Broschiert: 448 Seiten
Verlag: Rowohlt Polaris (1. Dezember 2011)
ISBN-13: 978-3862520169
Preis broschiert: Euro 14.95
Preis E-Book Kindle: Euro 12.99
Autor
Olle Lönnaeus, geboren 1957, wohnt in Lund und arbeitet seit über zwanzig Jahren beim «Sydsvenska Dagbladet». Der Journalist hat für seine investigativen Reportagen bereits mehrere Preise erhalten. Für seinen Debütroman «Das fremde Kind» wurde Lönnaeus 2009 von der Schwedischen Krimi-Akademie mit dem renommierten Preis für das beste schwedische Krimidebüt ausgezeichnet – so wie vor ihm Åke Edwardson und Håkan Nesser.
Kurzbeschreibung/Klappentext
Als sich die Gefängnistore für Mike Larsson öffnen, hat der Ex-Kleinkriminelle mit dem großen Herzen nur einen Gedanken: endlich ein anständiges Leben führen und seinem Sohn Robin ein guter Vater sein. Mike kehrt zurück in seine Heimat, das Provinznest Tomelilla. Dort kommt er bei seinem alten Kumpel Rolle unter und findet Arbeit bei Schrotthändler Boris. Doch ganz so glatt läuft es dann doch nicht. Als Boris ihn nach Litauen schickt, um einen kleinen Auftrag zu erledigen, entpuppt sich der als nicht ganz harmlos. Irgendwie scheinen auch Robin und Rolle etwas vor ihm zu verbergen. Und welche Absichten hat die geheimnisvolle Amela, die plötzlich auf Boris’ Schrottplatz auftaucht?
Wieder einmal spielt das Leben Mike einen Streich. Ehe er sich’s versieht, hat er eine Leiche in der Tiefkühltruhe und steht unter Mordverdacht ...
Meine Meinung
Ein seltsamer und auf seine Weise schräger Roman der etwas verloren in der grossen weiten Bücherwelt steht und sich nicht ganz einfach in ein Genre einordnen lässt. Auf eine Art gewiss am ehesten ein Kriminalroman aber über weite Strecken könnte man ihn auch unter Belletristik einsortieren, wärs ein Film würde er vermutlich unter der Bezeichnung "Road-Movie" laufen. Er handelt von Menschen die man auf den ersten Blick als notorische Verlierer bezeichnen kann die aber in der Vergangenheit vom Schicksal arg gebeutelt und durch äussere Umstände zu chaotischen Sonderlingen wurden. Von Menschen die sich mit der Schwierigkeit konfrontiert sehen ihre Identität zu suchen und einen Platz im Leben und der Gesellschaft zu finden.
Der 45-jährige Mike Larsson ist nun einmal so, wie er ist. Durch Alkoholsucht unfähig das eine gegen das andere abzuwägen. Ein Mann der von Adrenalin und Testosteron gesteuert wird. Zwar mit einem grossen, weiten Herzen ausgestattet, aber mit einem Hirn, das viel zu übereilt Impulse an den Rest seines Körpers sendet. Und so kommt es, dass er wegen den Diebstahl von zwei alten Wäschetrocknern und anderen völlig sinnlosen Delikten mehrfach im Knast gesessen und ein langes Vorstrafenregister hat. Es wird höchste Zeit das er Herr über sein eigenes Leben wird.
Sein 14-jähriger Sohn Robin wächst in Kinderheimen und einer Pflegefamilie auf. Vom Pflegevater regelmässig misshandelt gerät er auf die schiefe Bahn und findet Anschluss bei einer rechtsextremen Jugendgang. Durch einen nächtlichen Blödsinn gerät er ins Abseits und ins Visier eines gierigen Reporters und schliesslich der Polizei. Nach langer Zeit endlich vereint kommen Mike und Robin im Haus von Mikes altem Jugendfreund, dem tablettensüchtigen Rolle unter. Das ungewöhnliche Trio fühlt sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder sozial integriert und sie geniessen das Leben. Zusammen erleben sie ein paar schöne Tage und glauben das nun bessere Zeiten folgen, bis Mike ganz unverhofft eine Leiche in Rolles Kühltruhe findet...
Ich habe einen typischen nordischen Krimi erwartet und dann finde ich ein Buch dessen Inhalt deutlich über die eines gewöhnlichen Krimis hinausgeht. Ein Buch über eine Vater-Sohn Beziehung die gerade eben beginnt und wachsen muss und in dem Sozialkritik ein grosse Rolle spielt. Von Menschen aus der tristen Unterschicht die eigentlich vom spiessigen Kleinbürgertum und der finanziellen Unabhängigkeit träumen aber leider tappen sie chronisch von einem Fettnäpfchen ins andere, geraten in wirre, verfängliche Situationen und an "falsche" Freunde.
Geschrieben ist dieser Schelmenroman in einer leicht verständlichen Sprache die zum lockeren weglesen einlädt. Der angepriesene Humor ist vorhanden aber ich konnte ihn in manchen Passagen nicht immer finden und so entsteht eine Geschichte die nachdenklich macht und die vordergründige Lockerheit weicht zuweilen ernsthaften Gedanken. Ein überraschend gutes Buch dessen lesen sich lohnt und ich mit hervorragenden 9 Punkten bewerte.