Ich war immer verärgert, wenn ich ein Mädchen bekam - Andrea Wüstner

  • Die Eltern Thomas und Katia Mann


    Verlag Piper, 2010
    380 Seiten
    Mit 22 Abbildungen auf Tafeln


    Kurzbeschreibung:
    Für Thomas Mann war die Sache klar: »Jemand wie ich sollte selbstverständlich keine Kinder in die Welt setzen«, befand der Großdichter. Seine Frau Katia hingegen sah es genau umgekehrt: Sie habe, sagte sie am Ende ihres Lebens, überhaupt nur deshalb geheiratet, weil sie Kinder wollte. Aus dieser besonderen Ausgangslage erwuchs Deutschlands berühmteste Familie – mit einer an Dramatik nicht zu überbietenden Geschichte. Andrea Wüstner beschreibt erstmals Thomas und Katia Mann als Eltern: Das zwischen distanzierter Liebe und eisiger Kälte schwankende Verhältnis von Thomas Mann zu seinen Kindern, die Qualen, die ein ungeliebtes Kind wie Golo erdulden musste, die ungewöhnlichen pädagogischen Methoden Katias, die die »Mann-Kinder« zu etwas ganz Besonderem machen sollten.


    Über den Autor:
    Die Literaturwissenschaftlerin Andrea Wüstner beschäftigt sich seit Jahren mit der Familie Mann. Sie hat sich als Herausgeberin von Anthologien einen Namen gemacht und lebt als freie Autorin in Düsseldorf.


    Mein Eindruck:
    Da nicht nur Thomas und Katia Mann tot sind, sondern auch alle ihre Kinder, fragt man sich schon, was die Fragestellung dieses Buches noch für eine Bedeutung hat.
    Ob sie nun Rabeneltern waren oder nur nach den Gepflogenheiten ihrer Zeit und ihres Standes handelten. Immerhin sind auch alle ihre Kinder mehr oder weniger berühmt geworden: als Schriftsteller, Schauspieler, Musiker, Historiker oder Wissenschaftler. Manchmal, vor allem am Anfang, urteilt Andrea Wüstner an einem zu modernen Maßstab.
    Das Thomas Mann und die seinen nicht mit normalen Maßstäben zu messen sind, wird der Autorin schließlich auch klar. Um dieses für mich sehr spannende Buch genießen zu können, sollte man etwas mit Thomas Mann anfangen können, gleichzeitig darf die Verehrung auch nicht so weit gehen, dass man Kritik an seiner Person nicht akzeptieren könnte.


    Das Buch ist ganz gut geschrieben, wird auch immer packender. Es erzählt aus einer anderen Perspektive erneut die Geschichte der Familie Mann. Und da das eine lange, wechselhafte Geschichte des gesamten 20.Jahrhunderts mit vielen Beteiligten ist, wurde auch dieses Buch umfangreich. Wüstner hat einen guten Überblick und schafft ein Abbilden des Gesamten.
    Natürlich ist die Familiengeschichte durch zahlreiche Bücher und die Filme Die Manns inklusive Dokumentationen schon jedem sehr bekannt. Dieses Buch wird daher da interessant, wo es an bekannten Details ansetzt und noch etwas Neues hinzufügt. An einigen Passagen bleibt das hinzufügen aber auch aus und es wird nur das altbekannte wiederholt.
    Der Einsatz von Tagebuch- und Briefmaterial funktioniert hingegen vortrefflich. Dazu passen die umfangreichen Anmerkungen und das Personenregister.