Schreibwettbewerb Januar/Februar 2012 - Thema: "Unterwegs"

  • von Johanna



    Auf ihrem Weg tauchte plötzlich eine Weggabelung mit zwei in verschiedene Richtungen weisenden Wegen vor ihr auf.
    Kurzerhand setzte sie sich auf einen Findling der am Wegesrand stand und überlegte.
    Sie wußte nicht, welcher Weg sie wohin führen würde. Wie sollte sie sich dann entscheiden?


    Weit entfernt sah sie einen alten Mann des Weges kommen, der schließlich vor ihr stehen blieb, sich neben sie setzte und fragte;“wohin gehst Du? Wo möchtest Du hin?“
    „Ich weiß es nicht genau, ich möchte einfach ankommen. Beide Wege sind so uneinsichtig, dass ich nicht recht weiß welcher der richtige sein wird.“


    Der alte Mann sah sie an und meinte:“ das weiß man vorher nie.
    Egal welchen der beiden Du wählst, es mag sein, dass Du hinterher denkst, wäre ich doch den anderen Weg gegangen.“


    „Ja, ich weiß. Deshalb fällt es mir ja auch nicht leicht zu entscheiden, welchen ich nehmen soll.“


    Da schmunzelte der Mann und sagte:“Was würdest Du davon halten, wenn Du die einmalige Möglichkeit hättest, an diesem Scheidepunkt zu sehen, was beide Wege für Dich bereithalten?“


    Sie sah ihn an und meinte;“Das wäre schon schön wenn das möglich wäre, dann könnte ich mich viel besser für den richtigen Weg entscheiden und müsste hinterher nicht enttäuscht sein wenn ich den falschen ginge.“

    „Na gut“ sagte der alte Mann daraufhin mit einem geheimnisvollen Lächeln.
    „Ich werde Dich beide Wege vorher gehen lassen, dann kannst Du entscheiden, für welchen Du Dich entscheidest.“


    Sie sah ihn erstaunt an, wollte ihn gerade fragen, wie er das meine, da sah sie sich schon laufen.


    Der Weg war ansteigend, unübersichtlich aber ihre Schritte federten leicht auf dem Boden.
    In der Ferne sah sie den Gipfel eines kleinen Berges auf den die Sonne schien.
    Sie erklomm Diesen und oben angekommen hatte sie die schönste Aussicht, die sie je sah.
    Sie empfand unbändige Freiheit und Freude, ein ungeahntes Hochgefühl
    Der Weg führte weiter, hinab. Sie stolperte, fiel und fiel immer tiefer. Unten angekommen prallte sie an einen Stein und stieß sich so heftig, dass es sehr wehtat.
    Die Schmerzen fühlend rappelte sie sich wieder auf, dem unübersichtlichen, zugewachsenen Wald hindurch weiter folgend. In der Ferne konnte sie wieder ein Leuchten sehen…


    Sie sah sich erneut losgehen. Diesmal war der Weg gerade und eben. Übersichtlich und leicht zu gehen, ohne Hindernisse oder Überraschungen.
    Sie meinte am Ende bereits das Ziel sehen zu können, ging geradewegs weiter. Es war nicht anstrengend, es ging sich ganz einfach. Aber sie empfand auch kein großes Hochgefühl. Es gab kein langes Verharren weder durch schöne Aussicht oder tiefen Fall. Sie ging einfach zügig ohne große Ablenkung immer dem Ziel entgegen…


    In dem Moment saß sie wieder auf dem Stein vor der Weggabelung, neben sich den alten Mann der sie gespannt ansah.
    „Nun kennst Du beide Wege.
    Entscheide Dich und gehe den richtigen Weg.
    Vielleicht gibt es ja auch keinen richtigen?
    Nimm den, den Du für Dich als den richtigen empfindest.
    Aber wähle klug…“


    Sie überlegte einen Augenblick, lächelte, sprang auf und ging auf die Weggabelung zu….

  • von Zimööönchen



    John rannte. Er konnte fühlen, wie das Blut in seinen Adern rauschte. Plötzlich zuckte er zusammen. War das eine Sirene? Waren die Bullen so nah? Er hastete in einen Hauseingang und verkroch sich hinter einem Müllcontainer.


    DCI Connor hatte gerade seinen ersten Kaffee getrunken, als der Anruf gekommen war: "Wir wissen, wer er ist - Großfahnung wird eingeleitet!" Der Kaffe war im Mülleimer gelandet, Connor war aufgesprungen und hatte sich aufgemacht, John Dane zu finden.


    Glück gehabt, doch keine Bullen, nur die Feuerwehr. Doch John wusste, er musste weg. Man hatte ihn gesehen, wie er den Touristen-Tussis in der Brick-Lane aufgelauert hatte, die so spät noch unterwegs waren. Ein viel zu heißes Pflaster, doch inzwischen musste nehmen, was er kriegen konnte. Alle waren vorsichtig geworden, die Polizei und ihre Publicity waren schuld. So schnell er konnte, lief John nun durch Richtung Spitalfields Market, wo er hoffte, untertauchen und dann zu seinem Versteck gelangen zu können.


    Connor fluchte, als er seinen Wagen Richtung Whitechapel und Shoreditch steuerte. Zwei Tage durchstreifte er schon die Gegend. John zu finden hatte oberste Priorität, deshalb war auch er als DCI des Morddezernats mit auf der Straße. Sechs Morde hier im East End gingen auf Johns Konto, Touristen, die hierher kamen, zum Teil wohl auf des Rippers Spuren und die nun ein ähnlich brutales Ende fanden, wie dessen Opfer.


    John schmerzte die Lunge, aber er blieb nicht stehen. Wieder eine Sirene in der Nähe. Er wusste, die Bullen waren ihm auf den Fersen. Er legte nochmal an Tempo zu. Sein Versteck war nicht mehr weit.


    Dort! Connor meinte den Verdächtigen zu sehen. Der auffällige Körperbau und das Aussehen passten genau zu den Fahndungsfotos, zumal der Mann sich verdächtig benahm, rennend und sich umsehend wie ein gejagtes Wild. Connor gab Gas.


    Die Sirene kam eindeutig näher. Scheiße! John blickte sich um und sah einen Polizeiwagen, der auf ihn zukam. War das jetzt das Ende? Da, die Eisenbahn-Gleise, vielleicht war das eine Möglichkeit! John sprintete die Bahnstrecke entlang, dort war für das Auto kein Hinkommen.


    Connor parkte das Auto mit quietschenden Reifen, als der Verdächtige auf die Gleise kletterte. Eine Verfolgung zu Fuß war schwer, aber Funkgerät, Handschellen und Waffe hatte er griffbereit. Er sprang aus dem Auto, lief hinterher, doch er wusste schon, es sah schlecht aus. John hatte durch das Parkmanöver einen großen Vorsprung bekommen.


    Der Bulle war hartnäckig, lief ihm hinterher, war aber ein ganzes Stück zurückgefallen. Das war seine Chance! Er kannte sich hier aus, wenn er jetzt schnell genug war, konnte er entkommen! Schnell noch über die Eisenbahnbrücke, dann kletterte John den Bahndamm herab und lief, was das Zeug hielt. Der Polizist war gerade an der Brücke angelangt, als John schon um eine Ecke bog.


    Noch einmal drehte der Mann sich um, dann verschwand er im Gewirr der Gässchen. DCI Connor keuchte, hielt an und sah ihm von der Eisenbahnbrücke hinterher. Scheiße, weg war er! Er verfluchte seine Kondition und rief dann "Lauf doch John, wir kriegen dich trotzdem!". Die Suche ging weiter.