Mond über Odessa - Janet S. Charles

  • Originaltitel: Moonlight in Odessa (2009)
    Bertelsmann Verlag 2010, 447 S.


    Über den Inhalt:
    Darja hat Glück. Sie findet im postkommunistischen Odessa einen Job. Der Haken: Sex mit dem Chef steht ganz oben auf ihrer To-do-Liste. Um seinen Annäherungsversuchen zu entkommen, bringt Darja ihre attraktive Nachbarin Olga ins Spiel, die sich aber nicht nur den Chef sondern gleich auch ihren Job unter den Nagel reißt. Und Darja findet sich plötzlich als schwarzarbeitende Dolmetscherin bei »Sowjet Unions« wieder, einer Online-Agentur, die ukrainische Bräute an einsame Amerikaner vermittelt. Aber vielleicht ist jenseits des Atlantiks wirklich alles besser …


    Über die Autorin:
    Janet S. Charles wurde in Montana geboren. Dank eines Stipendiums der Soros-Stiftung lebte sie zwei Jahre in Odessa, bevor sie nach Paris zog. „Mond über Odessa“ ist ihr erster Roman.


    Meine Meinung:
    Die Autorin erzählt die teils amüsante, teils zu Herzen gehende Geschichte der jungen Darja, die Mitte der 1990er Jahre einen Job in einer Reederei in Odessa annimmt. Da das Geld aber kaum zum Leben für sie und ihre Großmutter reicht, jobbt sie nebenbei noch als Dolmetscherin in einer Internet-Heiratsagentur, die ukrainische Frauen in die USA vermittelt. Alle ihre Freundinnen sind bereits verheiratet, nur Darja hat den passenden Mann fürs Leben noch nicht gefunden. Da sie in der Ukraine keinen passenden Kandidaten findet, zieht sie schließlich die Heirat mit einem Amerikaner in Erwägung.


    Mit vordergründig leichter Hand führt die Autorin durch die Geschichte und gewährt dem Leser einen scharfsichtigen Blick hinter die östliche und die westliche bürgerliche Fassade. Quasi nebenbei erfährt man eine Menge über Odessa und die Ukrainer. Das Buch lebt überwiegend von der Persönlichkeit seiner Hauptfigur. Darja ist jung, intelligent und unerschütterlich optimistisch, sie besitzt eine natürliche Würde und eine Menge Stolz. Man wünscht dieser sympathischen jungen Frau nichts mehr, als dass sie endlich ihr Glück und auch die Anerkennung findet, die sie sich so sehnlich wünscht. Amüsant sind die Szenen, in denen sie anfängt, englische Verben zu konjugieren, was immer dann passiert, wenn die Gefühle mit ihr durchzugehen drohen.
    Einzig der Schluß schwächelt in meinen Augen etwas, er ist mir zu schnell abgehandelt. Das Ende hätte ich mir anders gewünscht, weniger amerikanisch. Das ändert aber nichts daran, dass ich dieses Buch mit Vergnügen gelesen und, fast traurig darüber, dass ich nun Abschied von Darja nehmen muss, zugeklappt habe.