Pekinger Passion – Jürg Amann

  • Arche Verlag, 2008
    Gebundene Ausgabe: 125 Seiten



    Kurzbeschreibung:
    Alles paßt zusammen: die Leiche im Park mit der Pagode, das Geständnis des Mörders, die Zeugenaussagen, die Gutachten. Da taucht zwanzig Jahre später plötzlich die vermeintlich Ermordete in Peking wieder auf. Wer ist das Opfer, wer der Täter? Und zu welchem Mord paßt das Geständnis? Doch der Fall des Schülers Teng Xingshan, der sich in die exotisch-schöne Geschichtslehrerin mit den europäischen Augen verliebt hat und dessen Passion zur Obsession wurde, kann nicht neu aufgerollt werden - der vermeintliche Mörder ist längst hingerichtet worden...
    Inspiriert von der Meldung einer chinesischen Nachrichtenagentur und in Anlehnung an den legendären Film Rashomon des japanischen Regisseurs Akira Kurosawa läßt Jürg Amann fünf Betroffene fünfmal die gleiche Geschichte erzählen, doch es ist jedesmal eine andere. In der langen Tradition von E. T. A. Hoffmann, Edgar Allan Poe, Fontane, Cechov und anderen hat der Autor eine Kriminalnovelle geschrieben, die mehr will, als einen Täter zu identifizieren, in der vielmehr die Frage gestellt wird, was Wahrheit bedeutet, wenn es mehrere Wahrheiten gibt.


    Über den Autor:
    Jürg Amann, geboren 1947 in Winterthur, Studium der Germanistik, Literaturkritiker und Dramaturg, seit 1976 freier Schriftsteller (Prosa, Theaterstücke, Hörspiele, Lyrik, Essays). Zahlreiche Preise, u. a. Ingeborg-Bachmann-Preis, Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis, ausgezeichnet bei der Floriana 2002 (für Auszüge aus "Mutter töten"). Lebt in Zürich.


    Meine Meinung:
    Die Story dieser Kriminalnovelle ist verzwickter als man auf den ersten Blick denkt. Ein Schüler gesteht den Mord an einer verschwundenen Lehrerin, in die er verliebt war. Er wird hingerichtet. 18 Jahre später taucht die angeblich Ermordete wieder auf.


    Wie leider schon im Klappentext vorab gepriesen, wird die vom japanischen Starregisseur Akira Kurosawa für seinen Film Rashomon entwickelte Erzählmethode übernommen.


    Im ersten Kapitel erzählt der Schüler über die Ereignisse, im zweiten die Mutter des angeblichen Opfers, dann der Ermittler des Mordfalls, es folgt der Staatsanwalt, abschließend die Lehrerin.


    Jeder erzählt die Geschichte nach seiner Auffassung, teilweise offensichtlich subjektiv, nicht komplett glaubwürdig. Das gilt insbesondere für den Schüler und die Lehrerin, die anderen Abschnitte sind eher Rechtfertigungsreden nach dem Fehlurteil.
    Der Reiz dieser Erzähltechnik liegt darin, dass sich der Leser Gedanken machen kann, welche Erklärungen glaubwürdig sind, welche Teile davon eher nicht.


    Diese Novelle ist stilistisch gut gestaltet, wenn auch die gewählte Erzählweise nicht neu ist.
    Die letzte Begeisterung blieb daher bei mir aus. 7 Punkte von 10.