Gucci war gestern - Jen Lancaster

  • OT: Bitter is the New Black


    Über den Autor
    Jen Lancaster, geboren 1967, arbeitete als Vizepräsidentin eines großen Technologiekonzerns, bis ihr nach dem 11. September 2001 gekündigt wurde. Sie begab sich sofort wieder auf Jobsuche, doch als sie eine Absage für einen Job als Kassiererin bekam, weil sie "unterqualifiziert" sei, startete sie einen Blog, um ihrer Wut und ihrem Kummer über ihre Arbeitslosigkeit Luft zu machen. Mit ihrem Blog und ihren Büchern, die auf dem Blog basieren, ist sie inzwischen so erfolgreich, dass sie sich ausschließlich dem Schreiben widmet.


    Jen Lancaster ist in Indiana aufgewachsen und lebt heute mit ihrem Mann in Chicago.


    Kurzbeschreibung
    Niedlich war gestern – die unverblümte Abrechnung einer selbstverliebten Glamour-Queen. Bissig und zum Schreien komisch.


    Jen genießt ihr Leben als egozentrische Glamour-Queen: Sie klaut einem Obdachlosen seinen Koffer, weil er zu ihrer Tasche passt, sie lästert über ihre beste Freundin, und sie sagt immer, was sie denkt – nicht weil sie aufrichtig ist, Jen ist einfach nur gehässig. Doch als sie ihren Job verliert, muss Jen nicht nur lernen, dass man seine Pradatasche lieber nicht mit zum Arbeitsamt nehmen sollte. Sie findet auch heraus, dass man freundlich sein sollte, wenn man ohne Geld etwas erreichen will. Ein schier unüberwindbares Hindernis für Jen …


    Meine Rezension
    Susi Sorglosens Sturz vom Olymp in die Tiefe…


    Jennifer Lancaster, genannt Jen, ist eine dominante, egoistische, unmögliche und superarrogante Oberzicke. Alles muß nach ihrer Pfeife tanzen und wehe, Madam bekommt ihren Willen nicht. Dann darf ihre Umwelt sich aber verdammt warm anziehen.


    Doch es kommt der Tag, an dem Jen gewaltsam von ihrem hohen Ross geholt wird: Im Zuge der Nachwirkungen des 11.09.2001 verliert sie ihren extrem lukrativen Job. Zuerst denkt Jen noch, alle Firmen werden sich um sie reißen – doch nichts passiert und schließlich muß sie sogar zum Arbeitsamt, dem sie mit ihrem sorgsam gewählten Outfit inklusive Prada-Täschchen sicherlich ewig in (schlechter) Erinnerung bleiben wird. Eine Zeitlang kann sie sich so mit ihrem Partner noch durchhangeln, doch als auch er seinen Job verliert heißt es: Adieu, schicke (und schweineteure) Wohnung…


    In diesem Buch schreibt Jen Lancaster ihre Geschichte auf. Es fällt mir wirklich schwer zu glauben, daß es selbst in Überflieger-Yuppie-Kreisen derart egozentrische und labelsüchtige, oberflächliche Snobs gibt, wie Jen einst einer war.


    Furchtbar! Doch teilweise ist Jen so eine schreckliche Person (gerade zu Beginn des Buches, als sie noch obenauf ist), daß es fast schon wieder lustig ist, über sie zu lesen. Vor allem die Fußnoten haben es in sich: rabenschwarz und bitterböse.


    Auf der einen Seite bekommt man durchaus den Eindrück, als hätte Jen was im Köpfchen, sonst hätte sie garantiert nicht so eine Karriere hingelegt. Auf der anderen Seite ist sie manchmal erschreckend naiv, was das Leben außerhalb ihres Wolkenkuckucksheimes angeht.


    In der „realen Welt“ sind ihr Mann und sie einfach nur jämmerliche Gestalten: wie kann man die Krankenversicherung kündigen, ohne es vorher schwarz auf weiß zu haben, daß man beim Partner mitversichert ist? Wie kann man nur mit Pradatasche im Arbeitsamt aufkreuzen? Das schreit doch geradezu nach Neid- und Hassreaktionen. Wieso hält man an einer Protzwohnung fest, wenn man sich für die jährliche Miete prima ein besseres Leben in einer billigeren Wohnung leisten könnte? Wie kommt man nur auf die Idee, zu heiraten, um sich durch die Geschenke zu sanieren?


    Eigentlich sind beide völlig lebensuntauglich, abgehoben und fern jeder Realität.


    Erste sympathische Züge bekommt die Autorin eigentlich erst durch ihr Engagement für herrenlose Hunde, auch wenn hier der Einstieg mal wieder sehr hinterfragenswert ist.


    Ich fand das Buch durch die extrem zickige Art der Autorin manchmal zwar etwas anstrengend, dennoch war es sehr unterhaltsam und ja, auch witzig, zu lesen.


    Die Autorin hat übrigens auch eine interessante Website

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)