Michael Stanley: Kubu und der Tote in der Wüste

  • Zu den Autoren und zur Übersetzerin
    Michael Stanley alias Michael Sears und Stanley Trollip (beide geboren 1947) teilen seit vielen Jahren eine Liebe zu Afrika, seinen Völkern, seiner Natur und seinen Kulturen. Michael Sears ist Mathematiker, hat aber auch für eine Diamantenmine gearbeitet. Er lebt in Johannesburg. Stanley Trollip ist Lernpsychologe und lebt in Minneapolis und Südafrika. Gemeinsam haben sie zahlreiche Safaris in Botswana und Simbabwe unternommen, dabei entstand die Idee für Kubu und eine Krimiserie, die in Botswana spielt. ...


    Stephanie Schäfer, geboren 1963 in Wetzlar, übersetzt aus dem Afrikaans, dem Niederländischen, Französischen und Englischen. Sie lebt in Köln.
    Quelle: Webseite des Verlags


    Zum Inhalt
    Der Täter hatte geschickt verhindert, dass sein Opfer anhand seiner Fingerabdrücke oder durch seinen Zahnstatus identifiziert werden konnte. Hier am Wassserloch in der Nähe des ausgetrockneten Flussbettes würden Geier und Hyänen bald nur ein paar sorgfältig abgenagte Knochen von dem Toten übrig lassen. Dass ausgerechnet Bongani Sibisi, ein Wissenschaftler der Fakultät für Natur und Nationalparks der Universität Botswana, den unbekleideten Toten hier finden würde, brachte den ausgeklügelten Plan jedoch zum Scheitern. Bongani ist ein genauer, geduldiger Beobachter, gewohnt selbst aus den für andere nicht erkennbaren Spuren einer Spinne Schlußfolgerungen über deren Motive zu ziehen. Der Fundort der Leiche befindet sich in der Nähe eines Wasserlochs, das Botswanas Buschleuten heilig ist und um das sich einige abergläubische Vorstellungen ranken.


    Assistent Superintendent David Bengu macht sich bei seinen Ermittlungen am Tatort sogleich Bonganis Beobachtungsgabe zunutze. Dass sich im kleinen Botswana viele Menschen gut kennen, nutzt Bengu, Spitzname Kubu (Flusspferd auf Swetsana), ebenfalls sehr geschickt, als er die Identität des toten Weißen zu ermitteln versucht. Bengus Spitzname stammt noch aus seiner Schulzeit. "Du siehst nicht aus wie David, du siehst aus wie Kubu," hatte Davids Mitschüler Angus damals festgestellt. Kein Spitzname aus Kindertagen könnte inzwischen besser auf "Kubu" David Bengu passen, einen Schwarzen von barocker Körperfülle, den sinnlichen Genüssen und der Opernmusik zugeneigt. Auch Kubu ist gewohnt, genau zu beobachten, Indizien zu sichern und von qualifizierten Kollegen sorgfältig untersuchen zu lassen. Zur Schulung seines Beobachtungsvermögens wurde Kubu bereits als Kind von Khumanego angeregt, der zum Volk der Buschleute, der San, gehört.


    Schon bald vermuten die Ermittler Zusammenhänge zwischen der Tat und dem (fiktiven) BCMC-Konzern. Die Firma hatte sich erst kürzlich von der südafrikanischen de Beer-Gruppe getrennt. Die Firmenleitung soll aktuell an die Nachfolge-Generation übergeben werden, an das Zwillingspaar Dianna und Angus Hofmeyr. Angus Hofmeyr ist genau der Angus, der mit dem jungen David während ihrer Schulzeit das Interesse für Cricket teilte und ihn Kubu taufte. Dass BCMC in einem Gebiet nach Diamanten schürfen will, das das Volk der Buschleute traditionell für sich beansprucht, könnte sich zu politischen Verwicklungen auswachsen und dem Ansehen Botswanas schaden. Während Kubu noch nach einem vermissten Weißen und Beweisen für den Zusammenhang zwischen Konzern und Leichenfund sucht, geschehen weitere Morde. Sogar der Ermittler selbst wird Opfer eines schlagkräftigen Gegners. Obwohl Leser des Krimis schon recht früh die für die Lösung des Falles entscheidenden Spuren entdecken können, nimmt die Geschichte erst einige überraschende Wendungen, ehe Kubu den komplizierten Fall abschließen kann. Besonders unheimlich wirken dabei die Auftritte eines traditionellen Medizinmanns der Buschleute, der verschlüsselt Informationen über die Tat preisgibt.


    Fazit
    Die Begeisterung der Autoren Michael Sears und Stanley Trollip für Botswana wirkt geradezu ansteckend. Den Charme des kleinen afrikanischen Landes, Informationen zu Wüstenregionen, zur lokalen Tier- und Pflanzenwelt, zum Abbau von Edelsteinen, sowie eine überwältigende Fülle von Details aus dem Alltag in Botswana vermitteln die Autoren engagiert. Allein durch seine für potentielle Täter so zentrale Lage im südlichen Afrika eignet sich Botswana hervorragend als Schauplatz eines Krimis. Für durchschnittliche Krimileser, die hauptsächlich an der Auflösung des Falls interessiert sind, nimmt die Handlung durch die Detailfülle zu Beginn sehr langsam an Fahrt auf und auch die Lösung des verwickelten Falls müsste sich nicht so in die Länge ziehen. Sexszenen liegen Sears/Trollip weniger, die Begegnung zwischen Dianna und ihrem Lover wirkt unerotisch und lieblos heruntergeschrieben. "Kubu und der Tote in der Wüste" lässt mit Figuren wie dem noch immer ledigen Gerichtsmediziner Ian MacGregor hoffen, dass einige Personen in weiteren Bänden noch stärker zum Zuge kommen werden. Personenliste und Glossar erweisen sich bei einem vielen noch unbekannten Handlungsort als sehr nützlich. Ein Krimi mit einigen Längen, der durch den ungewöhnlichen Ort der Handlung und seinen Wein, Weib und Gesang zugeneigten Ermittler für sich einnimmt.