Entzauberung - Nadine Gordimer

  • "Entzauberung" ist die Geschichte eines jungen Mädchens aus der weißen Oberschicht in Südafrika, das die hässliche und verzweifelte Welt der Schwarzen entdeckt und sich von Lebensabschnitt zu Lebensabschnitt des brennendsten Problems von Südafrika, des Rassenkonflikts, stärker bewusst wird. In einem schmerzlichen Prozess der "Entzauberung", an dessen Ende die Befreiung von der Lüge steht, reift ihr politisches Engagement.


    "Entzauberung" ("The Lying Days", 1953) ist der erste Roman der südafrikanischen Schriftstellerin Godimer. Sie wurde 1923 im südafrikanischen Grubenstädtchen Springs geboren. Sowohl in öffentlichen Auftritten als auch in ihren Werken setzt sie sich beharrlich für die Emanzipation der Schwarzen in ihrem Heimatland ein. 1991 wird sie mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.


    Vom Roman hatte ich mir Anderes erwartet, als ich schließlich bekam, allerdings nicht unbedingt im negativen Sinne. Von der Beschreibung des Klappentextes her hatte ich mehr Einblick in die politische Situation Südafrikas erwartet, erzählt anhand einer persönlichen Geschichte. Es war aber eher andersherum, die politische Situation blieb hintergründig, und das angekündigte "politische Engagement" ist für mich fragwürdig geblieben, da doch (noch?) recht blass. Dennoch fand ich die Geschichte gut, da beschrieben wird, wie ein privilegiertes weißes Mädchen sich mit Elternhaus und Heimatstadt entzweit und woanders einen Neuanfang macht (der letztlich allerdings auch nur eine Zwischenstation bleibt). Zumindest am Ende hat man das Gefühl, dass die Hauptfigur nun endlich innerlich angekommen ist, obwohl sie wieder einen neuen Lebensabschnitt vor sich hat. So gesehen helfen auch die politischen Ereignisse, mit dem Höhepunkt eines miterlebten Mordes, ihr, zu sich selbst und ihrer Rolle in Südafrika zu finden.