Rafael Seligmann - Deutschland wird dir gefallen. Autobiographie

  • Titel: Deutschland wird dir gefallen. Autobiographie
    Autor: Rafael Seligmann
    Verlag: Aufbau
    Erschienen: Oktober 2010
    Seitenzahl: 461
    ISBN-10: 3351027214
    ISBN-13: 978-3351027216
    Preis: 24.95 EUR


    Rafael Seligmann wurde 1947 in Tel Aviv als Sohn deutscher Juden geboren. Nachdem er mit seinen Eltern wieder nach Deutschland zurückgekehrt war, verbrachte er seine Kindheit und Jugend in München. Seligmann studierte Politikwissenschaft und Geschichte. Er schreibt für deutsche Zeitungen und Zeitschriften und hat sich auch einen Namen als Schriftsteller gemacht. Bekannt wurde er durch seine Bücher „Rubinsteins Versteigerung“, „Der Musterjude“ und „Der Milchmann“. Rafael Seligmann lebt abwechselnd in Berlin und Tel Aviv.


    „Deutschland wird dir gefallen“ ist eine der ganz wenigen Autobiographien die mich wirklich rundherum begeistert hat. Schon nach ganz wenigen Seiten nimmt den Leser die Schilderung dieses Lebens von Rafael Seligmann gefangen. Da ist endlich mal ein Autobiograph der sich nicht auf jeder Seite neu „selbstbeweihräuchert“, nein, da ist vielmehr jemand, der sich wirklich mit dem eigenen Leben kritisch auseinandersetzt, der auch mit den eigenen Fehlern und dem eigenen Fehlverhalten schonungslos abrechnet. Trotzdem verhehlt Seligmann nicht, dass er auf die eigenen Leistungen durchaus auch stolz ist. Aber es ist kein selbstgerechter Stolz, es ist vielmehr ein bescheidener Stolz.


    Sehr anschaulich schildert Rafael Seligmann die Zerrissenheit der deutschen Juden in Bezug auf ein Leben in Israel. Zum einen ist Israel ihre „neue“ Heimat aber das Heimweh nach der „alten“ Heimat ist immer gegenwärtig, ungeachtet dessen, was den Juden hier in Deutschland angetan wurde. Dieses Buch hilft in jedem Falle, den Alltag deutscher Juden vielleicht ein wenig besser verstehen zu lernen. Was für einen Nichtjuden eventuell ganz normal ist, kann für einen Juden ein riesiges Problem sein. Kann man beispielsweise als Jude „deutsch“ fühlen?


    Die ZEIT bezeichnete Seligmann als „….aufklärerisch, verdammt aufklärerisch sogar….“ – und damit hat die ZEIT Seligmann wirklich treffend beschrieben. Dieser Rafael Seligmann sagt was er denkt, hat keine Scheu davor auch einfach mal nicht so angenehme Wahrheiten auszusprechen und man merkt deutlich, dass er keinesfalls „Everybodies Darling“ sein möchte. Seligmann nennt die Dinge beim Namen, schonungslos, ohne groß Rücksicht zu nehmen; das gerade aber ist es, was seine Bücher so lesenswert macht.


    Rafael Seligmann macht auch kein Hehl daraus, dass er dem weiblichen Geschlecht sehr zugetan ist. Joachim Lottmann hat es sehr bösartig mal so beschrieben: Seligmann ist absurd hässlich, hat es aber immer wieder geschafft, die schönsten deutschen Frauen reihenweise in sein Bett zu ziehen. Es ehrt Seligmann, dass er sich nicht entschuldigt oder rechtfertigt für Fehlverhalten und Fremdgehen, sondern dass er klar zu seinem Verhalten steht und eben dieses Verhalten als Teil seines Lebens ansieht. Er stellt sich nicht auf einen imaginären moralischen Sockel oder macht seinen Lesern etwas vor – er steht zu dem Menschen Rafael Seligmann mit all seinen Facetten.


    Ein sehr lesenswerte Autobiographie die es schafft vieles zu verstehen, was man vielleicht bisher noch nicht so richtig verstanden hat. Rafael Seligmann hat eine Menge getan für die deutsch-jüdische Gegenwartsliteratur, die bis dato kaum wahrgenommen wurde.


    Interessant auch Seligmanns Bewertungen bekannter Persönlichkeiten. Das reicht von Simon Peres über Moshe Dayan hin zu Ignaz Bubis. Er übt da Kritik wo sie angebracht ist und lobt da wo Lob hingehört.


    Ein wirklich beeindruckendes Buch.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.