Titel im Original: The Laments
Kurzbeschreibung:
Die turbulente Geschichte einer Familie auf der Suche nach dem Glück.
Vom ersten Moment an, in dem der kleine Will Lament das Licht der Welt erblickt, steht sein Leben unter bewegten Vorzeichen. Doktor Samuel Underberg nämlich, der Arzt seiner Mutter, ist ein kurioser Mann mit höchst unorthodoxen Ansichten. Und da Doktor Underberg es für sinnvoll erachtet, einen Babytausch zu arrangieren, landet Will in den Armen einer fremden Frau - der jungen Südafrikanerin Julia Lament, die mit ihrem Mann Howard in Rhodesien lebt. Doch dies ist für Will erst der Beginn eines an Turbulenzen reichen Lebens. Denn sein Vater Howard ist ein unruhiger Geist, der es liebt, an immer neuen Orten auf der Welt sein Glück zu suchen - seine quirlige Familie stets im Schlepptau. Und dabei müssen die Laments erfahren, dass das Leben so manche Herausforderung für sie bereithält...
Meine Meinung:
„Die zwei Leben des Tom Bedlam“ hatte mir recht gut gefallen, sodaß ich nun zu einem weiteren Roman von George Hagen gegriffen habe, der allerdings nicht ganz mit der Geschichte um Tom Bedlam mithalten kann. In „Die Zöglinge des Doktor Underberg“ erzählt der Autor die wechselhafte Familiengeschichte der Laments, die unter bizarren Umständen den kleinen Will still und heimlich adoptieren, Jahre später zusätzlich Zwillinge bekommen und aufgrund von Howards nomadenhafter Seele munter über mehrere Kontinente umziehen und vieles erleben, ständig auf der Suche nach dem Glück und doch immer wieder Tragödienhaftes erlebend.
In einem warmherzigen Ton werden die Erlebnisse der Familienmitglieder geschildert; im ersten Teil in Afrika blieben mir die Figuren noch recht fremd, was sich im zweiten Hauptteil in England besserte und erst im abschließenden Teil in Amerika so richtig zufriedenstellend ausfiel. Auf einmal wird viel mehr Augenmerk auf die Figurenzeichnung gelegt, man kann die Charaktere einschätzen und es werden auch ernstere Töne angeschlagen.
Leider streift der Autor in seinem Roman eine Fülle an Themen, ohne sie einzeln näher auszuführen: Nomadendasein, Suche nach dem Glück, Suizid, Depression, finanzielle Nöte, Apartheit, Rassismus, Verluste und viele weitere mehr. Dadurch erhält das Buch zum einen (und durch die episodenhaften Kapitel) einen kurzgeschichtenhaften Charakter und zum anderen kann eine gewisse Oberflächlichkeit nicht negiert werden. Lieber hätte sich Hagen auf weniger Themen konzentrieren sollen und diese dafür ordentlich ausarbeiten.
Der angenehm lesbare Schreibstil transportiert eine Leichtigkeit, die nicht immer im Einklang mit dem Inhalt steht, aber durchaus zu unterhalten vermag.
Fazit: „Die Zöglinge des Doktor Underberg“ ist eine nette, warmherzige Familiengeschichte, die die Wechselfälle des Lebens vor Augen führt und durchaus mit einigen überraschenden Wendungen aufwartet, die allerdings ihr volles Potenzial nicht auszuschöpfen vermag. Fraglich, ob mir das Buch allzu lange in Erinnerung bleiben wird, obschon ich einige angenehme Lesestunden damit verbracht habe.
Den Titel der deutschsprachigen Ausgabe halte ich übrigens für nicht gelungen, da Doktor Underberg lediglich auf den ersten Seiten eine Rolle spielt.