Patricia Görg - Handbuch der Erfolglosen. Jahrgang zweitausendundelf

  • Titel: Handbuch der Erfolglosen. Jahrgang zweitausendundelf
    Autorin: Patricia Görg
    Verlag: Berlin Verlag
    Erschienen: März 2012
    Seitenzahl: 223
    ISBN-10: 3827010829
    ISBN-13: 978-3827010827
    Preis: 19.90 EUR


    Das sagt der Klappentext zu diesem Buch:


    "Das Jahr, in dem der deutsche Ausstieg vom Ausstieg aus dem Atom - ausstieg beschlossen wurde, der Euro gerettet werden sollte und Nordafrika sich umkrempelte. Aufgefordert dazu, ein Tagebuch zu schreiben, notierte Patricia Görg wöchentlich die hereinflutenden Medialitäten, ergänzte sie aber um Erlebnisse mit Künsten und Wissenschaften sowie mit fast erfundenen Fallgeschichten, deren Helden, wie wir alle, letztlich erfolglos bleiben müssen."


    Dieses Buch ist weitaus mehr als eine dieser 08/15-Chroniken, als einer dieser seelenlosen Jahresrückblicke wie man sie beispielsweise aus dem Fernsehen kennt. Patricia Görg zählt nicht nur stereotyp die Ereignisse des Jahres 2011 auf und schreibt sie dann listenmässig wie den ALDI-Einkaufszettel untereinander; nein, sie macht mehr aus dieser sehr persönlich und individuell gestalteten Chronik. Sie kommentiert, sie reichert an und sie schaut auch hinter die Dinge.Und das macht sie auf eine unnachahmlich leicht ironisch-wehmütige Art und Weise. Es ist dieser Schreibstil, es sind diese Gedankengänge, die dieses Buch zu einem kleinen sprachlichen Kunstwerk werden lassen, ein Kunstwerk, in welchem auch das Inhaltliche nicht zu kurz kommt.


    Und hinter allem steht die Frage, ob diese Ereignisse und die diese Ereignisse prägenden Menschen nur Zufallsprodukte im Handeln und im Sein sind - oder ob vielleicht ein Handlungsmuster zu erkennen ist. Was ist Wirklichkeit, was ist Wunschdenken, was ist falsche oder gar keine Interpretation. Und, ist die Wirklichkeit mehr als zwei Pfennig wert?


    Patricia Görg wurde 1960 in Frankfurt/Main geboren. Sie studierte Theaterwissenschaft, Psychologie und Soziologie und lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. Sie schreibt nicht nur literarische Texte sondern auch Essays und Hörspiele.In jedem Falle ist sie eine Autorin, die viel zu wenig gelesen wird.


    Dieses Buch kann Sichtweisen verändern, es kann Sichtweisen aber auch
    verhärten. In jedem Falle aber animiert es dazu, den eigenen Denkapparat mal wieder einzuschalten - diesen besonderen Mechanismus, der in unserer Zeit eigentlich sehr oft nur auf Sparflamme läuft.


    Nur um jetzt einmal ein Beispiel zu nennen, sei dieser Ausspruch von Friedrich Kittler (Seite 28) zum intensiveren Nachdenken aufgeführt, unabhängig davon ob man mit seinem Inhalt konform geht oder nicht:


    Professor Kittler: "Revolutionen werden für die amerikanischen Medien von amerikanischen Medien inszeniert. Ich bitte Sie, den Medienereignissen nicht einfach so zu trauen, dass Sie sie mit Politik verwechseln."


    Mehr zu Professor Friedrich Kittler findet sich hier....


    Eine Provokation oder mehr? Diese Frage möge jeder für sich selbst beantworten.


    Patricia Görg hat ein kluges Buch geschrieben, ein Buch, das meiner Meinung nach sehr viele Leser verdient hätte.


    Sehr empfehlenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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