glissant bringt seine Stärken ein: er nutzt verschiedene Blickwinkel um über die Osterinsel zu erzählen. Glissant wandert in den Zeiten und mischt verschiedene Denkweisen um sein Buch zu gestalten. Dabei ist seine Stilführung so gehalten, dass er eine oberflächliche Betrachtungsweise komplett vermeidet.


    Der interessierte Leser wird sicher nicht darauf verzichten können, begleitend zum Material des Buches google, Wikipedia und youtube zu bemühen, um die Attraktionen der Osterinsel zu bewundern. Denn einigen Geheimnissen der Osterinsel werden vom Autor doch noch bewahrt.