Kann mir jemand bitte mal den Unterschied zwischen Belletristik und Zeitgenössisches erklären?

  • Hallo Büchereulen,


    vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber irgendwie verstehe ich die Unterverteilung in diese beiden Kategorien nicht ganz.
    Zum einen die Belletristik, die ja bekanntlich ein weites Feld ist, zum anderen das Zeitgenössische.


    Erst dachte ich, okay, alles was in unserer Zeit spielt, also irgendwie den Zeitgeist wiedergibt, kommt in die Rubrik “Zeitgenössisches”. Der Rest kommt unter “Belletristik”, egal ob eher seicht à la Ahern, Picoult, Gavalda, Konsalik etc. oder Bücher, die zwar schreibtechnisch einigermassen niveauvoll sind, aber qua Inhalt nicht so zeitgemäss.


    Nach eingehender Besichtigung beider Unterforen fiel mir allerdings die Inkonsequenz dabei auf: Da gibt es zum Beispiel Mario Vargas Llosa, V.S. Naipaul, Uwe Timm und Wiebke Lorenz in beiden Kategorien, obwohl der Inhalt der jeweiligen rezensierten Werke nicht darauf schliessen liesse. Und da gibt es Rezensionen in der Kategorie “Belletristik” die m.M.n. ganz sicher zeitgenössisch sind, z.B. Die Einsamkeit der Primzahlen, Fräulein Smilla, Paddy Clarke Ha Ha oder Kaminers Russendisco.


    Wie gesagt, vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, vielleicht übersehe ich irgendein Kriterium, das die Unterverteilung rechtfertigt.


    Ich bitte um Eure Hilfe.


    Mit herzlichen Grüssen von einer etwas verwirrten, ratlosen kleinen Frau mit Brille :wave

  • Ganz grob gesagt (und auch nur subjeltiv für mich) nehme ich die Einteilung so vor, daß für mich Belle die leichtere Kost ist und Zeitgenössisch eher mit Anspruch ist.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe Belletristik für mich immer so verwendet: Ein Buch passt nicht in eine andere Kategorie wie Krimi, Thriller, Sachbuch ect.. Zeitgenössisch heißt für mich nur, dass es zur Zeit meines Lebens geschrieben wurde (und Gegenwartsthemen behandelt); es gibt also durchaus Schnittmengen.

  • KleineMitBrille



    die Unterscheidung ist tatsächlich nicht ganz schlüssig.
    Deine erste Einschätzung der Lage ist zutreffend. So war es gedacht.


    Die Unterteilung entstand tatsächlich, als nach einer unbeschwerten Frühzeit dieses Forums so langsam klarwurde, daß es in der Belletristik Unterschiede gibt. :grin


    Ein paar Eulen waren dann so mutig und haben aufgeräumt, wenn ich mich recht erinere, hat die erste Schneise Iris Kammerer gelegt und dafür gebührt ihr auch ewiger Dank.
    Seither geht es der Spur nach. Alles, was als komplexer in schreibtechnischer, inhaltlicher und denkerischer Hinsicht empfunden wird, wird bei 'Zeitgenössisches' abgestellt, der Rest bei Belletristik allgemein.
    Manchmal begründen die, die Rezis einstellen, ihre Wahl. Manchmal wird diskutiert.
    Es ist nicht einfach und nicht nur bei AutorInnen, die sich in der Grauzone zwischen gehobener Unterhaltungsliteratur und Literatur bewegen, wie etwa Vargas Llosa.


    Zu deustch: es liegt an jeder selbst, wie sie das jeweilige Buch einschätzt.


    Wenn Du meinst, daß bereits geschriebene Rezis in eine andere Kategorie gehören, kannst Du sie jederzeit über den Meldebutton zum Verschieben melden. Das gilt übrigens nicht nur für die beiden von Dir genannten Rubriken. Problme gibt es auch immer wieder einmal bei Bellestristik und Historisch, Belletristik und Krimi, Jugendbuch-Belletristik.
    Die Mods freuen sich über jede aktive Unterstützung.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Die Frage stelle ich mir auch schon seit einiger Zeit (darauf, sie hier im Forum zu stellen, bin ich gar nicht gekommen :rolleyes).


    Habe mal bei wiki die Definition von Belletristik nachgeschlagen, aber wirklich weiter gebracht hat mich das auch nicht.
    Deshalb bin ich mal gespannt, wie diese Frage von weisen Eulen beantwortet wird.
    :gruebel


    edit meint, ich war ein bisschen zu langsam :-)

    lg butterfly49

    "Sapere aude" "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen."
    (Quintus Horatio Flaccus)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von butterfly49 ()

  • Zitat

    Original von Batcat
    Ganz grob gesagt (und auch nur subjeltiv für mich) nehme ich die Einteilung so vor, daß für mich Belle die leichtere Kost ist und Zeitgenössisch eher mit Anspruch ist.


    :write


    Das ist auch die Unterscheidung, die ich für mich treffe. Zeitgenössisches definiere ich als anspruchsvollere Literatur, während unter Belletristik die Frauenromane fallen. ;-) Mir ist in der Tat aber auch schon häufiger aufgefallen, dass ich Bücher aus "Belletristik" persönlich eher in "Zeitgenössisch" eingeordnet hätte, oder umgekehrt.

  • Zitat

    Original von buzzaldrin


    :write


    Das ist auch die Unterscheidung, die ich für mich treffe. Zeitgenössisches definiere ich als anspruchsvollere Literatur, während unter Belletristik die Frauenromane fallen. ;-) Mir ist in der Tat aber auch schon häufiger aufgefallen, dass ich Bücher aus "Belletristik" persönlich eher in "Zeitgenössisch" eingeordnet hätte, oder umgekehrt.


    :write

  • Da hier Naipaul und Roddy Doyle erwähnt wurden: ich habe ein kleines Problem damit, ein Buch, dass zwischen den Weltkriegen in der karabik bzw. in den 50er Jahren in Irland spielt, unter "Zeitgenössisch" einzuordnen, zumal, wenn es bereits in den 60er Jahren geschrieben wurde. Aber Belletristik (was für mich bisher einfach das Gegenstück zu Sachbüchern war), wie es von der Mehrheit hier im Forum verstanden wird, ist das freilich auch nicht :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Das ist ja wie einen Pudding an die Wand zu nageln. Unter Belletristik ist z. B. No&Ich eingeordnet, das ich für einen Jugendroman halte, weil die Hauptfigur eine Jugendliche ist.


    Probleme habe ich mit Büchern, die eine große Zeitspanne behandeln, z. B. ein ganzes Jahrhundert - ist das nun zeitgenössisch, weil es zur gegenwärtigen Zeit geschrieben wird oder ist es historisch, weil die Handlung bis in die Vergangenheit zurückreicht?


    Wenn mit Belletristik leichte unterhaltende Roman gemeint sind, warum dann nicht Unterhaltung als Bezeichnung der Rubrik?

  • DraperDoyle


    die Autoren leben noch.
    Wären sie tot, wären es Klassiker.


    :lache



    Ernsthaft: jemand wie Naipaul könnte man schon fast als Klassiker ansehen, obwohl er noch lebt.
    Es ist immer ein Problem bei solchen Einteilungen.


    In meinem eigenen Bücherregal habe ich z.B. U-Lit, Literatur und bei der Literatur noch mal die nach AutorInnen, die vor 1969 und die, die nach 1969 geboren sind, weil ich finde, daß es da einen literarischen Generationenunterschied gibt.
    :grin



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich versuche ja seit Jahren ein Forum nur für blaue Bücher durchzusetzen. Dann hätten wir das Problem nicht. :-]


    Natürlich hätten wir dann das Problem, ob Nicoles "Der jüngste Spion der Königin" ins "Blaue Bücher"-Forum gehört, oder, entsprechend der HC-Ausgabe, ins "Alle andere Farben"-Forum.
    .

  • Zitat

    Original von Batcat
    Ganz grob gesagt (und auch nur subjeltiv für mich) nehme ich die Einteilung so vor, daß für mich Belle die leichtere Kost ist und Zeitgenössisch eher mit Anspruch ist.


    Das entspricht exakt meiner Sichtweise und meinem Verständnis.

  • Zitat

    Original von Batcat
    Ganz grob gesagt (und auch nur subjeltiv für mich) nehme ich die Einteilung so vor, daß für mich Belle die leichtere Kost ist und Zeitgenössisch eher mit Anspruch ist.


    Kann ich nur so ganz nachdrücklich :write :write :write

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von mankell


    Das entspricht exakt meiner Sichtweise und meinem Verständnis.


    Wobei das sehr schwammig ist - sogenannte leichtere Kost kann durchaus schwerere Themen verarbeiten; wobei jemand, der sich z. B. einmal verraten fühlte, sich zu einem Buch mit dem Thema sicherlich tiefgründigere Gedanken machen wird, als jemand, der dieses noch nicht versprürt hat.

  • Zitat

    Original von Batcat
    Ganz grob gesagt (und auch nur subjeltiv für mich) nehme ich die Einteilung so vor, daß für mich Belle die leichtere Kost ist und Zeitgenössisch eher mit Anspruch ist.


    Kann ich auch nur :write .

  • Zitat

    Original von woelfchen


    Wobei das sehr schwammig ist - sogenannte leichtere Kost kann durchaus schwerere Themen verarbeiten...


    Natürlich ist es keine unumstößliche, scharf abgegrenzte Unterscheidung, aber es reicht aus, damit jede Eule für sich entscheiden kann, in welchen Unterbereich sie/er eine Rezi einstellt.
    Im Übrigen ist es oft genug rein subjektiv, ob ein Buch nun anspruchsvoll oder doch eher leichtere Kost ist, soll und kann nur jeder für sich entscheiden.

  • Zitat

    Original von Delphin
    Ich versuche ja seit Jahren ein Forum nur für blaue Bücher durchzusetzen. Dann hätten wir das Problem nicht. :-]


    Natürlich hätten wir dann das Problem, ob Nicoles "Der jüngste Spion der Königin" ins "Blaue Bücher"-Forum gehört, oder, entsprechend der HC-Ausgabe, ins "Alle andere Farben"-Forum.
    .


    Jojo, und dann gehen die Debatten los, wieviel Unblau ein Cover enthalten darf, um noch als blaues Buch zu gelten :lache


    Mit der Definition, dass Belletristik "leichte" Literatur ist, kann ich mich nicht so richtig anfreunden, dafür lese ich zu viele Bücher, die in keine der anderen Kategorien passen. Schöne Bücher, wie es das Wort Belletristik impliziert, aber keineswegs leicht.


    btw würde ich doch mal gerne einen Blick in Magalis Bücherregal werfen, um zu gucken, welche Bücher es ins Literaturregal geschafft haben :grin

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Danke Euch allen für Eure Erklärungen. :wave


    Das mit den blauen Büchern fand ich sehr interessant. Gibt es da eigentlich eine psychologische Erklärung, warum der/die eine lieber blaue Bücher liest, der/die andere liebe rote oder gelbe oder weisse?
    So in etwa wie: Zeige mir welche Bücher Du liest, und ich sage Dir wer oder was Du bist.

  • Zitat

    Original von KleineMitBrille
    Das mit den blauen Büchern fand ich sehr interessant. Gibt es da eigentlich eine psychologische Erklärung, warum der/die eine lieber blaue Bücher liest, der/die andere liebe rote oder gelbe oder weisse?
    So in etwa wie: Zeige mir welche Bücher Du liest, und ich sage Dir wer oder was Du bist.


    Ich nehme an, dass das ein bedingter Reflex ist. Wenn ich ein großartiges blaues Buch gelesen habe, fange ich beim zweiten blauen Buch schon an zu sabbeln, auch wenn ich noch gar nichts über den Inhalt weiß.


    Diesen Mechanismus machen sich ja auch die Verlage zu Nutze, indem sie die Cover erfolgreicher Bücher wieder und wieder imitieren, um einen Kaufreflex bei der (u.U. vermeintlichen) Zielgruppe auszulösen. Das funktioniert zum Glück auch gut in die andere Richtung, ich würde z. B. niemals nicht ein rosa Buch anfassen :yikes

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)