'Machtlos' - Seiten 001 - 071 (Mitte)

  • Das ist ein Buch, bei dem man sich eigentlich permanent Notizen machen müsste, um später wieder auf die entsprechenden Stellen zurückzukommen. Beim ersten Abschnitt habe ich das versäumt, sodass ich hier auf mein Gedächtnis zurückgreifen muss.


    Ein paar Fragen habe ich nach diesem Abschnitt:


    Die Hausdurchsuchung
    Mich hat gewundert, dass die mit einem Durchsuchungsbefehl kommen, alles auf den Kopf stellen, Marc aber völlig unbehelligt und unbeobachtet in einem Nebenraum sitzen lassen, sodass er sogar telefonieren kann. Wie wahrscheinlich ist das? Gut, er selber steht nicht unter Verdacht, aber wenn man seine Frau verdächtigt, könnte doch theoretisch auch er etwas wissen und somit - wenn man einfach mal annimmt, es gäbe Verbindungen zu Terroristen - diese über diesen Weg warnen.


    Gespräch über die Einbürgerung Noor al Almawi zwischen Mayer und Burroughs
    Mayer wendet ein, man könne sie nicht im Ausland festhalten, weil sie die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Burroughs erwidert darauf hin, sie hätte alle Rechte verwirkt. Ich bin kein Jurist, aber das klingt mir zu platt (typisch amerikanisch ;-) )
    Verwirkt also jemand, der bislang nur unter Verdacht steht, schon all seine Rechte?


    Bei Valerie bin ich nicht sicher, was sie wirklich weiß. Zum Ende dieses Abschnittes deutet sich ja auch gemäß ihren Gedanken an, dass die vermeintliche Fotomontage keine Fotomontage ist und sie den als Terroristen verdächtigten Mahir Barakat sehr wohl gekannt hat.


    Bei Mahir Barakat muss ich an Zihad Jarrah denken, der eines der 9/11 Flugzeuge gesteuert hat. Wenn einer von der Gruppe nicht wie ein Terrorist ausgesehen und gewirkt hat (wenn man das mal am Äußeren festmachen will), dann er. Am Dienstag lief der zweite Teil einer Doku zum 11. September im ZDF, das ein kurzes Video mit ihm zeigte. Für mich bis heute unerklärlich, warum Menschen, die in liberalen Familien aufgewachsen sind, eine solche Kehrtwende gemacht haben.

  • Bouquineur


    Deine Fragen sind interessant. Die zweite zuerst: Die Anti-Terror-Gesetzgebung, die weltweit nach 9/11 entstanden ist, lässt solche Dinge tatsächlich zu. Bürger- und Menschenrechte, für die wir lange gekämpft haben, werden Makulatur. Und by the way: Buroughs ist Amerikaner.


    Die Haussuchung bezieht sich ganz klar auf Valeries Unterlagen, Computer, etc. Ohne zu viel zu verraten, kann ich sagen, dass die Mitarbeiter der Geheimdienste zu diesem Zeitpunkt mehr wissen als der Leser.

  • Ich wollte gestern nur mal kurz reinschnuppern in dem Buch und was ist? Erst Abschnitt mal eben durch gelesen. Gäbe es nicht diese Leserunde, hätte ich sicherlich weitergelesen.


    Ich habe mir gar keine Notizen gemacht. Aber beim Lesen ging mir vieles durch den Kopf. Ich weiß nicht wie realistisch es ist, dass man einfach so festgehalten werden kann, ohne Anwalt, ohne Kontakt zur Familie aufzunehmen. Gibt es wirklich ein Gesetz dass dieses ausschließt vor allem im Fall eines Terrorverdachtes?


    Ich wusste dass es durch den sog. Patriot Act (hoffentlich richtig geschrieben) in den USA möglich ist, gewisse Grundrechte einfach "auszuschalten" sobald man das Wort Terror im Zusammenhang einer Verhaftung benutzt.


    Mir war nicht so ganz klar, dass es hier in Deutschland auch möglich ist. Klar habe ich mitbekommen, wie versucht wird immer mehr Freiheitsrechte einzuschränken. Wie weit sie sind kann ich ,glaube ich, nicht so recht abschätzen.


    Terroranschläge sind immer schlimm, feige und absolut unverständlich. Aber deswegen die Freiheitsrecht zu beschränken geht gegen mein Verständnis. Ich kann nicht Unrecht mit Unrecht bekämpfen. Ich bin der Meinung, wenn man die Rechte der Bürger immer weiter einschränkt, haben die Terroristen gewonnen, und das ohne eine Bombe zünden zu müssen. Aber Angst ist halt immer ein schlechter Berater. Naja für einige Politiker wohl der hilfreichste Berater. :-(


    Der erste Abschnitt ist wirklich beklemmend. Was würde ich tun, wenn mir sowas passieren würde?
    Bin auch mal gespannt was Valerie wirklich weiß. Und welche Rolle Noor weiterhin spielt. Geht es wirklich um Terrorverdacht oder spielen da ganz andere Motive eine Rolle? Dieser amerikanischer Ermittler "Burroughs" ist mir auch nicht ganz geheuer. Er verheimlicht doch auch etwas und ist mit der Zusammenarbeit des deutschen Ermittlers vom BND nicht wirklich einverstanden?


    So jetzt aber ganz schnell weiter lesen.

  • Das Buch fängt gleich spannend an; in dem Valerie auf dem Weg zu einer Geschäftsreise auf dem Flughafen festgenommen wird.
    Sie soll eigentlich verhört werden, doch sie schweigt und verlangt einen Anwalt.
    Nach und nach erfährt man, warum Valerie festgenommen wurde:
    Es gab einen Anschlag in Kopenhagen und einer der möglichen Attentäter wurde mit Valerie und ihrer Freundin Noor fotografiert. Valerie wird vorgeworfen, in die Sache verwickelt zu sein.
    Unterdessen erfährt Marc, Valeries Ehemann, dass Noor seit zwei Wochen verschwunden ist. Sie wurde anscheinend auch festgenommen und soll sogar schon gestanden haben.


    Aber sind die beiden wirklich schuldig? Oder sind sie nur einer schrecklichen Verwechslung zum Opfer gefallen?


    Ein Satz der Polizeit hat mich übrigens stutzig gemacht: "Valerie ist keine Unbekannte".
    Was hat sie verbrochen? Wurde sie früher schon mal fesgenommen oder gar verurteilt?


    Und warum sind Mayer und Burroughs von der Nachricht des Anrufes so schockiert?
    Was ist passiert? Es verspricht spannend zu werden :-)


    Ach ja, eine Frage habe ich auch noch:
    Wie bist du auf den Namen Valerie gekommen? Er ist ja in Deutschland relativ selten.
    Ich muss ja gestehen, dass ich mit zweiten Namen auch Valerie heiße :schaem Nachdem aber die Leute immer wieder gegrinst haben, wenn ich ihnen den Namen gesagt habe, verrate ich ihn jetzt eigentlich gar nicht mehr.

  • Jasmin


    Ich mag außergewöhnliche Frauennamen, und speziell Valerie finde ich wunderschön ... Die Namensgeschichte an sich ist beim Schreiben kompliziert, da du immer drauf achten musst, keine Namen zu nutzen, die es bereits gibt, oder, wenn es sie gibt, müssen sie so häufig sein, dass niemand für sich in Anspruch nehmen kann, er wäre gemeint. Dafür sind die Kombinationen Valerie Weymann und Eric Mayer ganz gute Beispiele.

  • Das Buch lässt sich von Anfang an wirklich gut lesen.
    Auch die Namen sind gut zu behalten, so das ich gar keine Probleme hatte die Personen auseinanderzuhalten.
    Aber ich Überlege wirklich ob es solche Polizisten gibt, die schon von Anfang an so an einer Meinung festhalten.
    Der Amerikaner (sorry mit dem Namen habe ich Probleme) ist nicht so mein Fall, aber ich lasse mich mal Überraschen wie er sich noch in dem Buch entwickelt.
    So jetzt werde ich mal weiterlesen.

  • Ich merke gerade, dass mich das Buch schon so gepackt hat, dass ich ausversehen schon ein paar Seiten zu viel gelesen habe. Jetzt muss ich wohl aufpassen, dass ich nicht zuviel verrate.
    Die Aussage "Valerie" ist keine Unbekannte hat mich auch erstaunt. Hat es vielleicht damit zu tun, dass sie gemeinsam mit Noor für Frauenrechte im nahen Osten kämpft?
    Oder führt Valerie ein Doppelleben, von dem nicht einmal ihr Mann etwas ahnt? Ich persöhnlich glaube im Moment, dass sowohl Valerie als auch Noor unschuldig sind.
    Ansonsten finde ich es auch wirklich sehr erschreckend, wie schnell es passieren kann, dass man seine Rechte verwirkt hat. :gruebel

  • das buch nimmt einen sofort gefangen.
    deshalb habe auch ich mir keine notizen gemacht (und bin vermutlich auf solche dinge wie das im zimmer nebenan von der durchsuchung-sitzen gar nicht erst gekommen). den namen valerie finde ich nicht selten, mir fallen auf anhieb 2 "echte" und 2 "literarische" ein. allerdings sind die nicht mehr ganz so taufrisch, valerie von mertens, die frau von curt goetz zB.
    burroughs ist mir sehr unsympathisch, allerdings weiß ich nicht, wie man sich verändert, wenn man das erlebt hat wie er.
    der umgang mit valerie... naja, in ihrer haut stecken möchte ich nicht. andererseits sagte ich mir, als ich (vor 9/11) sowohl nach israel als auch nach USA flog und recht nervigen kontrollen und untersuchungen ausgesetzt war, immer: diese dinge geschehen zu aller, also auch DEINEM schutz!
    sehr, sehr spannend!

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Zitat

    Original von AlexBerg
    Lesesog. Prima. Ich muss euch gestehen, dass ich selbst ein sehr ungeduldiger Leser bin. Ein Buch muss mich schon auf den ersten Seiten packen. Daher war der Anspruch an mich selbst als Autorin in dieser Hinsicht sehr hoch.


    Genauso geht es mir auch. Wenn es ein Buch nicht schafft mich auf den ersten 20 - 30 Seiten gefangen zu nehmen, lege ich es erst mal beiseite. Dann bekommt es noch eine Chance. Noch mal ca. 20-30 Seiten. Und wenn es dann immer noch nicht schafft mich mitzunehmen, hat es verloren. Eine dritte Chance bekommen dann solche Bücher höchst selten.

  • Zitat

    Original von AlexBerg
    Lesesog. Prima. Ich muss euch gestehen, dass ich selbst ein sehr ungeduldiger Leser bin. Ein Buch muss mich schon auf den ersten Seiten packen. Daher war der Anspruch an mich selbst als Autorin in dieser Hinsicht sehr hoch.


    Das ist Dir wirklich gelungen.
    Ich wollte auch "nur schon mal kurz reinlesen" - nun ja, ich mußte mich zwingen, kurz innezuhalten um hier zu lesen :grin


    Mich macht das Verhalten des Amis erst mal einfach nur wütend.
    Mag ja sein, daß er ein Trauma erlebt hat durch den 11.9 - wahrscheinlich sogar. Allerdings ist dann sein Job absolut das falsche für ihn.
    Der soll sich gefälligst einer Therapie unterziehen und nicht auch noch die furchtbaren Ami Beschränkungrechte hier weiter einführen.


    Da stimmt ich hestia absolut zu - daß die Terroristen damit weit mehr erreichen, ohne überhaupt etwas zun zu müssen.
    Die müssen sich doch ins Fäustchen lachen, wenn sie sehen, daß wir unser ganzes Gesellschafts sund Rechtssystem ihnen irgendwie anpassen und unser Freiheit opfern.


    So - und nun les ich weiter :grin

  • Zitat

    Original von Johanna


    Da stimmt ich hestia absolut zu - daß die Terroristen damit weit mehr erreichen, ohne überhaupt etwas zun zu müssen.
    Die müssen sich doch ins Fäustchen lachen, wenn sie sehen, daß wir unser ganzes Gesellschafts sund Rechtssystem ihnen irgendwie anpassen und unser Freiheit opfern.


    Wie heißt es so schön? Angst ist ein schlechter Ratgeber.


    Thema Burroughs: Ich stimme dir zu, er ist schon eine Nummer für sich, aber wir Autoren müssen all unseren Figuren auf die ein oder andere Art zugetan sein, sonst können wir sie nicht schreiben.

  • Zitat

    Original von AlexBerg


    Wie heißt es so schön? Angst ist ein schlechter Ratgeber.


    Thema Burroughs: Ich stimme dir zu, er ist schon eine Nummer für sich, aber wir Autoren müssen all unseren Figuren auf die ein oder andere Art zugetan sein, sonst können wir sie nicht schreiben.


    Für mich ist der Mann sehr intensiv, da er es eben schafft, mich in Wut zu versetzen.
    Und das ist nicht sooo einfach :grin


    Fazit: Die Figur ist Dir sehr gut gelungen.

  • Was mir bis jetzt sehr gut gefällt (akueller Stand: S. 45), sind die kurzen Kapitel, was Valerie betrifft. Das geht alles so schnell, dass der Leser genau wie Valerie nicht begreift, was eigtl. los ist.


    Beklemmend ist auch, wie alltäglich alles anfängt! Sie fährt ihre Kinder zur Schule, geht ihren Tag im Kopf durch und auf einmal ist alles anders.


    Grundsätzlich mag ich solche Formulierungen wie: "Später würde sie sich fragen" oder "Wenn sie zu diesem Zeitpunkt schon gewusst hätte, dass..." nicht...


    Marc wirkt so, als würde er der Terrorismus-Anklage von Mayer glauben. Er erinnert sich an das Getuschel von Valerie und Noor und gibt sofort nach? Ich glaube eher, die beiden haben was miteinander, Valerie hat das Foto von Noor ja fast verliebt angesehen...


    Auf N24 oer N-TV hab ich mal eine Doku gesehen: Das Guantanamo-Experiment. Dort haben sie 8 Befürworter von Folter freiwillig eingesperrt und mal abgeschwächt so behandelt wie die dort Gefangenen. Sie sollten auch nur 48h durchhalten. 3 haben es geschafft, 5 haben aufgegeben, aber alle hätten am Ende alles gestanden und jeden verraten (ohnen überhaupt etwas zu wissen)...
    Schon deshalb traue ich Noors "Geständnis" nicht... Und ich habe schon ein wenig Angst um Valerie...


    Die Menschenrechtscharta-Einleitungen finde ich übrigens super gewählt!


    PS: alex : Und ich dachte, du wärst ein Mann... :grin

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher