Titel: Mutproben. Ein Plädoyer für Ehrlichkeit und Konsequenz
Autor: Ole von Beust
Verlag: Gütersloher Verlagshaus
Erschienen: April 2012
Seitenzahl: 205
ISBN-10: 3579066625
ISBN-13: 978-3579066622
Preis: 19.99 EUR
Ole von Beust war in der Zeit vom 2001 bis 2010 Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg. In diesem Buch versucht er eine Bilanz zu ziehen, eine Bilanz nicht nur seines politischen Lebens, sondern auch eine Bilanz seines bisherigen Lebens überhaupt. Offen und ohne ideologische Scheuklappen redet bzw. schreibt er „frisch von der Leber weg“.
Da ist jemand, der durchaus selbstbewusst daherkommt, der aber auch zu seinen Fehlern steht und diese Fehler nicht anderen in die Schuhe schiebt.
Ole von Beust geht ausführlich darauf ein, dass er sich 2001 mit der Schill-Partei und der FDP verbündet hat und dass die CDU mit diesen beiden Parteien eine Koalition eingegangen ist. Es ging in erster Linie darum, eine vierundvierzigjährige Herrschaft der SPD in der Hansestadt endlich zu beenden. Ole von Beust erzählt aber auch, wie Schill später versuchte ihn zu erpressen, als von Beust dessen Staatsrat Wellinghausen entlassen musste. Und so wurde auch Schill entlassen. Bei den nächsten Wahlen errang dann die CDU in Hamburg die absolute Mehrheit.
Der Untertitel spricht von „Ehrlichkeit und Konsequenz“ und genau das ist es, was man in diesem Buch findet. Es ist ein ehrliches Buch. Da ist ein Politiker der eben auch weiß, dass die Politik wichtig ist, aber das das Leben darüber hinaus auch noch ganz viele andere Facetten, Eindrücke und Lebenseinstellungen bereithält. So spricht er offen über seine Homosexualität, trägt sie aber nicht wie ein Qualitätsmerkmalsbanner vor sich her. Sie gehört zu seinem Leben dazu – und mehr ist da dann auch nicht.
Ole von Beust spricht auch über seine Kindheit, über die Einflüsse seines Elternhauses auf sein Denken und auf sein politisches Engagement und in diesem Zusammenhang auch von dem tiefen Verhältnis zu seinem Vater.
Durch dieses Buch lernt man in erster Linie den Menschen Ole von Beust kennen. Ein Mensch der durch Karl Popper, durch christliche Werte und durch das Elternhaus geprägt wurde. Ein Mensch der immer auch dem Neuen gegenüber aufgeschlossen ist, dem Intoleranz ein Greul ist, der immer zuerst den Menschen sieht, nicht aber dessen Herkunft. Von Beust ist darüber hinaus ein überzeugter Europäer, der für die Kleingeistigkeit der heutigen Politik in Bezug auf Europa absolut kein Verständnis aufbringen kann.
Ole von Beust ist der etwas „andere“ Politiker. Ein Mensch der seinen Überzeugungen treu geblieben ist, der sich von nichts und niemand hat verbiegen lassen – der immer bereit war auch mal in eine neue Richtung zu gehen, der risikobereit auch den Mut zu vermeintlich unpopulären Entscheidungen hatte. Es war schließlich Ole von Beust, der die erste schwarz-grüne Koalition auf Länderebene führte – ein Bündnis das sich durchaus bewährt hat, ein Bündnis das über kurz oder lang wohl auch in der Bundespolitik kommen wird.
Ein sehr lesenswertes Buch, das wieder Lust auf Politik macht. Geschrieben von einem Mann, dem es in erster Linie um die Sache geht und erst dann um die Partei. Aber auch geschrieben von jemand, der das politische Amt nicht als Lebensaufgabe sieht, sondern der politische Funktionen als „Ämter auf Zeit“ ansieht und danach auch gehandelt hat.