Brauche Hilfe bei Übersetzung: Bayerisch > Deutsch

  • Ich wohne jetzt schon eine Weile in Bayern, aber bei der Sprache werde ich wohl niemals durchsteigen. Deshalb musste ich leider auch passen, als mich eine Freundin fragte, ob ich ihr diese Passage aus den Buddenbrooks von Thomas Mann übersetzen kann:


    Zitat

    I hab' mi allweil g'schunden, und jetzt will i mei Ruh, Himmi Sakrament. Mer vermieten's Parterre und die zwoate Etasch, und dahier hamer a guate Wohnung und können a Schweinshaxen essen und brauchen uns net allweil gar so nobi z'sammrichten und aufdrahn … und am Abend hab' i 's Hofbräuhaus. I bin ka Prozen net und mag net allweil a Göld z'ammscharrn; i mag mei G'müatlichkeit! Von morgen ab mach' i Schluß und werd' Privatier!


    Es geht speziell um den fett markierten Teil. Den Rest verstehen wir noch einigermaßen, aber mit "nobi z'sammrichten und aufdrahn" kann keine von uns was anfangen.


    Ich hoffe, hier finden sich einige Leute, die weniger Probleme mit Bayerisch haben und uns sagen können, was das bedeutet. :-)

  • Ich würde darauf tippen, dass sie sich nicht immer nobel herrichten müssen, also nicht extra kleiden und schminken müssen, weil sie zu Hause essen.


    Aber ich kann kein Bayrisch, ich entziffere nur.


  • Ich hab mich immer geschunden, und jetzt will ich meine Ruhe, Himmel Sakrament. Mir vermietens Paterre und die zweite Etage, und daher haben wir eine gute Wohnung und können einen Schweinshaxen essen ... und brauchen uns nicht immer gar so nobel zusammenrichten und aufdrehen ... und am Abend habe ich das Hofbräuhaus. Ich bin kein Geizhals und mag nicht immer das Geld zusammenhalten, ich mag meine Gemütlichkeit! Von morgen ab mach ich Schluß und werde Privatier.


    Der Dialekt ist aber sehr oberbayrisch, ich denke so haben die eingesessenen älteren Münchener gesprochen

  • :grin Ich hab sogar eins (von einem anderen Verlag), das haben mir meine Ex-Kollegen damals zum Abschied geschenkt. Die meisten Begriffe aus diesem Text sind aber nicht drin, die sind wohl einfach zu alt. Gerade bei "aufdrehen" war ich mir sehr unsicher, ich hatte aber auch kurz verdrängt, dass Buddenbrooks nicht gerade von 2011 ist ... :lache


    Danke auf jeden Fall für eure Hilfe! Wir brauchen das für eine recht genaue Textanalyse, ansonsten hätten wir uns sofort auf unsere doch recht unsichere Interpretation verlassen.

  • Zitat


    Der Dialekt ist aber sehr oberbayrisch, ich denke so haben die eingesessenen älteren Münchener gesprochen


    Worüber ich gestolpert bin, ist das Wort "Prozen". Habe ich in der Bedeutung noch nie gehört. Ein geldgieriger Mensch ist bei uns ein "Ruach". "Proz" kenne ich nur in der Bedeutung "Kröte" :grin.
    Allerdings bin ich zwar aus Oberbayern, aber vom Land. Vielleicht ist der Ausdruck Stadtbairisch.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Jemand der prozt ist ein Angeber, geht mehr ins niederbayrische als ins oberbayrische. Aufdrahn würde ich in diesem Fall mit aufdonnern übersetzen.


    Wenn du noch ein spezielles Wort brauchst, einfach melden :-)

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

  • Zitat

    Original von Wuermchen


    Ich komme zwar aus Franken, hätte protzen aber nun überhaupt nicht für ein Dialektwort gehalten, sondern für astreines Hochdeutsch :gruebel


    Aber nur mit tz. :grin

  • Zitat

    Original von Wuermchen
    Ich komme zwar aus Franken, hätte protzen aber nun überhaupt nicht für ein Dialektwort gehalten, sondern für astreines Hochdeutsch :gruebel


    Als Verb kenne ich's im Bairischen auch nicht, aber ich kenne noch das Adjektiv "pro(t)zert": angeberisch, herumprotzend ("Dua no recht protzert sei!" als Ausruf, wenn jemand nach Ansicht des Sprechers zuviel Geld ausgibt). - Das würde aber zu der Bedeutung Geizhals im Text überhaupt nicht passen.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Zitat

    Original von ODYS


    Ich hab mich immer geschunden, und jetzt will ich meine Ruhe, Himmel Sakrament. Mir vermietens Paterre und die zweite Etage, und daher haben wir eine gute Wohnung und können einen Schweinshaxen essen ... und brauchen uns nicht immer gar so nobel zusammenrichten und aufdrehen ... und am Abend habe ich das Hofbräuhaus. Ich bin kein Geizhals und mag nicht immer das Geld zusammenhalten, ich mag meine Gemütlichkeit! Von morgen ab mach ich Schluß und werde Privatier.


    Der Dialekt ist aber sehr oberbayrisch, ich denke so haben die eingesessenen älteren Münchener gesprochen


    Genauso hab ichs auch verstanden.

  • ich nehm mal hier den ganzen Text rein hoffe ich werd da nicht gebissen deswegen :-D


    ch hab mich immer --geschunden= abgeplagt oder abgearbeitet --, und jetzt will ich meine Ruhe, Himmel Sakrament. Mir vermietens Paterre(Erdgeschoss) und die zweite Etage, und --daher= hier-- haben wir eine gute Wohnung und können eine Schweinshaxe essen ... und brauchen uns nicht immer -gar so nobel zusammenrichten und aufdrehen= so vornehm anzuziehen und herzurichten-- ... und am Abend habe ich das Hofbräuhaus.


    Ich bin kein Geizhals= Angeber und mag nicht immer das Geld zusammenhalten, ich mag meine Gemütlichkeit! Von morgen ab mach ich Schluß und werde Privatier.


    der letzte Satz wär dann so
    Ich bin kein Angeber und will nicht immer nur sparen, ich möchte es gemütlich haben. Von Morgen an ist Schluss und werde Privatier.(ist jemand der es sich leisten kann nicht arbeiten zu müssen ) :-)

  • Oberpfälzer Sichtweise: prozen kenne ich als Verb oder Adjektiv, doch nicht als Substantiv (wie hier im Text). "Geizhals" trifft es für mich nicht, weitaus besser gefällt mir "Angeber".

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021