Von der Liebe zum Radfahren – Andrea Camilleri

  • rororo, 64 Seiten (große Schrift, viele Fotos!), 2009


    Deutsch von Moshe Kahn


    Kurzbeschreibung:
    Mit dem Fahrrad durch den Krieg: eine wahre Geschichte! Juli 1943: Auf Sizilien stehen sich deutsche und alliierte Truppen gegenüber. In dieser gefährlichen Situation flüchtet sich der junge Andrea Camilleri mit seiner Familie in die Villa einer Tante in Serradifalco. Nur den Vater müssen sie zurücklassen. Als Andrea es vor Sehnsucht nicht mehr aushält, fährt er mit seinem Fahrrad über zerbombte Straßen und Minenfelder bis nach Porto Empedocle, um seinen Vater zu finden. Und er schwört sich: Wenn er diese Fahrt überlebt, wird er seinem Fahrrad zum Dank eine Geschichte widmen. Hier ist sie. Mit Bildern des berühmten Fotografen Robert Capa.


    Über den Autor:
    Andrea Camilleri wurde 1925 in Porto Empedocle, Sizilien, geboren. Er ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Seit 1998 stürmte jeder Titel des Autors die italienische Bestsellerliste. Mit seinem vielfach ausgezeichneten Werk hat Camilleri sich inzwischen auch einen festen Platz auf den internationalen Bestsellerlisten erobert. Andrea Camilleri ist verheiratet, hat drei Töchter, vier Enkel und lebt in Rom.


    Meine Meinung
    Schon mit „Die Pension Eva“ schrieb Andrea Camilleri einen hervorragenden Roman, der kein Krimi ist. Jetzt legt er einen kurzen autobiographischen Text vor, der mich ebenso beeindruckte.
    Es beginnt in der Nacht vom 9. auf den 10.Juli 1943, als die Alliierten in Sizilien landeten und das Land vom Faschismus befreite. In einem Dorf im Hinterland waren der junge Andrea und seine Familie geflüchtet und hoffen dort den Krieg zu überleben. Bombenangriffe und Hunger bedrohen die Leute. Selbstverständlich sind die Nerven in der Familie angespannt. Der Vater ist nicht bei ihnen, da er von den Amerikanern als ziviler Hafenkommandant eingesetzt wurde. In Sorge um seinen Vater, macht sich Andrea schließlich auf den beschwerlichen Weg, ihn zu suchen. Mit seinem jüngeren Cousin fährt er 50 Kilometer durchs Kriegsgebiet und sah die Zerstörungen hautnah.
    Erstaunlich finde ich, dass Andrea Camilleri in dieser Zeit Patton sah und den Kriegsfotografen Robert Capa traf.


    Camilleri benutzt einen klaren Stil ohne Ausschmückungen, der gerade bei so einer kurzen Erzählung gut funktioniert. Ich bin froh, dass der Text so stark ist, so ergänzt sich die Geschichte mit den wirklich außergewöhnlichen, ausdrucksstarken Fotografien Robert Capas, mit dem das Buch aufgefüllt wird. Ein- oder zweiseitige Fotos schmücken das Buch. Die Motive sind so treffend, fast unglaublich. Dort sieht man die Freude der befreiten Menschen, aber auch die zerstörten Gebäude. Marschierende Soldaten und Kriegsgefangene, ein Mann mit einem Esel trifft auf einen Panzer. Erstaunlich ist ein Foto, auf dem ein Schiff zu sehen ist, dass bei einem Angriff aus dem Wasser aufs Land geworfen wurde.
    Eigentlich sind alle Fotografien herausragend. Das muss man einfach gesehen haben!