Zorniger und hoffnungsvoller Brief an meine Landsleute. Gefolgt von "Unser Herz schlägt in Tunis". Vier Essays und ein Interview aus Anlass des arabischen Frühlings
Verlag: Merlin-Verlag, 2011
Broschiert: 83 Seiten
Kurzbeschreibung:
Boualem Sansal, das "unbequeme Gewissen Algeriens" (taz) attackiert die Tabus der nordafrikanischen Gesellschaft. Dabei macht er nicht Halt vor den korrupten Machteliten, zu denen auch die Islamisten gehören.Boualem Sansal gehört zu den wenigen Intellektuellen Algeriens, die noch in der Heimat leben und dort unerschrocken Kritik an den im Land herrschenden politischen, kulturellen und sozialen Verhältnissen üben.In seinem 2006 in Frankreich erschienenen offenen Brief appelliert Boualem Sansal an den Dialog. Diese Einladung zum Gespräch richtet sich jedoch keineswegs nur an die Landsleute in der Heimat und die vielen in der Emigration lebenden Algerier. Sansal hält mit seiner nüchternen, messerscharfen Analyse der Verhältnisse einmal mehr auch den Bürgern der westlichen Welt den Spiegel vor. So ist sein offener Brief eine Aufforderung an alle aufgekärten Weltbürger, öffentlich für Freiheit und Menschlichkeit und gegen Verblendung und Indoktrinierung durch politische Systeme und Kasten einzutreten.
Über den Autor:
Boualem Sansal, geboren 1949, begann im Alter von 50 Jahren die literarische Karriere des gelernten Ingenieurs und Ökonoms. Boualem Sansals erster Roman wurde von der Kritik gefeiert und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Als Direktor im algerischen Industrieministeriums wurde er jedoch entlassen. In seinem gesamten Werk setzt sich der international renommierte Autor auf bisher ungehörte Weise mit der traumatischen Situation in Algerien auseinander und macht deutlich, dass die Situation in Nordafrika viel mit Europa zu tun hat. 2011 wurde Boualem Sansal mit dem "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels" ausgezeichnet und mit dem "Gert Jonke-Preis".
Mein Eindruck:
Der Algerier Boualem Sansal ist Preisträger des Friedenspreis des deutschen Buchhandels.
In Zeiten der Schrecken und Massaker in Syrien lese ich dieses Buch, um noch mehr über die Zustände im arabischen Raum zu erfahren.
Sansal schafft es, wirklich konkret zu werden. Seine Essays sind von Klarheit und Realismus bestimmt.
Es beginnt mit „Zorniger und hoffnungsvoller Brief an meine Landsleute“ von 2006, in dem sich Sansal intensiv Algeriens vergangener und aktueller Situation widmet. Sansal ist leidenschaftlich und in der Wortwahl eindeutig. Dem Status Quo hält er den Spiegel vor. Gleichzeitig macht sich Sansal und seinen Lesern nichts vor. Das zersplitterte Algerien hat als Opposition keine Einheit.
Die Eassys „Unser Herz schlägt in Tunis“ von Boualem Sansal, die er aus Anlass des arabischen Frühlings schrieb, erschienen 2011 in Die WELT, Die literarische Welt und lettre International.
Das Interview mit Sansal, geführt von Reiner Wandler, erschien in „die Tageszeitung„.
Sansal erweist sich als Pessimist, der glaubt, dass die ungewöhnlichen Strukturen Algeriens eine erfolgreiche Revolution nicht ermöglichen.
Er schreibt über die Revolutionäre und de Feinde der Revolution. Dann gibt es noch einen weiteren Feind, die Islamisten. Der dritte Feind ist die internationale Gemeinschaft´(Europa und die Vereinigten Staaten), die die Revolution fürchten, weil sie nur das Öl und eine angebliche Stabilität interessiert.
Sansal ist Realist und Skeptiker, nur bei Tunesien ist er zuversichtlich.