Ich wollte nicht töten! - Feven Abreha Tekle

  • Die dramatische Flucht einer Soldatin durch Afrika


    Mit einem Vorwort von Raffaele Masto
    Verlag: Blanvalet
    Taschenbuch: 240 Seiten


    Übersetzt von Julika Betz


    Kurzbeschreibung:
    Das erschütternde Schicksal einer mutigen jungen Frau, die nicht töten wollte und deshalb eine lebensbedrohliche Flucht durch Afrika auf sich nahm!


    Als ihr Heimatland Eritrea Äthiopien den Krieg erklärt, wird die junge Feven von der Armee eingezogen – und erlebt dort unfassbare Misshandlungen und sinnloses Morden. Unter Einsatz ihres Lebens flieht sie deshalb aus dem Militärcamp. Hunger, Durst, Todesangst und unvorstellbare Strapazen nimmt sie auf sich, als sie den afrikanischen Kontinent durchquert. Schließlich erreicht sie auf einem abgetakelten »Seelenverkäufer« die italienische Küste – und ist endlich frei!


    Ein flammendes Plädoyer gegen den Krieg, die Unterdrückung der Frauen in Afrika und gegen den Menschenschmuggel!


    Über den Autor:
    Feven Abreha Tekle ist heute fünfundzwanzig Jahre alt und lebt und arbeitet nach ihrer dramatischen Flucht aus ihrem Heimatland Eritrea in Italien.


    Mein Eindruck:
    Der Kurzbeschreibungstext deutet ein wenig Betroffenheitsliteratur bereits an und leider erfüllt sich diese Befürchtung. Der plakative Untertitel ist eigentlich in einem Punkt irreführend, die Hauptfigur Feven fühlte sich nie als Soldatin


    Über Eritrea erfährt man nicht viel, außer das es sich aufgrund der langen Auseinandersetzungen mit Äthiopien in unstabiler Lage befindet. Menschenrechte und Meinungsfreiheit spielen hier keine Rolle. Für die junge Bevölkerung fehlt jede Perspektive. So geht es auch Feven, die gegen ihren Willen zum Militärdienst eingezogen und misshandelt wurde. Es handelt sich um einen Bericht, keinen Roman. Daher bestehen die langen Szenen der Flucht aus der Aufzählung von Fakten, die deutlich machen, wie hart es für die Flüchtenden war. Ziel ist Lampedusa.
    Das Buch ist als Bericht streckenweise durchaus lesenswert. Der klagende Grundton hat ja auch seine Berechtigung. Als Leser bleibe ich aber distanziert, Feven als Person bleibt mir fremd.


    Das Verlangen ihre Geschichte zu erzählen, ist verständlich. Wenn jedoch ein so großes Unvermögen besteht, eine Geschichte adäquat zu erzählen, ist das Schade. Hier wird wenig reflektiert, keine wirklichen Schlüsse gezogen. Es konzentriert sich letztlich auf die Erlebnisse der Flucht. Den Großteil des Versagens schreibe ich aber dem Ghostwriter, dem Journalisten Raffaele Masto zu, der sich literarisch heftig verhebt. Er benutzt für Fevens Geschichte viel zu viele Klischees und leere Worthülsen.


    Eigentlich bleibe ich als Leser am Ende verärgert zurück. Ich habe keine heißen Tränen vergossen, war nicht erschüttert, habe kein flammendes Plädoyer empfangen. Also bin ich wohl als hartherziger Mensch mit verantwortlich und sollte mich was schämen?