Annie Proulx: Ein Haus in der Wildnis

  • Annie Proulx: Ein Haus in der Wildnis. Erinnerungen
    Luchterhand 2011. 288 Seiten
    ISBN: 978-3-630-87248-3. 21,99€
    Originaltitel: Bird Cloud
    Übersetzerin: Melanie Walz


    Über die Autorin:
    Annie Proulx, 1935 in Connecticut geboren, lebt heute in Wyoming. Für ihre Romane und Erzählungen wurde sie mit allen wichtigen Literaturpreisen Amerikas ausgezeichnet, dem PEN/Faulkner Award, dem Pulitzerpreis, dem National Book Award, sowie dem Irish Times International Fiction Prize. Vor kurzem wurde sie in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen. Die Verfilmung ihrer Kurzgeschichte »Brokeback Mountain« (2005) wurde mit drei Oscars ausgezeichnet.


    Verlagstext:
    In ihren Erinnerungen erzählt Annie Proulx von der Liebe zu ihrer Wahlheimat Wyoming und ihrem Traum, sich dort, in einer ganz einsamen Gegend an einem Fluss unterhalb schroffer Klippen inmitten von Präriegras und Sumpf, das Haus ihrer Träume zu bauen. Ausgehend davon, erzählt sie zugleich die Geschichte dieses einst von Indianern besiedelten Landstrichs sowie die faszinierende Familiengeschichte ihrer französischen Vorfahren. Die Geschichte ihres abenteuerlichen Traums von einem Haus in der Wildnis wird so zum Panorama eines reichen Lebens und einer ganzen Welt.
    Mit siebzig noch einmal neue Wurzeln schlagen und sich einen Lebenstraum erfüllen: Diesen lange gehegten Wunsch wollte sich Annie Proulx auf einem riesigen Grundstück in ihrer Wahlheimat Wyoming erfüllen. Sumpf, Prärie und Steppenland, über hundert Meter hohe gelbe Klippen, die steil abfallen zum North Platte River, der mitten durch das Land fließt – in diese Wildnis, in der man Pelikane, Weißkopfadler, Reiher, Falken und Raben, aber auch Wapitihirsche und Gabelantilopen beobachten kann, hat sich Annie Proulx verliebt, dort wollte sie leben, in einem Haus, das ganz nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gebaut sein sollte.
    Ausgehend von der Geschichte dieses abenteuerlichen Hausbaus mit all seinen unvorhergesehenen kleinen und größeren Pannen und Missgeschicken, erzählt Annie Proulx auch die Geschichte des Landstrichs, der einst von Indianerstämmen besiedelt war. Und sie erzählt die Geschichte ihrer Familie bis zurück zu ihren Vorfahren, die einst aus Frankreich nach Amerika eingewandert waren. Durch ihre einzigartige Beobachtungsgabe, ihre Leidenschaft für die Natur und die Menschen sowie ihren trockenen Humor sind Annie Proulx‘ Erinnerungen eine höchst unterhaltsame Lektüre, über die Freuden und Leiden des Hausbaus, die Herausforderungen des Alters und das Abenteuer des Lebens.


    Zum Inhalt:
    Die 1935 geborene Annie Proulx arbeitete als Journalistin und Sachbuchautorin, bevor sie 1988, mit über 50 Jahren ihren ersten Band mit Kurzgeschichten veröffentlichte. "Ein Haus in der Wildnis" dokumentiert die mutige Entscheidung der amerikanischen Autorin mit fast 70 Jahren aus Neufundland in die USA zurückzukehren und dort ihr Traumhaus bauen zu lassen. Proulxs Familie war in ihrer Kindheit häufig umgezogen, ihr ehrgeiziger Vater ständig auf der Suche nach einem besseren Job. Wyoming, Schauplatz von Proulxs Stories, soll nun auch ihre Heimat werden. Sie kauft am North Platte River, in der Nähe der Medicine Bow Range, ein Grundstück, durchzogen von einem Fluss, samt Insel im Fluss, Sumpfgebieten und einer geologisch bemerkenswerten Steilklippe. Das Grundstück bietet zahlreichen Tierarten Lebensraum. Eine vogelförmige Wolke am Himmel nimmt die Bauherrin in der Zeit vor Unterzeichnung des Kaufvertrags als gutes Omen; sie nennt ihren Traum von nun an Bird Cloud.


    Annie Proulx hatte zwar über Wyoming und seine Farmer geschrieben, wusste jedoch offensichtlich nicht, auf was sie sich mit ihrem waghalsigen Projekt einließ. Für die Ausführung ihrer ausgefallenen Vorstellungen passende Handwerker zu finden, ist nur eine der Herausforderungen. Unwirtliche Wetterbedingungen mit Hagelschauern im Sommer, schneidenden Winde und lange Winter sind typisch für die Gegend. Obwohl das gerade erworbene Land offiziell Naturschutzgebiet sein soll, zeigt es deutliche Spuren von Überweidung durch die Rinder der Nachbarfarmen. Das riesige Gelände ist noch nicht eingezäunt, es gibt weder Stromanschluss noch Telefon, die einspurige Zufahrts-Straße wird im Winter nicht geräumt und das Wasser aus dem Brunnen ist ungenießbar. "Ein Haus in der Wildnis" erzählt vom Abenteuer des Hausbaus, über die Bedeutung des Platzes am Platte River für die indianischen Ureinwohner und von der hemdsärmeligen Art, in der hier noch vor kurzer Zeit Viehzüchter mit Zaunpfählen und Knarren ungerührt von geltendem Recht ihre Vorstellungen durchsetzten. Der historische und der naturkundliche Teil des Buches zeigen die Autorin als präzise Beobachterin, die jede Pfeilspitze auf ihrem Grund wahrnimmt und mit großem Geschick Experten findet, mit denen gemeinsam sie ihre Funde analysiert. Stundenlang beobachtet Proulx das Verhalten der Greifvögel und dokumentiert ihre Sichtungen ausführlich. Aus der Sorgfalt, mit der die Autorin die Geschichte ihres Besitzes recherchiert, wird im letzten Drittel des Buches deutlich, warum sie beim Entwurf des Hauses so viel Raum für ihr Archiv und ihre Landkarten einplante.


    Fazit:
    In "Mitten in Amerika" haben Proulxs Leser ihre akribische Recherche kennengelernt und werden "Ein Haus in der Wildnis" gern als Ergänzung lesen. Die Geschichte eines ungewöhnlichen Hausbaus zeigt eine unbekannte Seite der Autorin, die sich im Buch auch zu ihrer frankokanadischen Herkunft und ihrer Arbeit als Autorin äußert.