Peter Struck - So läuft das. Politik mit Ecken und Kanten

  • Titel: So läuft das. Politik mit Ecken und Kanten
    Autor: Peter Struck
    Verlag: Propyläen
    Erschienen: September 2010
    Seitenzahl: 320
    ISBN-10: 3549073852
    ISBN-13: 978-3549073858
    Preis: 19.95 EUR


    Peter Struck, geboren 1943 in Göttingen, Jurist. Seit 1964 Mitglied der SPD. Von 2002 bis 2005 amtierte er als Verteidigungsminister. 1998 bis 2002 und erneut von 2005 bis 2009 Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Bundestag, aus dem er 2009 ausschied.


    Peter Struck beschreibt sein politisches Leben der Jahre 1998 bis 2009. Natürlich ist auch Peter Struck, wie so viele seiner Polit-Kollegen, nicht frei von persönlichen Eitelkeiten und auch ein Schuss Selbstgerechtigkeit ist immer mit dabei – aber ungeachtet dessen, wirkt dieses Buch ausgesprochen ehrlich. Peter Struck ist ein echtes sozialdemokratisches Fossil. Es gibt nur noch wenige dieser „echten und aufrichtigen“ Sozialdemokraten, Politiker denen es um die Sache ging und nicht um das Vorantreiben der persönlichen Karriere. Es scheint, als sei die Zeit der Peter Strucks in den Parteien vorbei. Parteien bei denen man den Eindruck hat, der Bürger bzw. die Wählerinnen und Wähler würden nur stören.


    Peter Struck nimmt kein Blatt vor den Mund. Weggefährten müssen sich einiges anhören. Er schont nichts und niemanden und man nimmt ihm seine menschlichen Enttäuschungen über Oskar Lafontaine und Wolfgang Clement ohne Wenn und Aber ab. Gerade mit diesen beiden Opportunisten geht er hart ins Gericht.


    Interessant die Passage in welcher er über seine Freundschaft zu Volker Kauder spricht, dem Vorsitzender der CDU/CSU Fraktion im Deutschen Bundestag. Bei aller politischer Unterschiedlichkeit haben Struck und Kauder gezeigt, dass auch Freundschaften im täglichen politischen Geschäft, bei unterschiedlicher Parteizugehörigkeit, möglich sind. Gegenseitiges Vertrauen und gegenseitige Verlässlichkeit zwischen Kauder und Struck war ein Garant, wenn nicht sogar der Garant, für das Gelingen der Großen Koalition.


    Wer einen Blick hinter die Kulissen des politischen Alltags machen möchte, der wird mit diesem Buch sicher auf seine Kosten kommen. Allerdings hat man den Eindruck, dass Struck auch von einer Zeit berichtet, die wohl endgültig vorbei ist. Es gibt wohl kaum noch die echten, knorrigen Parlamentarier – sie wurden ersetzt durch die unsäglichen Westerwelles, Gysis, Nahles und Merkels.


    Peter Struck sieht auch seine eigene Partei, die SPD, sehr kritisch. Er macht deutlich, dass es Menschlichkeit in der Politik wohl kaum noch gibt. Er erinnert in diesem Zusammenhang an das menschlich unanständige Handeln von Müntefering und Steinmeier bei der Ablösung von Kurt Beck als Parteichef. Dieses Verhalten von Müntefering und Steinmeier hat Struck scharf kritisiert; trotzdem wird auch Kurt Beck nicht aus seiner Verantwortung in puncto Niedergang der SPD entlassen. Peter Struck macht mit diesem Buch aber deutlich, dass Politik von Menschen gemacht wird – Menschen mit allen ihren Stärken und Schwächen. Und auch wenn er die eigenen Stärken aufzeigt, steht er auch zu seinen Schwächen.


    Wer sich für gelebte Zeitgeschichte interessiert, wer etwas über politisches Handeln und politische Ränkelspiele erfahren möchte, den dürfte dieses Buch durchaus interessieren. Lesenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.